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Stevie Wonder / Original Musiquarium I – Do-LP-Review

Selbst Hardcore-Fans diverser Genres werden Stevie Wonder – zumindest dem Namen nach – kennen.
Um bei drei LPs zu einer Entscheidung zu kommen, wurde sozusagen der Abzählreim-Zufall hinzugezogen.
Ene, mene, muh – und raus bist du! "Hotter Than July" (1980).
Ene, mene, muh – und raus bist du! "Talking Book" (1972).
Übrig blieb schließlich "Original Musiquarium I" aus dem Jahr 1982.
Die auf der Doppel-LP vertretenen Songs gehen zurück bis in das Jahr 1972.
Zu dem Zeitpunkt stand "Music Of My Mind" in den Regalen der Plattenläden.
Das vorliegende Album verfügt über einige Hits, wenn nicht Ohrwürmer.
Stevie Wonder kocht auch nur mit Wasser. Allerdings stammt sein Wasser aus einer edlen Soul-/R&B-/Funk-Quelle.
Als das Album 1982 auf den Markt kam, gab es pro Plattenseite einen neuen Song. Die vier Lieder spielte Stevie Wonder (fast) im Alleingang ein. Unterstützung gab ihm unter anderem Benjamin Bridges auf der Gitarre.

Jede Plattenseite serviert uns mindestens einen Hit.
Doch beginnen wir mit dem Blick auf das Album beim allerletzten Song. "Do I Do" gehört zu einem der vier bereits erwähnten neuen Lieder.
Als Single – um die Hälfte der zehneinhalb LP-Minuten gekürzt – war auch so etwas wie ein Hit. Diese quirlige Funk-Nummer mit Jazz-Anleihen wurde gemeinsam mit Trompeter Dizzy Gillespie eingespielt. Recherchen ergaben, dass Nathan Watts den toll intonierten Bass zupfte. Die eine oder andere Solo-Phase gehört ebenfalls ihm und Stevie Wonder rappt sogar. Auch wenn es einen Track mit dem Titel "Master Blaster (Jammin')" heißt, dann wird in der "Do I Do"-LP-Version definitiv gejammt. Herausragend!

Die ganze Chose beginnt mit "Superstitition", einem Welthit, dem man wohl nichts weiter hinzufügen muss. Der Funk sprüht aus allen Rillen.
Der Funk regiert auch die weiteren Lieder auf der ersten Seite der ersten LP, allerdings in ganz unterschiedlicher Ausprägung. In "You Haven’t Done Nothing" rundet die Horn-Section und das herrliche Synthesizer-Solo den sehr positiven Eindruck ab.
Stevie Wonder wird politisch, denn "Front Line" hat mit dem Vietmankrieg zu tun. Musikalisch bleibt es beim Funk, der hier durch Benjamin Bridges' E-Gitarre mehr Rock-Anteile abbekommt.

Für die zweite Seite des Albums muss die andere Scheibe aufgelegt werden, denn die vorliegende Version fasst die Seiten A und D sowie B und C zusammen. Dem Code zufolge handelt es sich um eine in Großbritannien erschienene Ausgabe.

"Superwoman (Where Were You When I Needed You)" und die folgenden Songs der Seite zeigen Stevie Wonder eher in der balladesk-verträumten Rolle des Sängers und Musikers.
Logisch, hier liegt dem Hörer "You Are The Sunshine Of My Life" immer noch besonders nachhaltig in den Gehörgängen. Toll!
"Ribbon In The Sky" ist ein wunderschönes Liebeslied, in dem der Protagonist zeigt, dass er auch jazzige Variationen überzeugend beherrscht.
Im Vergleich zur fetzigen ersten Seite gibt es jetzt doch einen Kontrast dazu.

Ach, einfach herrlich, dieses "Higher Ground" und gleich danach wird nicht erst bei "Sir Duke" die Tanzfläche bevölkert. Man hat immer noch so viel Spaß bei diesen Liedern. Funk wurde bei Stevie Wonder groß geschrieben.
Ausnahmen bestätigen auch bei ihm die Regel, denn "Master Blaster (Jammin')" ist klasse Reggae, wobei gerade "Boogie On Reggae Woman" von keinem Jamaika-Sound geprägt ist, sondern die Harp und das Piano haben hier ordentlich was zu sagen.
"That Girl" übt sich in einer gewissen Zurückhaltung, auch wenn der Rhythmus zupackend ist. R&B und Soul sind ja auch die Stärken des Künstlers. Hinhörer!

Schließlich sind wir wieder bei der vierten Seite angekommen und genießen "I Wish".
Auch "Isn’t She Lovely" gehört zu den weltweiten Hits. Da singt/summt man auch ohne musikalische Vorlage mit.

Compilations hin oder her, "Original Musiquarium I" ist damals wie heute die besondere Zusammenstellung eines Weltstars, der im Wonnemonat Mai 2020 seinen siebzigsten Geburtstag feierte.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Stevie Wonder (wie im Gatefold-Cover angegeben):

Stevie Wonder (vocals, piano, synthesizers, harmonica, Fender Rhodes, percussion)
Nathan LaMar Watts (bass)
Dennis Davis (drums)
Earl DeRouen (percussion)
Rick Zunigar (guitar)
Ben Bridges (guitar)
Isaiah Sanders (Fender Rhodes)
Windy Barnes (background vocals)
Melody McCully (background vocals)
Sherley Brewer (background vocals)
Alexandra Brown (background Vocals)
Horns:
Eugene Ghee
Janice Robinson
Britt Woodman
Virgil Jones
Anthony Tooley
Victor Paz
Clifton Anderson
Earl McIntyre
Frank Wess
Robert Rutledge
Lorenz Wyche
J.D. Parran
Robert Eldridge
Alfred Wilson
Larry Gittens

Tracklist "Original Musiquarium I":

LP 1: Side A:

  1. Superstition
  2. You Haven’t Done Nothing
  3. Living For The City
  4. Front Line

Side B:

  1. Superwoman (Where Were You When I Needed You)
  2. Send One Your Love
  3. You Are The Sunshine Of My Life
  4. Ribbon In The Sky

LP 2: Side A:

  1. Higher Ground
  2. Sir Duke
  3. Master Blaster (Jammin')
  4. Boogie On Reggae Woman
  5. That Girl

Side B:

  1. I Wish
  2. Isn’t She Lovely
  3. Do I Do

Gesamtspielzeit: 41:43 (LP 1), 44:07 (LP 2), Erscheinungsjahr: 1982

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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