
Vom Cover und dem Titel dieser Scheibe sollte sich niemand abgeschreckt fühlen, um diesen Punkt gleich mal von vornherein abzuhaken. Denn die Sticky Boys und ihr "Calling The Devil" haben mit dem Gehörnten ungefähr genauso viel am Hut wie AC/DCs "Highway To Hell" oder 99,5 % aller Black Sabbath-Songs. Da wird ein bisschen kokettiert, das soll vielleicht ein bisschen Eindruck machen und das war’s auch schon. Wobei die Band diese Verkleidung eigentlich überhaupt nicht nötig hätte, wenn man sich ihren musikalischen Output mal betrachtet. Aber dazu später mehr.
Das klassische Trio Sticky Boys stammt aus dem schönen Frankreich, genauer gesagt direkt aus der dortigen Hauptstadt Paris. In den letzten fünf Jahren wurde so ungefähr jede Bühne beackert, die nicht rechtzeitig auf den Bäumen war und mit dem bereits oben erwähnten "Calling The Devil" liegt nun der dritte Longplayer vor. Die Franzosen zocken einen herzerfrischenden, punktgenau zwischen die Lichter gehenden Mix aus Heavy Rock, Hard Rock, Punk Rock und Street Rock. Und das ohne nach links, rechts, hinten oder zur Seite zu schauen. Unangepasst, kompromisslos, mit jeder Menge Wucht und dennoch vielzähligen Melodien und Mitsingrefrains ausgestattet werden auf den vorliegenden 14 Tracks erst gar keine Gefangenen gemacht.
Nach dem etwa einminütigen, eher ruhigen Intro "In Confidence" macht "Better Days" zum ersten Mal so richtig fett Laune. Die Drums poltern im Hintergrund, der Bass kann sich von gewissen Lemmy-Einflüssen nicht wirklich freisprechen, die Gitarre haut zwar relativ simple, dafür aber richtig effektive Riffs raus und der Gesang ist so ungestüm wie mitreißend. Mit "Good Morning Sunshine" kommt anschließend direkt der nächste absolute Kracher um die Ecke und einmal mehr kann man einerseits nochmal Motörhead, interessanterweise in den Strophen aber auch irische Einflüsse raushören. Wie gemacht für ein echtes Rock’n’Roll-Fest, während dem sich die Nachbarn am besten in Sicherheit, bestenfalls irgendwo im Urlaub befinden.
Vom Intro mal abgesehen bewegen sich die Tracks zeitlich – wie es sich für waschechte Rocker gehört – im Rahmen zwischen 1:40 und 4:35 Minuten. Spätestens in dieser Spanne musste alles gesagt sein, was den Musikern zu den jeweiligen Themen auf der Zunge lag. Für die Sticky Boys keine Herausforderung, sondern vielmehr ein Kinderspiel. Zwischen den explosiven Rockern taucht dann aber immer wieder auch mal sanfteres, teilweise psychedelisches Material (wie etwa "The Vision" oder "An Afternoon In The Park") auf, das nicht nur die Abwechslung am Leben erhält, sondern auch mal eine willkommene Durchschnaufpause beschert. Plötzlich ist man also nicht mehr im Motörhead/Rose Tattoo-Land, sondern irgendwo in den späten sechziger Jahren gelandet. Ist aber genauso gut!
Witzigerweise erinnert "Ready To Go" sogar etwas an die legendären Ramones, was nochmal eine zusätzliche Dosis Spaß in diese Geschichte bringt. Vor allem – und das ist der entscheidende Punkt – weil die Sticky Boys keine Angst davor haben, ihre Inspirationen offen preis zu geben. Dies gepaart mit der Fähigkeit selbst richtig coole Nummern zu schreiben und aufs Band zu bringen, macht das dann eine hochexplosive Mischung aus, die einfach nur rockt und einen Höllenspaß bringt. Ääähm, ja… Höllenspaß… jetzt ist die Assoziation dann doch da.
Aber Spaß beiseite, "Calling The Devil" der Sticky Boys ist ein sehr starkes Rockalbum geworden, vorausgesetzt man mag die vorgenannten Inspiritationsquellen und/oder hat einen Hang zu straighter Rockmusik. Meine Daumen gehen jedenfalls nach oben!
Line-up Sticky Boys:
Alex Kourelis (guitars, vocals)
J.-B. Chesnot (bass, vocals)
Tom Bullot (drums, vocals)
Tracklist "Calling The Devil":
- In Confidence
- Better Days
- Good Morning Sunshine
- Tough Machine
- The Lonely Tree
- The Vision
- An Afternoon In The Park
- Ready To Go
- The Dog Is Going Out
- Real People
- Calling The Devil
- Drifting Away
- She Won’t Let Me In
- Elvis 666
Gesamtspielzeit: 45:25, Erscheinungsjahr: 2017
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