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Stolen Rhodes / Bend With The Wind – CD-Review

CD-Review-Stolen Rhodes-Bend With The Wind

Southern Rock aus dem Norden gibt’s nicht, oder? Aber locker gab und gibt es den, denn glücklicherweise macht die Musik nicht vor irgendwelchen Grenzen oder Begriffen halt, die sich irgendjemand mal dafür ausgedacht hat. Die Band Stolen Rhodes stammt aus dem Nordosten der USA, genauer gesagt aus dem Bundesstaat New Jersey. Und um noch etwas genauer zu sein eigentlich nur ein paar wenige, unwesentliche Meilen entfernt von Asbury Park, der Heimat des Boss'. Ich will euch hier auch gar nicht weiter mit der Vorgeschichte der Band langweilen, sondern lediglich noch erwähnen, dass "Bend With The Wind" nach der Debütscheibe "Falling Off The Edge" und einer EP die mittlerweile dritte Veröffentlichung der Amerikaner ist.

Was mit "Sunshine Prophet" schon richtig stark, riffenden Gitarren, einem Tier an der Schießbude und sehr guten Gesangsmelodien beginnt, zieht sich anschließend auch durch alle neun Eigenkompositionen. Mit dem Opener wird erstmal kräftig Dampf im Kessel gemacht, die Gitarristen spielen traumwandlerisch zusammen und auch das Arrangement glänzt mit einer überraschenden Bridge. "Good Time Charlie" setzt nahtlos an, würde sogar als Single-Auskopplung eine verdammt gute Figur machen. Mit den vom Promoter gemachten Vergleichen (Allman Brothers Band, der Gesang klänge etwas nach Caleb Followill von den Kings Of Leon oder Paul Rodgers zu Zeiten von Free) stimme ich nicht überein, für mich kommen da Lynyrd Skynyrd seit den Jahren mit Johnny Van Zant am ehesten in Frage. Das soll aber nicht heißen, dass Stolen Rhodes eine eigene Note vermissen lassen würde. Mit "Devil From Above" geht es erstmals etwas ruhiger zur Sache und erneut tauchen Skynyrd vor dem geistigen Auge auf.

Als Rausschmeißer überrascht Stolen Rhodes noch mit einem Coversong, nämlich "Rosalita (Come Out Tonight)", bei dem es sich selbstverständlich um das Bruce Springsteen-Stück handelt. Auch hier lässt das Quartett keine Schwäche erkennen und erweist seinem Fast- bzw. Ex-Nachbarn damit die Ehre. Die Tempi der Nummern bzw. die Tracklist wurden sehr abwechslungsreich gestaltet, sodass es Schlag auf Schlag zwischen Rockern und ruhigeren Stücken (Balladen wäre entschieden das falsche Wort) hin und her pendelt. Alle vier Musiker beteiligen sich am Gesang, weshalb auch diesbezüglich durch die kraftvollen Background Vocals immer für viel Druck gesorgt wird. Wenn es nach meinem Geschmack gegangen wäre, hätte die Pianoarbeit ruhig auch öfter mal im Vordergrund stehen dürfen, aber das ist schon Jammern auf sehr hohem Niveau.

Okay, die Story zum Bandnamen muss ich dann doch noch erzählen. Tatsächlich war es nämlich so, dass dem Frontmann Matt Pillion (der auch für die Tasten verantwortlich ist) vor Jahren mal sein Rhodes Piano gestohlen wurde. Manifestiert wurde der Name schließlich dadurch, dass die Band die Möglichkeit in den Raum stellt, es könne eventuell – unter Umständen – passiert sein, dass einige (namentlich nicht weiter erwähnte Musiker) im Anschluss selbst unter die Langfinger gegangen seien, um die Instrumentierung der Combo auf dem aktuellen Stand zu halten. Herrlich!

Um zum Fazit zu kommen, kann ich Stolen Rhodes bzw. "Bend With The Wind" eigentlich nur jedem (Southern-) Rock-Fan ans Herz legen. Sicherlich bekommt man hier nicht unbedingt Mucke geboten, die man noch nie zuvor gehört hat, aber das war auch gar nicht so vorgesehen. Die Songs glänzen durch gutes Songwriting, klasse Musiker und auch richtig starken Gesang. Haltbarkeitsdauer? Sehr lang…


Line-up Stolen Rhodes:

Kevin Cunningham (guitars, Dobro, background vocals)
Dan Haase (bass, background vocals)
Matt Pillion (guitars, keyboards, saxophone, lead vocals)
Eric Skye (drums, background vocals)

With:
Doug Green (background vocals – #10)
Joe Lam (background vocals – #10)

Tracklist "Bend With The Wind":

  1. Sunshine Prophet
  2. Good Time Charlie
  3. Devil From Above
  4. Preacherman
  5. Save Me
  6. Nowhere Fast
  7. Get On Board
  8. Makin' Money
  9. So Long
  10. Rosalita (Come Out Tonight)

Gesamtspielzeit: 43:36, Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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