Waren die Konzerte der schottischen Blues Rock- und (anfangs) Psychedelic Rock-Band Stone The Crows alleine schon aufgrund der Stimmgewalt von Maggie Bell immer schon ein echtes Erlebnis, so gelang dem Quintett im Jahr 1971 mit seinem dritten Album Teenage Licks auch auf dem Album-Markt der Durchbruch. Neben pausenlosem Touren ganz sicher ebenso ein Verdienst des (auch Led Zeppelin-) Managers Peter Grant, dem in den frühen Siebzigern scheinbar alles gelang, was er anpackte. "Teenage Licks" verkaufte sich sehr gut und wie es halt nun mal so war (und ist), schrie das Label direkt nach einem Nachfolgewerk, um den aktuellen Erfolg in weitere bare Münze umzusetzen. Die Band war jedoch so mit Gigs ausgebucht, dass überhaupt keine Zeit blieb, um sich in Ruhe ins Aufnahmestudio zu begeben. So wurde immer mal hier und da ein Tag für Aufnahmen dazwischen geschoben, wenn es eben ging. Was natürlich immer auf die Gefahr hinaus läuft, dass sich eine Scheibe wie Stückwerk anhören kann.
Noch viel schlimmer und wesentlich härter traf die Band jedoch, dass der Gitarrist Les Harvey beim Soundcheck zu einem Konzert am 3. Mai 1972 im englischen Swansea einen Stromschlag aufgrund eines ungeerdeten Mikrofons erlitt, den er nicht überlebte. Nachdem sich die anderen vier Musiker einigermaßen von dem ersten Schock erholt hatten und die Plattenfirma weiter Druck machte wurde klar, dass zumindest das nächste Album fertiggestellt werden musste. Für kurze Zeit sprang Peter Green (Ex-Fleetwood Mac) als Gitarrist ein, der sich jedoch sehr schnell wieder verabschiedete. Schließlich wurde Jimmy McCulloch neuer Gitarrist der Band, der auf zwei ("Good Time Girl" sowie "Sunset Cowboy") der sieben Tracks zu hören ist. Aber ehrlich gesagt, ist (von ein paar Songs abgesehen) von dem guten Les Harvey tatsächlich auffallend weniger zu hören, als gewohnt. Neben den genannten beiden Nummern mit McCulloch befinden sich weitere (beispielsweise "One More Chance") auf dieser Scheibe, die doch ganz klar vom Piano dominiert werden oder zumindest mit der Gitarre gleichberechtigt daher kommen. Nicht, dass das schlecht wäre, allerdings war es wohl auch eine aus der Not geborene Tugend.
Das Eröffnungs-Stück "On The Highway" erklingt jedoch in gewohnter Kraft und Stärke, ein Uptempo-Blues-Rocker gekrönt von der so rauen wie kraftvollen Stimme der guten Maggie. Klasse Beginn. Stone The Crows versuchten auf dieser Scheibe offensichtlich dasselbe Rezept wie beim Vorgänger, denn auch hier steht mit "One More Chance" erstmal eine Ballade an zweiter Stelle. Ein absolutes Highlight der Platte ist die Version des Klassikers "Penicillin Blues", bei der Harvey und Bell noch einmal ihr ganzes Können in den Ring werfen können. Die schottische Front-Lady wurde damals eh schon oft als 'europäische Janis Joplin' abgefeiert und bei dieser Nummer adoptiert sie dann auch die Stilistik ihrer amerikanischen (zu dem Zeitpunkt ebenfalls schon verstorbenen) Kollegin fast eins zu eins. Macht aber gar nichts, denn eine Maggie Bell konnte das, ohne auch nur im Ansatz peinlich oder aufgesetzt zu wirken. Nicht zu vergessen das bärenstarke, fast zehnminütige "Niagara". "King Tut" ist ein Instrumental, bei dem Harvey nochmal im Vordergrund steht. Die beiden von McCulloch an der Gitarre eingespielten Tracks sind ebenfalls sehr gut. Zum einen der Uptempo "Good Time Girl" mit Maggie Bell in ihrer Paraderolle, zum zweiten der dem Verstorbenen gewidmete, traurige Song "Sunset Cowboy". "Ontinuous Performance" hat durchaus seine Stärken, kann mit den ersten drei Alben – sicher auch wegen der schwierigen Aufnahmebedingungen – aber nicht ganz mithalten.
Obwohl Stone The Crows anfangs wohl tapfer weiter machte, kam die Band nie über den Tod von Les Harvey hinweg und löste sich schließlich 1973 auf. Das traurige Ende einer sehr starken und vielversprechenden Band. Maggie Bell veröffentlichte anschließend zwei Soloalben und Jimmy McCulloch wechselte zu Paul McCartney’s Wings, bevor er Ende der siebziger Jahre ebenfalls in viel zu jungen Jahren einer Überdosis erlag.
Wie bei allen der vier wiederveröffentlichten Alben hat der deutsche Soundkünstler Eroc das Remastering übernommen, was diesbezüglich alleine schon ein Garant für höchste Qualität ist. Wer diese Band bisher nicht kannte, hat hier also nochmal die Chance sie für sich zu entdecken. Es lohnt sich!
Line-up Stone The Crows:
Maggie Bell (vocals)
Colin Allen (drums)
Ronnie Leahy (keyboards)
Steve Thompson (bass)
Les Harvey (guitars)
Jimmy McCulloch (guitars – #5,7)
With:
The Pumping Spumona Horns (horns)
Tracklist "Ontinuous Performance":
- On The Highway
- One More Chance
- Penicillin Blues
- King Tut
- Good Time Girl
- Niagara
- Sunset Cowboy
Gesamtspielzeit: 39:55, Erscheinungsjahr: 2021 (1972)
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