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Stoppok – Konzertbericht, 07.03.2020, Der Anker Leipzig

Stoppok mit Band live im Anker Leipzig

Im Stadtteilzentrum Der Anker in Leipzig erwartet die Besucher demnächst fast ausschließlich deutschsprachige Livemusik. Bis Ende des Jahres sind hier illustre Gäste wie Renft, Ulla Meinecke & Band, Falkenberg, Die Zöllner, Die Seilschaft oder Wolf Maahn zu erleben.

Den Reigen des aktuellen Spielplans eröffneten am 07.03.2020 Stoppok & Band. Der Liedermacher, Multiinstrumentalist und Rock-Musiker ist bereits als Solist eine positive Ausnahmeerscheinung. Mit Verstärkung gestaltet sich der Auftritt zu einer Mischung, die in besonderer Weise mitreißt. Seit 1982 tritt Stoppok wahlweise solo oder mit Band auf.

Im Gepäck hat der Wahl-Hamburger seine aktuelle CD Jubel, die im Februar erschienen ist. Daraus stammen acht der insgesamt 23 Titel, die an diesem Abend erklingen. Bis zum fünften Stück, "Kein Update", spielen Stoppok und seine drei Bandmitglieder das Publikum erst einmal mit Kompositionen älteren Datums warm. Das brauchen sie eigentlich gar nicht, denn das Konzert im Anker gleicht unüberhörbar einem Heimspiel.
Die letzte Begegnung mit den Fans liegt eineinhalb Jahre zurück. Das Eis muss hier nicht brechen, denn die Besucher, die an diesem Abend gekommen sind, kennen die Stücke auswendig. Stoppok genießt es, wenn die Zuhörer aus lauter Kehle Zeile für Zeile singen.
Bereits der zweite Titel, "Alles klar", macht deutlich, welche enge Beziehung es zwischen dem Frontmann und seinen Anhängern gibt.

Seit 1982 ist Stoppok solo oder mit Band unterwegs.

Seit 1982 ist Stoppok solo oder mit Band unterwegs.

»Alles klar, Alles klar. Wenn du mich fragst, bei mir, bei mir ist alles klar. Alles klar, Alles klar« heißt es vor und auf der Bühne und für Stoppok ist es das Motto des Tages. Der volle Saal lässt eine Art Wohnzimmeratmosphäre entstehen. Später folgt "Wenn 2 (zueinander passen)". Das Liebeslied schrieb Stoppoks Freund Danny Dzuik. Es bleibt unausgesprochen, aber der Titel könnte ebenfalls für eine besonders enge Beziehung stehen: Jene zwischen Künstler und seinem Publikum.

Stoppok nimmt seine Fans in den Spielpausen in seinen kurzen Moderationen mit. Er spricht von seiner 'Omma', die ihm geraten habe, unbedingt in den sanierten Saal des Ankers zurückzukehren. 'Omma' steht für den Wortwitz, für den er 2015 den "Deutschen Kleinkunstpreis" in der Rubrik 'Chanson/Lied/Musik' erhalten hat. Doch Stoppok ist beileibe kein Musiker, der nur mit einer humorvollen Art auf heile Welt macht.
Aktuelle Themen gibt es auch auf "Jubel". Das bezieht sich nicht nur auf die Auseinandersetzung mit dem Internet ("100 Mio Follower", "Kein Update"). Die erste Single-Auskopplung der neuen CD "Lass sie rein", die das Thema Flüchtlinge zum Inhalt hat, habe dem Künstler den »ersten Riesen-Shitstorm meines Lebens« eingebracht. Das Publikum in Leipzig hat er an diesem Abend eindeutig auf seiner Seite. Das zeigt der kräftige Applaus nach "Lass sie rein".

Stoppok hat die Antwort auf die Herausforderungen des Alltags parat und teilt sie den Zuhörern mit: »Ich glaube, wir müssen völlig anders denken. Wir müssen mit dem Herzen denken«.
Musikalisch liefert er genau diese Antwort auf dem neuen Album. "Mal Dein Herz an" folgt auf "Lass sie rein" und "Denk da lieber nochmal drüber nach". Die Entstehung des letzteren Liedes liegt, wie ebenfalls "Dumpfbacke", fast 30 Jahre zurück. Beide wurden 1993 auf "Happy End Im La-La-Land" veröffentlicht. "Denk da lieber nochmal drüber nach" sei aktuell wie am ersten Tag. Das Lied sei zu einem Zeitpunkt entstanden, als »Populismus und das Dummsein aufkeimten«, sagt der Sänger zu dem Stück, das von Danny Dzuik stammt.

Kein erhobener Zeigefinger. Stoppok sagt (singt) es direkt.

Kein erhobener Zeigefinger. Stoppok sagt (singt) es direkt.

»Irgendwie haben wir am Zielpublikum vorbei geschrieben«, mutmaßt der Interpret, warum der Song noch immer aktuell sei. Stoppok kommt nicht mit einem erhobenen Zeigefinger. Er spricht die Ding deutlich an. Seine Songs mit direkter Ansprache, aber auch seine vertonte Poesie, machen ein Konzert mit ihm so wertvoll. Dank der drei Begleitmusiker verwandeln sich die Singer/Songwriter-Kompositionen zu ernst zu nehmenden Rock-Stücken in einer Mischung aus Rock’n’Roll und sattem Bluesrock.

Viele Nummern sind sogar tanzbare Rockmusik. Darauf aber verzichtet das Publikum und genießt stattdessen vielmehr das kollektive Erlebnis mit dem gemeinsamen Gesang. Lob gibt es dazu vom Mann auf der Bühne: »Gut singen können viele, aber Ihr habt auch schöne Stimmen«, würdigt er seinen textsicheren Chor. Die Liaison zwischen Stoppok und der traditionsreichen Spielstätte in Leipzig-Möckern sorgt für einen unterhaltsamen wie entspannten Abend. Erst nach zwei Stunden und 15 Minuten verschwinden Stoppok, Reggie Worthy, Sebel und Wally Ingram endgültig von der Bühne. Eine der folgenden Touren wird Stoppok garantiert bald wieder in die Renftstraße 1 bringen. Dann heißt es erneut "Alles klar."

RockTimes bedankt sich bei Starkult Promotion und dem örtlichen Veranstalter DAKE für die Foto-Akkreditierung und die freundliche Unterstützung.


Line-up Stoppok:

Stoppok (Gesang, Gitarren, Banjo, Mandoline, Waldzither, Schlagzeug)
Reggie Worthy (Gesang, Bass)
Sebel (Gesang, Hammond-Orgel, Wurlitzer-Piano, Piano)
Wally Ingram (Schlagzeug, Perkussion)

Setlist:

  1. Wie schnell ist nix passiert
  2. Alles klar
  3. Friss den Fisch
  4. La Kompostella
  5. Kein Update
  6. Geld oder Leben
  7. Pack mit an
  8. Zwei wunderschöne Augen
  9. Sei nicht sauer
  10. 100 Mio Follower
  11. Wenn 2 (zueinander passen)
  12. Man weiß es nicht
  13. Denk da lieber nochmal drüber nach
  14. Lass sie rein
  15. Mal Dein Herz an
  16. Oh Well
  17. Es hätte nicht besser komm könn
  18. Zwischen Twentours und Seniorenpass
  19. Du brauchst Personal
  20. Dumpfbacke

Zugaben:

  1. Verjubeln
  2. Aus dem Beton
  3. Tanz

 

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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