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Stoppok / Teufelsküche – CD-Review

Stoppok / Teufelsküche

Stoppok feiert runden Geburtstag. Das aktuelle Album "Teufelsküche" ist bereits sein 30. Werk seit seinem Karrierebeginn 1980. Wohlgemerkt sind in dieser Aufzählung, die unter dem Stichwort Diskografie bei Wikipedia nachzulesen ist, nicht nur Studioalben enthalten. In der Aufzählung ist der Original-Soundtrack zum Sönke Wortmann-Film "Das Superweib" (1996) ebenfalls enthalten und wird gewertet wie jedes Album. Wir lesen von einem "Best of" und vier Live-Alben. Zwei Mal taucht der Titel "Grundblues" (2009/2010) auf, darunter eine Fanedition, die es nur bei Konzerten gibt. Herauszufinden, wie viele Studioalben es tatsächlich gibt, ist schon deshalb vertane Liebesmühe, weil das Netz darüber verschiedene Angaben ausspuckt. Im Falle von Stoppok sind Zahlen wohl eher zweitrangig, begegnen wir doch in erster Linie einem authentischen Künstler, der als Rockmusiker und Liedermacher viel zu sagen hat. Darauf kommt es schließlich an. In seinen Liedern redet beziehungsweise singt er nicht um den heißen Brei herum, wollte man es salopp auf einen Nenner bringen.

In seiner Musik kombiniert Stoppok mehrere Stile, textlich hat er längst eine eigene Sprache gefunden, die so nicht zu kopieren ist. Der Liedermacher, Multiinstrumentalist und Rockmusiker ist für mich ein ausgezeichneter Jongleur der deutschen Sprache. Mal ist es Wortakrobatik, mal lässt er Poesie sprechen, wenn es ruhig und andächtig sein soll. Das betrifft auf "Teufelsküche" die Duette "Wer Du wirklich bist" mit Cäthe und "Im Wartesaal zum großen Glück" mit Alin Coen, aber ebenso das abschließende "Wo man hingehört". Wobei letztgenanntes Stück, auf dem Anne de Wolf, Iris Romen und Stefanie Hempel als Trio The Joni Project zu hören sind, zwischen den Zeilen tiefer geht. In jedem Fall bleibt der gebürtige Hamburger Stoppok, der bürgerlich Stefan Stoppok heißt, immer er selbst. Eines seiner markantesten Markenzeichen ist, dass er im Studio gerne mit anderen Künstlern zusammenarbeitet, was auf das vorliegende Studioalbum zutrifft. Konstante Größen an seiner Seite sind Reggie Worthy (Gesang, Bass) und Sebel (Schlagzeug, Hammond, Orgel). Sie begleiten ihn auch auf seinen Tourneen. Mit seinem langjährigen Bassisten Reggie Worthy veröffentlichte Stoppok bereits 2000 das Album "Grundvergnügen".

Stoppok benutzt eine verständliche Sprache. Kunstwörter, Fremdwörter oder gar Anglizismen sucht man bei ihm vergeblich. Jubel nannte sich sein bislang letztes Album, das 2020 erschienen ist. Jubeln dürfen seine Fans diesmal über "Teufelsküche". Erneut spüren die Texte gesellschaftliche Missstände auf und fast möchte man meinen, das Album sei eine Fortsetzung von "Jubel". Wenn überhaupt, kennt nur der Interpret allein die Antwort. Im Grunde genommen ist bei Stoppok alles eine Art Fortsetzung, denn er hält seit langem an seinem künstlerischen Konzept fest, indem er Texte mit einem Hang zur Satire veröffentlicht und manchmal durch Nachdenkliches ergänzt. Eine klare Richtung verfolgt er ebenfalls bei der technischen Ausrichtung seiner Musik: »Wie unschwer zu hören ist, ist Stoppok im analogen Hier und Jetzt zu Hause«, hatten wir bereits zum vergangenen Album "Jubel" geschrieben. Dieses Prinzip verfolgt er ohne Wenn und Aber.

Die Fotoauswahl im Innenteil des Booklets verrät uns, dass es bei aller Ernsthaftigkeit im Studio fröhlich zugegangen sein muss. Apropos Booklet: Hier erfahren wir, dass Stoppok nicht nur Musiker und Motor schlechthin ist; nein, er war auch alleiniger Produzent. Unter seiner Regie wurden die Songs im CST Studio Hamburg aufgenommen und gemischt. Bei "Teufelsküche" könnte man fast davon ausgehen, es handelt es sich um ein Konzeptalbum. In der Riege der Rockmusiker mit Singer/Songwriter-Ambition ist dies wohl eher ausgeschlossen, aber eine Überlegung ist es allemal wert. Dennoch verbindet alle seine Lieder auf dem neuen Album von "In Teufelsküche brennt noch Licht" über "Wer Du wirklich bist", "Wir pfeifen (Das letzte Loch)", "Krude Gedanken", "Kommt mal alle wieder runter" bis hin zu "Wo man hingehört" so etwas wie ein roter Faden. Das schließt die Texte genauso ein wie die Musik.

"Teufelsküche" ist dank der aktuellen Texte ein Geschenk. Ein Umstand, den man mit dem Interpreten gleichsetzen darf. Dieser hat das Talent, nicht anzuecken, aber trotzdem den Nerv der Hörer zu treffen, weil er in beispielhafter Art den Finger in all die Wunden legt. An dieser Stelle freue mich auf das nächste Live-Konzert mit ihm. Ein solches hatte mir schon anlässlich der Premiere von "Jubel" ein nachhaltiges Erlebnis beschert. Für ein Glücksgefühl sorgen live allein schon die vielen textsicheren Fans.


Line-up Stoppok:

Stoppok (Gesang, Gitarren, Schlagzeug – #7, Bouzouki – #8)
Reggie Worthy (Gesang, Bass)
Sebel (Schlagzeug, Hammond, Orgel)

Gäste:
The Joni Project (Chor – #1,5,11)
Lea Saalfeld (Stimme – #1, Chor – #4)
Jon Flemming Olsen (Stimme – #1, Chor – #4)
Kallas (Schlagzeug – #2)
Cäthe (Gesang – #2)
Olli Schulz (Gesang – #3)
Leo Lazar (Schlagzeug – #3,4)
Johnny Johnson (Posaune – #4)
Jessica Tadday (Chor – #4)
Tobias Tadday (Chor – #4,5)
Sönke Reich (Schlagzeug – #5,9,11)
Fabian Reinsberg (Chor  – #5)
Jürgen Spiegel (Schlagzeug – #6)
Ringelstetter (Gesang – #7)
Martin Bechler (Gesang – #7)
Alin Coen (Gesang – #10)

The Joni Project sind:
Anne de Wolff
Iris Romen
Stefanie Hempel

Tracklist "Teufelsküche":

  1. In Teufelsküche brennt noch Licht (4:14)
  2. Wer Du wirklich bist feat. Cäthe (3:36)
  3. Hier gibts nix zu sehn feat. Olli Schulz (3:32)
  4. Klugscheißeralarm (4:47)
  5. Vom Tod kein Wort (3:11)
  6. Nicht das was ich brauch (4:17)
  7. Wir pfeifen (Das letzte Loch) feat. Ringlstetter, Fortuna Ehrenfeld (3:00)
  8. Krude Gedanken (3:41)
  9. Kommt mal alle wieder runter (2:52)
  10. Im Wartesaal zum großen Glück feat. Alin Coen (3:48)
  11. Wo man hingehört (3:34)

Gesamtspielzeit: 40:38, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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