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Straight Shooter / Flyin' Straight & Rough’n’Tough – CD-Review

Straight Shooter - "Flyin' Straight" & "Rough'n'Tough" - CD-Review

Nach dem Debütalbum Get Straight (das durchaus Achtungserfolge verbuchen konnte) der in Düsseldorf beheimateten Band Straight Shooter gingen die Musiker erneut ins Studio und nahmen ihr zweites Album "My Time – Your Time" auf, dessen Titelsong sich deutschlandweit zu einem absoluten Discotheken-Renner entpuppte (ohne Disko-Musik zu sein) und auch das Album (das leider nicht Teil dieser Wiederveröffentlichungsserie ist) verkaufte sich deutlich besser als das erste. Nach mehreren Tourneen war dann die Arbeit an Album Numero Drei, besser bekannt als "Flyin' Straight", angesagt. Acht Songs landeten darauf, die sich – zusammen mit der Vorgängerplatte – als kreativer Höhepunkt der Band herausstellen sollten.

Gezündet wurde diese Rakete durch den dem bärenstarken Rocker "Straight Fighting Man", der zunächst mit spärischen Keyboards beginnt, bevor die Gitarre ihr Riff raushaut und auch die anderen Instrumente hinzukommen. Georg Buschmann hatte vor dem Mikro natürlich ebenfalls nichts verlernt, was den Start zusätzlich versüßt. "Live Date" überzeugt durch seine lockere Leichtigkeit, seine tollen Melodien sowie eine spitzenmäßige Einspielung. Mit Frank Kobe war mittlerweile ein zweiter Gitarrist in der Band, Mark Wulf hatte für Roland Haase den Bass übernommen und außerdem bediente Friedhelm Misiejuk (bereits seit "My Time -Your Time") für Peter Kegler das Schlagzeug. Ob dies mit ein Grund war, dass "Look At The Inside" zum schnellsten Song der Bandgeschichte wurde? Eingeleitet durch ein klassisches Motiv an den Keyboards, geht danach die Post ganz ordentlich nach vorne ab. Eines der vielen Highlights der Scheibe.

Nach der superstarken Ballade "Helpin' Hands" wird dann bei "Nobody There" wieder kräftig gerockt. Aber nicht nur das, denn sowohl das Songwriting als auch Arrangements sind absolut top, selbst wenn der Keyboarder Hans Plankert heute nicht mehr vollkommen zufrieden damit ist, wie er uns in einem in Kürze in diesem Magazin erscheinenden Interview verriet. Nach dem ebenfalls flott nach vorne rockenden, vielleicht nicht mehr ganz so zwingenden "All Time Runner" sowie dem ebenfalls mit starkem Refrain ausgestatteten "Stop Talkin'" schließt mit "Money" die einzige Cover-Nummer dieses hervorragende Album ab. "Flyin' Straight" war übrigens die erste Straight Shooter-Platte des damals noch sehr jungen Rezensenten, die ihn Anfang der achtziger Jahre umgehend zum Fan werden ließ.

1982 erschien "Rough’n’Tough" und erneut hatte es Besetzungswechsel gegeben. Sibi Siebert ersetzte Misiejuk an den Drums und – vielleicht noch einschneidender – hatte der Gitarrist Günther Striepling die Band verlassen, für den nun Peter Rabowski den zweiten Sechssaiter bediente. Auch auf diesem vierten Album schaffte es die Band – wenn vielleicht auch nicht mehr ganz so genial wie auf den beiden vorherigen – eine starke Aura aufs Band zu zaubern. Beim Opener "Frame Of Mind" wird beispielsweise eine fast schon gespenstische, albtraumhafte Atmosphäre erzeugt, über die Georg Buschmann dann gekonnt (mit bewussten Pausen an den exakt richtigen Stellen) seine Gesangslinien legt.

Der Verfasser dieser Zeilen würde lügen, würde er behaupten, dass sich der Band-Sound zu diesem Zeitpunkt nicht verändert hätte, was ganz sicher auch mit dem Abgang von Striepling zu tun hatte. Vom Gesamteindruck her rockt "Rough’n’Tough" deutlich härter als seine Vorgänger (und erst recht als die Nachfolge-Platte "5"), was die Scheibe überhaupt nicht schlecht macht, nur halt anders. Das ansonsten sehr starke "Dealer Stealer" erinnert von den Gitarren (ob bewusst oder unbewusst sei mal dahin gestellt) und vom Rhythmus sehr stark an "Doctor, Doctor" (UFO), wobei Buschmann diese kleine Scharte mit seinem Gesang wieder heraus reißt. Außer den bereits namentlich erwähnten Stücken gehören "High Speed Lover", "I’m The Midnight Rider", das Instrumental "Straight Waves" sowie "Hold Your Head Up" zu den Hightights. Ein kleines Kuriosum stellt die Tatsache dar, dass gleich drei Tracks in Form von "Set Me Free", "Rescue Me" und "Straight Waves" – wenn auch in veränderter Form – auch auf dem Folgealbum wieder vertreten waren. Dazu kommt, dass das The Kinks-Stück "Set Me Free" auf dem Album "5" mit den korrekten Songwriting Credits ausgewiesen wird, auf "Rough’n’Tough" jedoch Straight Shooter (Musik) und Buschmann (Text) zugeschrieben wird.

Die Wiederveröffentlichung dieser vier Alben von Straight Shooter kann letzten Endes trotz den einigen kleinen Abzügen in der B-Note dennoch nur als Glücksgriff bezeichnet werden. Man könnte auch sagen, dass Sireena Records mal wieder ein goldenes Händchen zur Ausgrabung alter Schätze bewiesen hat. Deshalb auch ein ganz dicker Tipp an alle, die sehr gut gemachten Rock 'Made in Germany' zu schätzen wissen. Eine großartige Band mit einer leider viel zu kurzen Lebenszeit. Und zur Vervollständigung sollte man sich unbedingt auch das zusammen mit "Flyin' Straight" beste Shooter-Album, "My Time – Your Time" zulegen.

Nach der sich sehr schlecht verkaufenden Platte "5" (1983) und einer EP ("Deep In The Night" von 1984, ebenfalls ein Flop) war die Plattenkarriere von Straight Shooter dann gelaufen. Hans Plankert verließ die Band, Georg Buschmann und Günther Striepling machten noch ein paar Jahre weiter. Da kein neuer Plattenvertrag mehr zu ergattern war, beendete Buschmann dieses Kapitel bzw. Band Ende der Achtziger dann endgültig.


Line-up "Flyin' Straight":

Georg Buschmann (vocals)
Günther Striepling (6- & 12-string guitars)
Frank Kobe (guitars)
Hans Plankert (keyboards)
Mark Wulf (bass)
Friedhelm Misiejuk (drums)

With:
Gregor Henley (slide guitar – #8)
Paradise Singers (background vocals – #1,4)

Tracklist "Flyin' Straight":

  1. Straight Fighting Man
  2. Live Date
  3. Look At The Inside
  4. Helpin' Hands
  5. Nobody There
  6. All Time Runner
  7. Stop Talkin'
  8. Money


Line-up "Rough’n’Tough":

Georg Buschmann (vocals)
Frank Kobe (guitars)
Peter Rabowski (guitars)
Hans Plankert (keyboards)
Charly Schade (syntesizers)
Mark Wulf (bass)
Sibby 'Zeebee' Siebert (drums)

Tracklist "Rough’n’Tough":

  1. Frame Of Mind
  2. High Speed Lover
  3. Straight Movin'
  4. Dealer Stealer
  5. I’m The Midnight Rider
  6. Movin' Outside – Movin' Inside
  7. Rescue Me
  8. Hold Your Head Up
  9. Set Me Free
  10. Straight Waves

Gesamtspielzeit: 77:24, Erscheinungsjahr: 2022 (1981, 1982)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

4 Kommentare

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  1. Ruud Hendrikse

    Hallo,
    Ich habe diese Musikgruppe Straight Shooter erst letztes Jahr kennengelernt.
    Finde es aber Super Tolle Musik. Nun die Frage: Ich suche, finde aber nirgendwo den Text des Songs Frame Of Mind. Können Sie dabei helfen?
    Mit freundlichen Grüßen aus die Niederlande,
    Rudi

    1. Markus Kerren

      Hi Rudi,

      danke für deinen Beitrag. Schau mal unter https://www.taxirock.de/straightshooter/lyricsroughntough.htm, da ist der Text von "Frame Of Mind" sowie allen (?) anderen Songs hinterlegt.

      Beste Grüße in die Niederlande,
      Markus

  2. Straight Fighting Man

    Vielen Dank für diese CD-Besprechung!

    Allerdings hattest du vergessen zu erwähnen, dass man zwei Titel der Original-LP "Rough ’n' Tough" gar nicht erst auf die CD gepackt hat.
    Es handelt sich um die Titel "Straight Shooter" und "Nine Lives".
    Die drei Titel "Rescue Me", "Set Me Free" und "Straight Waves" gab es auf dieser LP überhaupt nicht, sondern ausschließlich auf "5".
    Zu allem Elend wurde auf der CD auch noch die Titel-Reihenfolge komplett über den Haufen geworfen.
    Hier die LP-Reihenfolge:

    01 Movin' Outside – Movin' Inside
    02 High Speed Lover
    03 Straight Shooter
    04 Hold Your Head Up
    05 Dealer Stealer
    06 Frame Of Mind
    07 I’m The Midnight Rider
    08 Nine Lives
    09 Straight Movin'

    1. Markus Kerren

      Hi Straight Fighting Man,

      klasse, vielen Dank für deinen Beitrag. Der Hintergrund ist, dass mir das Original-Album "Rough’n’Tough" – und somit auch die Original-Tracklist – leider gar nicht vorliegt. Dass es bei dieser Neuauflage zu Song-Überschneidungen der drei Titel mit dem Album "5" gekommen ist, hatte ich im drittletzten Absatz ja erwähnt. Anschließend hatte ich mich mit Hans Plankert auch noch über diesen Fakt unterhalten, da war das Review allerdings bereits im Kasten und dieser Punkt ging anschließend leider 'unter'.

      Umso froher bin ich um deinen Beitrag bzw. deine super Ergänzung. Vielen Dank dafür!

      Beste Grüße,
      Markus

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