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Straight Shooter / Get Straight & 5 – CD-Review

Straight Shooter - "Get Straight" & "5" - CD-Review

Ich weiß es noch ganz genau, weil es ein Sonntag war, als ich als letzten Satz zum Abschluss der wiederveröffentlichten Bullfrog-Alben bei Sireena Records direkt an den Label-Chef schrieb: »Thank you, Tom! Und am besten demnächst mit Straight Shooter weitermachen!!!« Und wer hätte es gedacht, fast genau neun Jahre später werden von dem Label tatsächlich vier der original fünf Studioalben der Band aus dem Raum Düsseldorf wieder neu aufgelegt. Alle vier Platten waren lange Jahre aus den Katalogen gestrichen und sind nun endlich wieder im Handel erhältlich. Lediglich die chronologisch gesehen zweite Scheibe "My Time – Your Time" aus dem Jahr 1980 war (meines Wissens) durchgehend zu erwerben. Gegründet wurde Straight Shooter 1976 durch den ehemaligen Streetmark-Sänger Georg Buschmann und nach einigen Umbesetzungen im Line-up konnte 1978 mit dem zweiten Demo dann ein Plattendeal bei Sky Records an Land gezogen werden.

Im selben Jahr ging es dann auch ins Studio und nur wenige Monate später erschien mit "Get Straight" das Debütalbum. Dieses wurde mit einer fulminanten Version des Easybeats-Klassikers "Friday On My Mind" eröffnet und bereits hier machen sich alle Stärken der Band bemerkbar. Eine mehr als solide Rhythmus-Abteilung, die an den Instrumenten gleichgestellten und sich fantastisch ergänzenden Hans Plankert (keyboards) sowie Günther Striepling (guitars) sowie mit Georg Buschmann ein bärenstarker Sänger. Der Vorlage wird hier dann auch eine deutliche und sehr powervolle neue Bearbeitung verpasst, die einfach nur mitreisst. Klasse Start! Für "Look At These Eyes" wurden erstmal drei Gänge zurückgeschaltet, bevor die Nummer nach knapp zwei Minuten deutlich Fahrt aufnimmt und der Hörer wieder umfassend im Straight Shooter-Land angekommen ist. Kraftvoller Blues- und Hard Rock ist das, der durch seine Spielfreude (Plankert ist klasse an der Orgel!) überzeugt.

Mit "Summer In The City" ist sogar noch eine zweite Cover-Nummer vertreten, die ebenso wie die erste ganz stark überarbeitet und ein neues Gesicht verpasst wurde. Eingeleitet durch 'geheimnisvolle' und viel Atmosphäre erzeugende Keyboard-Klänge entwickelt sich der Song zunächst zu einem coolen Groove, bevor Hans Plankert mit seinem so charakteristischen Spiel die nächste Phase einleitet und auch Striepling an der Gitarre abhebt. Hammer. Auch der Rest der Scheibe bzw. die Eigenkompositionen können in Form des Midtempo-Rockers (mit sphärischen Einschüben) "Thoughts On My Pillow", dem ansatzweise an Free erinnernden "Need You So", dem wieder kraftvoll nach vorne drängenden "Early Morning View" sowie dem abschließenden epischen und gefangen nehmenden "Oh – Sometimes" durchaus überzeugen.

Anschließend erfolgt auf der mir vorliegenden CD der Sprung vom ersten direkt zum 1983 erschienenen fünften und letzten Album, passenderweise "5" betitelt. Beim Opener "Distant Scream" erschreckt man erstmal ein bisschen, da Straight Shooter ihren Sound hier doch ganz deutlich an den Zeitgeschmack angepasst hatten. Günther Striepling, der die Band zwischendurch verlassen hatte, war wieder mit an Bord und auch Hans Plankert sowie (natürlich) Band-Chef Georg Buschmann waren noch am Start. Nach dem ersten, doch sehr poppigen, Song wird es mit "Looking For You" dann doch wieder vertrauter. "5" hört sich deutlich anders als die ersten vier Alben an, kann aber doch immer wieder mit starken Songs, wie beispielsweise mit dem sehr schönen Instrumental "Straight Waves", punkten. Mit "Set Me Free" ist ein Coversong von The Kinks (eine 1965er Single) mit dabei, der die damalige LP-Seite 1 abschloss.

Hat sich der Musik-Fan dann einigermaßen an diesen doch sehr speziellen Drum-Sound gewöhnt, kann er auf Seite 2 der Vinyl-Version noch ein paar sehr gelungene Rocker der Marke "Cruisin' Every Night" und "I’m On My Way", die ganz herrlich nach vorne treiben, genießen. Bei den Strophen von sowohl "Hidin' Away From Your Spell", als auch "Rescue Me" darf man zweifellos von guter Pop-Musik sprechen, während der Refrain dann jeweils wieder deutlich rockiger wird. Ebenfalls gute Nummern, da gibt es kaum was zu meckern. Abgeschlossen wird nicht nur "5", sondern die komplette Album-Karriere von Straight Shooter dann mit der Nummer "Deep".

Nun waren zwar weder das Debüt "Get Straight", noch das letzte Album "5" die Höhepunkte im Schaffen von Straight Shooter, beides waren jedoch starke Scheiben, von denen letzten Endes (auch aufgrund des übermäßigen Einsatzes der damals so beliebten, für meine Ohren aber grausamen Simmons Drums auf "5") das Erstwerk hervorzuheben ist. Mit der zweiten Scheibe "My Time – Your Time" und dem gleichnamigen Titeltrack sollte Straight Shooter dann der große Wurf gelingen, aber das ist wieder eine andere Geschichte, die in Kürze in diesem Theater weitererzählt wird.

Auf jeden Fall lohnt es sich unbedingt, diese Band wieder- bzw. neu zu entdecken, da sie definitiv ihren ganz eigenen Sound, starke Songs, klasse Musiker und einen einzigartigen, bärenstarken Sänger hatte.


Line-up "Get Straight":

Georg Buschmann (vocals)
Günther Striepling (guitars)
Hans Plankert (keyboards)
Roland Haase (bass)
Peter Kegler (drums & percussion)

Tracklist "Get Straight":

  1. Friday On My Mind
  2. Look At These Eyes
  3. Early Morning View
  4. Need You So
  5. Summer In The City
  6. Thoughts On My Pillow
  7. Oh – Sometimes

Line-up "5":

Georg Buschmann (vocals)
Günther Striepling (guitars, bass)
Hans Plankert (synthesizers, piano)
Sibby Siebert (drums)
Charly Schade (additional synthesizers)

Tracklist "5":

  1. Distant Scream
  2. Looking For You
  3. Straight Waves
  4. Set Me Free
  5. I’m On My Way
  6. Cruisin' Every Night
  7. Hidin' Away From Your Spell
  8. Rescue Me
  9. Deep

Gesamtspielzeit: 75:21, Erscheinungsjahr: 2022 (1978, 1983)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Andreas Witte

    Auch wenn man natürlich über die Reihenfolge und das Weglassen von Titeln diskutieren kann, bin ich dennoch mehr als begeistert, dass es nun fast alles von Straight Shooter auch auf CD gibt. Denn bereits erschienen waren eine "Best of" (auf Sky 1992), "My time your time" (auf Sky 1988) sowie der Titelsong der Maxi "Deep in the night" auf dem überragenden Sampler "Dancerock classics" (1994, semioffiziell, scheint ein Bootleg zu sein). Damit ist fast alles von einer der besten und leider auch unterschätztesten deutschen Rockbands ever einigermaßen gut erhältlich. Ich war immer recht traurig, dass die Jungs so sehr unter dem Radar der Fans blieben, dass ich vor vielen Jahren (20? 25?) die Gelegenheit nutzte und für das Fanzine "The Circle" meines Bruders Marc ein Interview mit Georg Buschmann machte. Leider kann ich mich nicht daran erinnern, zuvor jemals in den Medien etwas über Straight Shooter entdeckt zu haben. Danke Sireena.

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