Wer es zum Jahreswechsel nochmal ein bisschen exotischer mag, der ist hier an der richtigen Adresse. Wobei sich 'exotisch' eher auf die Herkunft der Heavy Blues-Rocker von Stray Train bezieht, denn die stammen aus dem schönen Slowenien. Das Quintett hatte vor etwa anderthalb Jahren mit seinem Debüt Just 'cos You Got A Monkey Off Your Back Does Not Mean Circus Has Left Town sowie auch seinen Konzerten für mächtig Furore gesorgt. Auch mein geschätzter Kollege Joe war durchaus angetan, wenn er – falls ich das richtig zwischen den Zeilen herauslese – auch noch Potenzial für Steigerung nach oben sah. Was ja nur gesund ist, denn die wenigsten Bands hatten mit ihrem ersten Album bereits ihren Zenit erreicht.
»Denn die (Band) macht Dampf und lässt Dampf ab.« hatte Joe damals geschrieben und mit diesen Worten den Nagel aber so was von punktgenau auf den Kopf getroffen. Heavy Blues Rock hat sich die Band auf ihre Fahnen geschrieben, woran bereits der Opener "Electrified" keine Zweifel aufkommen lässt. Bei aller Härte vergessen die aus Ljubljana kommenden Slowenen allerdings auch die Melodien nicht, was sich an immer wieder in sehr gut ins Ohr gehenden Refrains zeigt. Stoner Rock-Einflüsse kann ich hier keine mehr ausmachen, aber die benötigt Stray Train auch gar nicht, um das volle Brett zu fahren und mit ihren Tracks zu überzeugen. "Mad Machine" rockt beispielsweise kerzengerade geradeaus und mitten auf die Zwölf und selbst wenn sich die Nummer zunächst etwas vertrackt anhört, öffnet sie sich im Refrain und entlädt sich sehr melodisch.
Und der Fünfer zieht seinen rockigen Stiefel voll durch, was natürlich etwas zu Lasten der Variabilität geht. Entspannt ist anders, was grundsätzlich aber ja nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Sehr gut zum Gesamt-Sound gesellt sich die bei insgesamt vier Tracks eingesetzte Hammond-Orgel vom (wenn man die Background-Sänger/innen mal weglässt) einzigen musikalischen Gast Sven Figee, die den harten Gesamteindruck etwas abfedert und eine zusätzliche Klangfarbe beisteuert. Richtig stark kommt auch "House Of Cards" mit seinem clever gesetzten Arrangement und der hier dann doch mal etwas angezogeneren Handbremse. Selbst wenn es nach siebzig Sekunden dann doch wieder in die Vollen geht. "Love Is Just A Breath Away" bleibt dann tatsächlich in der ruhigen bluesigen Variante verhaftet, was der Band – genau wie das abschließende, akustisch gehaltene "Miracle" – ebenfalls sehr gut zu Gesicht steht.
Letzten Endes ein Album und eine Band für diejenigen Fans, die ihren Blues Rock etwas härter bzw. mit einem kräftigen Schuss Schmackes mögen. Die Band zieht ihr Ding konsequent durch und lässt sich nicht in irgendwelche verkaufsfreundlichen Ecken drängen, was ihr schon mal hoch anzurechnen ist. Daher ist Stray Train auf einem sehr guten Weg, den ich nach wie vor auch bezüglich ihrer Alben noch ausbaufähig sehe. Denn selbst wenn dieses zweite Werk "Blues From Hell – The Legend Of The Courageous Five" sehr gelungen ist, bin ich mir sicher, dass das Ende der Fahnenstange bezüglich der Songs und deren Umsetzung noch nicht erreicht ist. Da dürfen wir uns alle noch auf so manch abgefeiertes Konzert und vielversprechendes neue Album freuen.
Line-up Stray Train:
Luka Lamut (lead vocals)
Niko Jug (bass)
Jure Golobic (guitars)
Boban Milunovic (guitars)
Viktor Ivanovic (drums)
With:
Sven Figee (Wurlitzer & clavinova – #3, Hammond B3 – #6-9)
Lenny Jay (background vocals – #1,2,5,7)
Brian Williams (background vocals – #1,2,5,7)
Tina Kresnik (background vocals – #3,4,6,8-12)
Vladimir Pavelic (background vocals – #3,4,6,8-12)
Wisseloord Crew (handclaps, background vocals – #3,4,6,8-12)
George Carlin (speech – #10)
Tracklist "Blues From Hell – The Legend Of The Courageous Five":
- Electrified
- Heading For The Sun
- Days Gone
- Emona
- Mad Machine
- Blues From Hell
- House Of Cards
- Love Is Just A Breath Away
- My Baby’s Ride
- Give It Away
- No Easy
- Miracle
Gesamtspielzeit: 49:47, Erscheinungsjahr: 2017
Neueste Kommentare