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Streetmark / Nordland – CD-Review

Streetmark - "Nordland" - CD-Review

Die aus dem Düsseldorfer Raum stammende Band Streetmark hatte sich bereits 1969 gegründet und spielte über Jahre hinweg gerne und viele Konzerte. 1974 nahm sie dann ihr erstes Album "Tempus" auf, das sie irgendwann aber selbst nicht mehr veröffentlichen wollte. Was auf den ersten Blick verwunderlich erscheint wird klarer, wenn man weiß, dass der Grund dafür die interessierten Labels waren, die die Musik zwar mochten, aber dennoch so stark beeinflussen und ändern wollten, dass die Band um den Frontmann Georg Buschmann (später Straight Shooter) jeweils die Reißleine zog. Nach weiteren Tourneen landete das Quintett schließlich im Studio von niemand geringeren als Conny Planck, nachdem es einen Deal mit dem Hamburger Label Sky Records an Land ziehen konnte. Plötzlich waren die Bedingungen optimal und Streetmark ging ans Werk. Nachdem wir bereits die Alben zwei bis vier, nämlich Eileen (1977), Dry (1979) sowie Sky Racer (1981) ausführlich vorgestellt hatten, ist nun also auch das offizielle Debüt von Streetmark glücklicherweise wieder erhältlich.

Glücklicherweise, weil es einerseits den Backkatalog der Combo komplett macht und andererseits, weil es von den vier Alben der Band der Favorit des Rezensenten ist. Der Grund dafür sind bärenstarke (Kraut-) Rock-Songs, die darüber hinaus über einen nicht weg zu diskutierenden, aber geradezu optimal eingebauten Klassik-Touch verfügen. Darüber hinaus dürfte es den aufmerksamen Lesern unserer Reviews zu Straight Shooter (wie etwa My Time – Your Time, Flyin' Straight oder Get Straight) nicht entgangen sein, dass der Verfasser ein großer Fan von Georg Buschmanns Gesang ist. Nach dem klasse nach vorne rockenden Opener "House For Hire" mit eingängigen Melodien wird es bei "Green Velvet Curtains" etwas getragener, epischer. Aber auch hier finden sich bärenstarke Gesangslinien, die kräftigen Orgel-Akkorde von Dorothea Raukes sowie die klasse Gitarrenarbeit von Thomas Schreiber. Und selbst der Beatles-Klassiker "Eleanor Rigby" bekommt im Anschluss das sehr eigene, nichtsdestotrotz auf ganzer Linie gelungene Streetmark-Arrangement verpasst.

Jedes einzelne Bandmitglied glänzt hier und die Nummer steigert sich in immer intensivere Sphären, bis der Hörer fast bedauert, dass sie irgendwann vorbei ist. Deutlich vertrackter, aber immer noch spielerisch leicht wirkend geht es dann bei "Amleth Saga" zur Sache, bis man plötzlich wie durch eine offene Tür in ein weites offenes Feld mit wunderschönen Melodien geführt wird. Der Hörer wird durch weitere Parts des Songs geleitet und findet sich schließlich auf einer einzigartigen Entdeckungsreise wieder. Definitiv ein Highlight der Platte! Die beiden im Vergleich relativ kurzen Stücke "Italian Concert In Rock" (wieder mit deutlichen Klassik-Anteilen) sowie "Da Capo" schließen den unter der Überschrift "House Of Three Windows" geführten Part I der zweigeteilten Scheibe schließlich ab.

Part II hört dann schließlich auf den namensgebenden Titel "Nordland" und wird mit Stücken wie "Waves And Visions" sowie "Lyster Fjord" sogar noch ein Stückchen prrogressiver. Streetmark lassen auf dieser Scheibe zu keinem Zeitpunkt nach und halten die sehr hohe Qualität bis zur letzten Sekunde des abschließenden "Reality Airport", das das gelungene letzte Kapitel einer zu Unrecht etwas in Vergessenheit geratenen Perle namens "Nordland" darstellt.

Für alle Fans des deutschen oder sogannten Krautrocks der siebziger Jahre kann diese Wiederveröffentlichung nur ein gefundenes Fressen sein. Dazu kommt, dass der Sound digital remastert wurde und der Klang fantastisch ist. Leider hatte ich dieses Werk nie auf Vinyl, hatte aber gehofft, dass die sich unnatürlich anhörenden Pausen zwischen den ersten Tracks für diese neue Ausgabe gelöscht wurden. Was aber leider nicht der Fall ist, womit wir auch schon am einzigen Kritikpunkt angelangt wären. Ansonsten ein bärenstarkes Album, das durchweg empfohlen werden kann.

Nicht sehr viel später nach Veröffentlichung der Scheibe trennten sich die Wege der Band und Georg Buschmann, der anschließend Straight Shooter gründete, während Streetmark sich an die Arbeit zu ihrem nächsten Album mit dem Namen "Eileen" machten.


Line-up Streetmark:

Georg Buschmann (vocals)
Dorothea Raukes (keyboards)
Wolfgang Westphal (bass)
Thomas Schreiber (guitars)
Hans Schweiß (drums)

Tracklist "Nordland":

Part I – "House Of Three Windows":

  1. House For Hire
  2. Green Velevet Curtains
  3. Eleanor Rigby
  4. Amleth Saga
  5. Italian Concert In Rock
  6. Da Capo


Part II – "Nordland":

  1. Waves And Visions
  2. Lyster Fjord
  3. Ladoga
  4. Reality Airport

Gesamtspielzeit: 44:47, Erscheinungsjahr: 2023 (1976)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Achim

    Da bin ich voll Markus
    ich finde Nordland gehört zu eines der besten Krautrockscheiben. Nicht zuletzt die George Gesang.
    Mein Lieblingssong ist bei mir "Elanor Rigby" Ganz toll und eigen, mit Wiedererkennung.
    danke für diese Vorstellung

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