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Styx / Crash Of The Crown – CD-Review

Styx - Crash Of The Crown

Ziemlich genau vier Jahre nach The Mission erscheint das neue, siebzehnte, Studioalbum von Styx. Im Gegensatz zum Vorgänger, der als Konzept eine geplante Marsmission zum Thema hatte, ist "Crash Of The Crown" eher irdisch und inhaltlich nicht so leicht zugänglich, sondern hintergründiger und subtiler. »A new era of hope, survival, and prosperity comes calling« steht im Booklet – zusätzlich zu den Liner-Notes, mit denen die Intention und Situation der Entstehung dieser Scheibe beschrieben wird. Wer sich dafür interessiert schaut hier. Vielleicht lässt sich verkürzt sagen, es geht um die Menschheit, um Hoffnung und Krise. Was zur aktuellen Situation passt (auch wenn in den Erläuterungen Jahreszahlen von Kriegen genannt werden), wobei die Songs schon vor Corona geschrieben waren, der Aufnahmeprozess jedoch währenddessen stattfand und irgendwie ist das spürbar.

Die Musik wurde größtenteils von Tommy Shaw zusammen mit dem Produzenten Will Evankovic geschrieben, der zudem als Musiker mitwirkt und einen sehr guten, druckvollen Sound hinbekommen hat. Auch Lawrence Gowan und Ricky Philpps waren am Songwriting beteiltigt.

Die einzelnen Songs auf "Crash Of The Crown" sind nicht stark voneinander getrennt, zwischen den fünfzehn Stücken (in 43 Minuten, also alles recht kurz) gibt es kaum Lücken. Der Gesamteindruck wirkt dadurch recht kompakt, vielleicht sogar etwas komprimiert, auf den ersten Eindruck ein wenig überfrachtet. Aber kann es zu viel an guter Musik geben? Nein. Hier sind sehr viele Details zu entdecken, immer wieder hervorragende Momente, die sich teilweise schon beim ersten Hören ins Ohr brennen. Wie immer gibt es mehrstimmigen Gesang (im Titeltrack sind sogar erstmals drei verschiedene Sänger nacheinander vertreten), feine Melodien, bombastische Elemente, Rockiges und Sanftes, neben Gitarren und Keyboards zusätzlich Mandoline, Mellotron und anderes. Ein paar Stellen / Songs möchte ich mal kurz erwähnen:

Mit "The Fight Of Our Lives" beginnt die Scheibe hoffnungsvoll, sowohl durch die Ausstrahlung der Musik als auch durch Textzeilen wie »We will not give in / the game is ours to win / and we came here to take our prize«.
Bei "Hold Back The Darkness" wird es düsterer, melancholischer, was stellenweise ein wenig an Pink Floyd erinnert. Auf gelungene Weise zeigen Styx hier ein etwas anderes Gesicht, um sich gleich danach wieder etwas zu wandeln. "Save Us From Ourselves" hat nicht nur einen guten, nachdenklichen Titel / Text, hier gibt es Zitate von Winston Churchill (Maiden-Fans dürfte eins davon nicht unbekannt sein …)
"Our Wonderful Lives" hingegen strahlt eine angenehme Leichtigkeit aus, ein Empfinden, das unserer Zeit im Moment etwas fehlt. Ähnliches, jedoch auf andere Weise, lässt sich über "Sound The Alarm" sagen. "Long Live The King" hingegen glänzt mit einem hymnischen Refrain. "To Those" ist dann wieder Bombast vom Feinsten.

Wer bereits "The Mission" mochte, wird hier nicht enttäuscht, die dort eingeschlagene Linie wird fortgesetzt und um Neues erweitert. Manchmal taucht etwas Altes in neuem Gewand auf. In dieser Form wirken Styx auch im Jahr 2021, fast fünfzig Jahre nach der Gründung, noch lebendig und in der Lage, hörenswertes Neues zu erschaffen. In dieser Art können sie gerne noch ein paar Jahre weiter machen. "Crash Of The Crown" spiegelt auf gewisse Weise unsere Zeit, ist gleichzeitig zeitgemäß und zeitlos, spannt eine Brücke zurück bis in die 70er, wirkt durch die gelungene Kombination verschiedener Elemente von Progressive Rock über (Hard) Rock bis AOR und mehr. Natürlich wird hier nicht die Rockmusik neu erfunden, aber geschickt neu arrangiert. Somit ist es kein Schnellschuss, kein Altherrenwerk, das nur noch ein Abklatsch vergangener Glanztaten ist, sondern vielleicht genau das Album, das 2021 nötig ist. Eines, das ein wenig positive Energie durch Musik in unsere Welt bringen kann, zumindest für diejenigen, die damit etwas anfangen können.


Line-up Styx:

Tommy Shaw (acoustic and electric guitars, mandolin, banjo, vocals)
James 'JY' Young (electric guitar, vocals)
Chuck Panozzo (bass guitar)
Todd Sucherman (drums, percussion)
Lawrence Gowan (paino, B3 organ, synthesizers, mellotron, vocals)
Ricky Phillips (bass guitar)

Will Evankovic (acoustic and electric guitars, mandolin, synthesizers, soundcapes, percussion, vocals)

Michael Bahen: (tablas – #12)
Sevie Patrick (piccolo trumpet – #7)

Tracklist "Crash Of The Crown":

  1. The Fight Of Our Lives
  2. A Monster
  3. Reveries
  4. Hold Back The Darkness
  5. Save Us From Ourselves
  6. Crash Of The Crown
  7. Our Wonderful Lives
  8. Common Ground
  9. Sound The Alarm
  10. Long Live The King
  11. Lost At Sea
  12. Coming Out The Other Side
  13. To Those
  14. Another Farewell
  15. Stream

Gesamtspielzeit: 43:10, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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