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Styx / The Mission – CD Review

Styx - The Mission Cover

Styx und Science Fiction  bzw. der Weltraum – das war eine Kombination, die immer wieder vorkam und die mir immer wieder gefallen hat, beispielsweise die optische Gestaltung der "Cornerstone"-LP (1979), der Text von "Come Sail Away" (1977) oder das ganze Konzept zur "Kilroy Was Here" (1983). Auch später war dies zu merken, die 2007 erschienene Scheibe mit den Coverversionen nannte sich "Big Bang Theory" oder bei der "The Grand Illusion + Pieces Of Eight Live"  hergestellte Bezug zum "Star Wars IV" ("A New Hope"), denn dieser war von 1977 wie auch "The Grand Illusion".

40 Jahre später ist das Thema die geplante bemannte Mars-Mission im Jahr 2033. Da dies noch einige Jahre in der Zukunft liegt, weiß natürlich heute noch niemand, was dann genau sein wird. Doch es werden bereits mögliche Szenarien durchdacht, welche Schwierigkeiten es geben könnte, wie der Flug für die Crew sein könnte. Einerseits sind das natürlich Gedanken von den Experten, die das Ganze vorbereiten, andererseits war dies bereits Stoff für eine TV-Serie des National Geographic Channels – und nun Basis für das Konzeptalbum von Styx, das auf CD, 2 LPs oder als digitaler Download erhältlich ist.

"The Mission" nimmt uns mit auf eine 42-minütige fiktive Reise zum Mars. "Overture" weckt bei mir spontan Erinnerung an "The Grand Illusion", was wohl so gewollt ist, "The Mission" wurde bewusst zum 40.jährigen Jubiläum des Klassikers veröffentlicht. Hm, war das wirklich nötig, deswegen seit der "Cyclorama" 14 Jahre vergehen zu lassen?
Egal… irgendwie ist gleich das Gefühl da, Styx wären nie weg gewesen bzw. hätten eine solche Pause gemacht. Alles klingt frisch und lebendig, gleichzeitig stark verwurzelt in den 70ern. Einerseits schließt "The Mission" an die beiden Klassiker "The Grand Illusion" und "Pieces Of Eight" an, aber auch an den Vorgänger "Cyclorama", andererseits ist eine gewisse Weiterentwicklung zu spüren. Nicht zu viel, dass es stören würde, doch neben sehr vertraut Wirkendem erscheint manches auch neu und unverbraucht. Auffällig ist zudem, dass viele der Songs recht kurz sind und alles stark verbunden ist – Konzeptalbum eben.

Ich muss zugeben, beim Vorabvideo war ich von "Gone Gone Gone" nicht so begeistert, nun als Teil des Ganzen gefällt mir der Track besser. Passt gut als flotter Start von der Erde.
Ein erstes Highlight kommt bereits im folgenden Stück "Hundred Million Miles From Home".  Der Chorus ist großartig:

»Hands on the wheel of my rocket mobile
and I’m a hundred million miles from home
my head’s in the stars on a Mission to Mars
and 'm a hundred miles from home
a hundred miles from home
and I’ve got to get a message to you«

Das sind Styx so wie ich (und viele andere) sie hören wollen.

Aber es kommt noch mehr, z. B. das ruhige und nachdenkliche "Locomotive" (über den Piloten, der von seinem Vater so genannt wurde), gefolgt von "Radio Silence" mit schönen Gitarren und harmonischen Gesangslinien. Hier ist ein wenig von der Einsamkeit im Weltall zu spüren, die der Euphorie nach dem Start folgt. Die von Tommy Shaw und Will Evankovich geschriebene Story setzt auf verschiedene Personen/Mitglieder der Crew und ihre Emotionen, macht das Geschehen damit plastisch und nachfühlbar.

"The Greater Good" kommt dann wieder hoffnungsvoller – und mit einer einprägsamen Titelzeile. Gleiches gilt für das »shine on, shine on« bzw. »shine shine on me« aus "Ten Thousand Ways To Be Wrong".  "Red Storm" kombiniert geschickt balladeske Elemente mit rockigen Gitarren. Danach wird es tastenlastiger in den beiden folgenden Stücken.
»onward soldiers, onward soldiers! / Khedive, Khedive!« bringt dabei den Namen des Raumschiffs und eine Ermutigung, weiterzumachen ins Spiel.
Das finale "Mission To Mars" schlägt dann noch mal eine Brücke zum Beginn der Story.

Das Konzept wird im Booklet durch Liner-Notes (zu den einzelnen Lyrics) erklärt und enthält eine einleitende Erklärung. Gut gemacht. Allerdings neigt das Papier beim Hineinschieben in die CD-Hülle dazu, sich abzustoßen. Aber dies soll nur eine kleine Kritik sein, optisch ist das Ganze ansonsten ansprechend und gelungen.
Instrumental und gesanglich (natürlich) hervorragend umgesetzt, mit rockigen aber auch ruhigen Stellen und tollem Bombast, teilweise durchaus als progressiv zu bezeichnen, dann wieder eingängig.

Auch 45 Jahre nach der Bandgründung und 40 Jahre nach ihrem erfolgreichsten Album können Styx immer noch Hörenswertes ihrer Diskografie hinzufügen mit ihrem 16. Studioalbum.
Klar, die meisten Fans wollen live die alten Hits hören und haben diese für immer in ihrer Erinnerung. Doch sie sollten es auch wagen ihren Horizont zu erweitern, so wie die fiktive Crew der Khedive; nicht indem sie zum Mars reisen, sondern neue Songs kennenlernen, die eben von einem solchen Trip erzählen. Ich zumindest bin gerne dabei…


Line-up Styx:

Tommy Shaw (acoustic & electric guitars, mandolin, vocals)
James 'JY' Young (electric guitar, vocals)
Lawrence Gowan (piano, B3 organ, synthesizers, vocals)
Todd Sucherman (drums, percussion, waterphone)
Ricky Phillips (bass guitar)
Chuck Panozzo (bass guitar)

Will Evankovich (additional synthesizers, guitars, sound fx)

Storyline written by Tommy Shaw & Will Evankovitch

Tracklist "The Mission":

  1. Overture (1:23)
  2. Gone Gone Gone (2:08)
  3. Hundred Million Miles From Home (3:40)
  4. Trouble At The Big Show (2:30)
  5. Locomotive (5:04)
  6. Radio Silence (4:17)
  7. The Greater Good (4:10)
  8. Time May Bend (2:31)
  9. Ten Thousand Ways To Be Wrong (1:22)
  10. Red Storm (6:04)
  11. All Systems Stable (0:18)
  12. Khedive (2:04)
  13. The Outpost (3:51)
  14. Mission To Mars (2:43)

Gesamtspielzeit 42:07, Erscheinungsjahr 2017

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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