Subway To Sally sind unter die Seefahrer gegangen! "Leinen los", "Weit ist das Meer" und "Eisbrecher" sind eindeutige maritime Bekenntnisse und versetzen die Potsdamer in nordische Gefilde. Soundtechnisch kann der erfrischende Opener "Was ihr wollt" auf dem neuen Album "Himmelfahrt" in diesem Gleichklang mithalten. "Wir gehen neue Wege" heißt es bei "Leinen los", doch möchte niemand glauben, dass Subway To Sally schlagartig musikalisch neue Wege bestreiten. Vielmehr stehen Meer, Reise und die verwandten Themen symbolisch für einen Aufbruch, nach dem sich die Menschen sehnen. Die Musiker nehmen auf "Himmelfahrt" aktuelle Entwicklungen auf und stellen das Thema Hoffnung in den Fokus. Die Zuversicht, die als Leitmotiv aller Tracks steht, kommt im Angesicht des tagesaktuellen Weltgeschehens nicht ohne Wermutstropfen und Verbitterung aus.
Im Kern unterscheidet sich "Himmelfahrt" nicht von früheren Produktionen. Denn die Protagonisten um den charismatischen Sänger Eric Fish hatten schon immer aktuelle Entwicklungen im Blick. Auf "Himmelfahrt" erleben wir zum Teil großes Kino. "So tief" macht seinem Namen alle Ehre und glänzt als gefühlvolles Werk im Orchesterstil. Ein Meilenstein, den der Sänger hier abliefert. Das Lied unterscheidet sich zwar von den Vorgängern auf dem Album, liegt aber unverkennbar im Stil der Band. Es folgt mit "Gaudens in domino" ein Stück mit nur 1:36 Minuten Länge und einem lateinischen Text. "Wer eine Sache klüglich führt, der findet Glück", heißt es darin unverblümt. Wer sich zum ersten Mal mit Subway To Sally beschäftigt, mag sich spätestens an dieser Stelle fragen, welcher Stilrichtung die Musiker angehören mögen, während Industrial ("Eisbrecher") und der hammermäßige Mittelalter-Rock ("Halt") erst noch folgen.
"Gott spricht" verstärkt diesen Trend nur, während der eingefleischte Fan die Band sofort auf ihrem seit vielen Jahren angestammten Kurs sieht. Das Instrumentarium bei "Gott spricht" ermöglicht abermals ein Werk wie vom anderen Stern. Wer schon immer der Meinung war, der Herbst sei eine graue Jahreszeit, kannte bislang noch nicht "Autumn". Das Lied mutet an wie eine opulente Filmmusik, mit einer glänzend aufgelegten Ally Storch, die seit 2016 zum Potsdamer Ensemble gehört und auch solistisch in eigenen Projekten unterwegs ist.
Subway To Sally ziehen alle Register, liefern große Arrangements, tiefgründige Texte, mal mitreißend, mal mit zurückhaltenden Melodien. Was wir auf dem 14. Studioalbum der Band erleben, ist Subway To Sally in Bestform. Die Formation hat sich wieder ein Stück weiterentwickelt und lässt dies musikalisch in die Produktion einfließen. Aber Subway To Sally klingen immer noch unverkennbar einzigartig. Die Melodien brennen sich ein, als habe man sie schon einmal gehört.
Mit dem neuen Album beschenken sich die Potsdamer praktisch selbst, nachdem sie 2022 auf 30 Jahre Bandgeschichte zurückblicken konnten. Das alles geschieht nicht ohne die treue Fanbasis. Die Fans schätzen an ihren Idolen, dass diese ihre Herkunft gut kennen: kleine Säle und Festivals. Subway To Sally geben sich bodenständig, arbeiten aber in jeder Hinsicht professionell mit dem entsprechenden Umfeld. Eine Band, die über drei Jahrzehnte mit einer äußerst geringen Fluktuation ausgekommen ist und für die es nur reichlich Sympathiepunkte geben kann.
Line-up Subway To Sally:
Eric Fish (Gesang, Marktsackpfeife, Great Highland Bagpipes, Schalmei, Barockoboe, Blaswandler, Tin Whistle, Dudelsack)
Ingo Hampf (E-Gitarre, 8-saitige Renaissancelaute, Mandoline, Mandola, Geyerleier)
Bodenski (Akustikgitarre, Background-Gesang, Drehleier)
Simon (Akustikgitarre, Background-Gesang, E-Trumscheit)
Sugar Ray (Bass)
Simon Michael (Schlagzeug, Perkussion)
Ally Storch (Violine, Viola)
Gast:
B. Deutung (Cello – #12)
Tracklist "Himmelfahrt":
- Was ihr wollt
- Leinen los
- Weit ist das Meer
- So tief
- Gaudens in domino
- Gott spricht
- Auf dem Hügel
- Autumn
- Eisbrecher
- Halt
- Ihr kriegt uns nie
- Lasst die Himmel fall’n
Gesamtspielzeit: 51:53, Erscheinungsjahr: 2023
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