Seit bereits 13 Jahren sind nicht nur Sula Bassana (alias Dave Schmidt), sondern auch die Veröffentlichungen auf seinem Label Sulatron Records ein sehr gern gesehener Gast in der RockTimes-Redaktion. Ich kann mich zwar nicht mehr erinnern, was im Jahr 2009 hinter der Befürchtung in den abschließenden Worten »Ich kann mir kaum vorstellen, dass dieses Album das letzte Wort von Dave Schmidt sein wird. Und ganz ehrlich, es wäre auch schade darum…« meines ersten Reviews zu The Night steckte, was aber heute eh müßig ist, da es ja dann tatsächlich auch anders kam. Zuletzt bei uns in Erscheinung getreten ist Bassana mit der Scheibe CV Sessions, deren Inhalt mein Kollege Ulli mit den Stilbegriffen Drone, Electronic und Psychedelic beschrieb. Auf der brandaktuellen Platte hat sich der gute Sula/Dave allerdings wieder eindeutig dem Space Rock zugewandt.
Was auch gut ist, denn hinsichtlich dieser 'Schublade' kann man dem Musiker bereits seit vielen Jahren bescheinigen, ein echter Spezialist zu sein. Und selbst wenn die hier vertretenen fünf Songs bereits aus den Jahren 2013 bis 2018 stammen und in der Zeit von 2019 bis 2021 fertiggestellt wurden, haben sie noch nicht mal den Hauch eines Anflugs, dass man es hier mit Outtakes oder Ausschussware zu hat. Vielmehr führen die Stücke den Hörer über knapp 42 Minuten lang, mal furioser und mal entspannter, auf eine Reise durch unbekannte und spannende Welten, ein wahres Abenteuer. Eingespielt hat der Musiker sämtliche Instrumente wieder im Alleingang, ebenso die Produktion sowie Abmischung übernommen und lediglich das Mastering an den Soundtüftler und -spezialisten Eroc (Ex-Grobschnitt) abgegeben.
Die einzelnen Songs haben Laufzeiten zwischen sechs und zehn Minuten, sodass man sich schon mal in sie hinein fallen lassen kann. Wobei die Übergänge jeweils fließend sind und "Nostalgia" bestenfalls sowieso als Ganzes genossen werden sollte. Schon der Opener "Real Life" nimmt uns auf eine fantastische Fahrt mit, die von einer elektrischen Sitar und Sulas Gesang gestartet wird und nach etwa zweieinhalb Minuten an Geschwindigkeit zunimmt. Mächtige Akkorde tragen den Hörer weiter und führen ihn direkt zu "We Will Make It", das in der gleichen gekonnten Art und Weise Wendungen und Drehungen nimmt, ohne den Hörer je aus seinem inneren Fluss zu reißen. Sehr stark!
Der Titelsong ist ein wunderschöner Wachtraum, dessen zartmalerischen Bilder vom Mellotron des Protagonisten hervorgerufen werden. Gitarre, Bass und Schlagzeug halten sich höflich im Hintergrund, während hier traumhafte Landschaften vor dem geistigen Auge des Hörers vorbei ziehen. Fast schon schade, dass es sich dabei um den mit etwas mehr als sechs Minuten Laufzeit kürzesten Track handelt. Schließlich ist da noch "Wurmloch": Wenn man so will, die größte Gefahr während dieses Abenteuers. Hier lauern gefühlt bedrohliche Gefahrensituationen, die man erstmal meistern und umschiffen muss. Aber natürlich gelingt auch dies, selbst wenn es doch recht wild zuging. Der Astronaut kann wieder etwas relaxen, denn …
… das abschließende "Mellotraum" kommt dann zwar mit flottem Grund-Rhythmus, der jedoch deutlich von den weich durch den Weltraum führenden Tasten-Instrumenten abgemildert wird. Was den Hörer am Ende dieses Trips wieder ganz sanft auf festen Boden und somit die Realität zurück führt. "Nostalgia" ist ein großartiges Album, um sich für eine knappe dreiviertel Stunde in eine andere Welt fallen zu lassen oder sich auf eine Reise ins innere Ich zu begeben. Eine super Geschichte also und der Verfasser dieser Zeilen ist bereits sehr gespannt auf ein anstehendes Konzert im November, bei dem Sula Bassana zusammen mit Ax Genrich und zwei weiteren Musikern auf den Bühnenbrettern stehen wird. "Nostalgia" hat die Vorfreude darauf definitiv gesteigert und kann nicht nur den Freunden dieser Stilrichtung, sondern auch allen Interessierten besten Gewissens an Herz gelegt werden!
Das Album ist übrigens auch auf schwarzem sowie psychedelisch buntem Vinyl zu bekommen.
Line-up Sula Bassana:
Sula Bassana (guitars, bass, mellotron, organ, synthesizers, electric sitar, drums, vocals)
Tracklist "Nostalgia":
- Real Life (9:15)
- We Will Make It (9:50)
- Nostalgia (6:03)
- Wurmloch (10:06)
- Mellotraum (6:29)
Gesamtspielzeit: 41:43 , Erscheinungsjahr: 2022
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