Was Split-LPs betrifft, ist die vorliegende erst die zweite Langrille des Labels Sulatron Records. Den Platz auf dem auf 500 Exemplare limitierten, farbigen 180 Gramm-Stück teilen sich Label Boss Dave Schmidt aks Sula Bassana mit seiner Liveband sowie die Skyjoggers aus der südfinnischen Stadt Tampere. In deren näheren Umgebung liegen die Tammerkoski-Stromschnellen und wie ein rasendes und schaukelnde Boot auf selbigen, starten die Nordländer ihren ersten Track.
Und die schlittern erst einmal fast brachial und mit ungebremstem Tempo in die Ohrmuscheln. Eine sägende Gitarre sowie eine galoppierende Rhythmusmaschine aus brabbelndem Bass und hackender Schießbude jagen durch die Stromschnellen. Eingeworfene Stimmfetzen und auch Elektronik durchziehen das Ganze und da diese Einsprengsel beim Line-up nicht erwähnt sind, gehe ich davon aus, dass die nach Synthesizer klingenden Zutaten beim "Dazed & Spaced Festival" in der Hamburger Bar 227 im April 2024 eingestreut wurden – möglicherweise sogar vom Mitbewohner dieser Split-LP, denn auf diesem Event entstanden die Aufnahmen beider Bands.
Da die Skyjoggers allerdings weniger im Kanu durchs Wildwasser schießen, sondern eher mit dem Raumschiff in progressiver Space Rock-Ausstattung unterwegs sind, mag es auch Equipment geben, das die Gitarre so verfremdet, dass sie klingt wie durch den Mixer gedreht. Auch "Lightrunner" rast mit Hypergeschwindigkeit rockend durch den Space, wobei die Gitarrenarbeit nun aber zeigt, dass der Mann am Instrument sein Handwerk versteht und mit absoluter Sicheheit Peter, Gary und Rory im Regal stehen hat. Die eingestreuten Wortfetzen prallen wie kosmische Felskörper an die Hülle des Spaceships, dass allerdings von Bass und Drums beschleunigt, davon unbeirrt durch den Raum schießt.
" …For Outer Space" ist anders. Komplett anders. Ein bluesiger, bluesrockender Touch liegt über der Nummer, die jammend durch eine Galaxie webt und durch Gitarrenspiel zum Niederknien bestimmt wird. Neben Alexi Belle an den sechs Saiten, sind aber auch Juan Rico an den dicken Saiten und Gabo Sabor an Fellen und Sticks nicht in die zweite Reihe zu stellen, denn nur als Trio kann man dermaßen space-bluesig jammen. Ein starkes Stück und von mir den beiden 'Speed-Nummern' auf jeden Fall den Rang ablaufend. Und wenn man liest, dass das Teil aus ihrem 2018er Debütalbum "Journeymen" ein fester Bestandteil bei ihren Auftritten ist, dann wundert mich das überhaupt nicht. Wer diese Nummer kennt und auf einer Skyjoggers-Show ist, will das hören.
Sula Bassana startet seinen Part mit "We Will Make It" vom letzen Album Nostalgia, das von Kollege Markus rezensiert wurde. Zum vorliegenden Track schreibt er, dass die Nummer » … in der gleichen gekonnten Art und Weise Wendungen und Drehungen nimmt, ohne den Hörer je aus seinem inneren Fluss zu reißen. Sehr stark«. Recht hat er und den Song darf man zu den etwas härteren Sula Bassanas zählen. Spacige-krautig ist die Ausrichtung der Tracks, der neben gewaltigen Power Chords, verfremdeten Vocals und pumpender Rhythmik auch eine Art Melodieführung, oder besser, Choreografie hat, die sehr an ein großes Raumschiff Konstrukteuren-Team denken lässt.
"Come With Me" ist ein neues »Thema«, das musikalisch wie auch textlich von Sänger und Gitarrist Adrian Grod stammt und leicht orientalisch angehaucht, lavaartig aus den Lautsprechern strömt. Laut Dave hat die Band zu dieser neuen Komposition auf dem Festival mehr oder weniger improvisiert und wenn ich eine Bitte äußern darf, dann die, dass diese Improvisation am besten nicht verändert wird. Denn das Ergebnis dieses Jams ist äußerst packend und passt in die Schublade, in der bereits " …For Outer Space" von den Skyjoggers liegt. War es bei den Finnen hauptsächlich die Gitarre, die den Rezensenten in den Bann zog, so ist es bei "Come With Me" das Zusammenspiel von Saiten, Tasten und Rhythmus. Fast zeitlupenartig rollt der Output dieser improvisierenden(!) Truppe durch eine psychedelisch surreale Landschaft, in der statt Sonnenstrahlen Mellotron und Stimme Farbe einbringen.
Diese Split-LP, der selbstverständlich auch ein Download-Code beiliegt, ist ein schönes Livedokument der beiden Bands von ihrem Auftritt auf dem "Dazed & Spaced"-Festival. Der deutsche Part wurde von Eroc gemastert, der finnische vom nordischen Pendant Janne Hakanen.
Line-ups:
Alexi Belle (Gitarre)
Juan Rico (Bass)
Gabo Sabor (Schlagzeug)
Kristina Schmitz (Bass)
Adrian Grod (Gitarren, Gesang)
Franz Fesel (Drums)
Dave Schmidt/Sula (Gitarren, Orgel, Synthesizer, Mellotron, Gesang)
Tracklist "Split":
- Step One: Breathe, Step Two: Levitate (5:25)
- Lightrunner (4:59)
- …For Outer Space (9:28)
- We Will Make It (10:32)
- Come With Me (13:40)
Gesamtspielzeit: 44:04, Erscheinungsjahr: 2024
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