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Sumen / Pesthammer Over Europe – Digital-EP-Review

Sumen - Pesthammer Over Europe

Ohne mehr gelesen zu haben, dachte ich bei dem Titel "Pesthammer Over Europe" sofort an Death Metal – und habe richtig vermutet. So nennt sich die Demo-EP (digital) des neuen Projektes Sumen (lateinisch für Schweineeuter) – was keine tiefere Bedeutung hat, sondern nur gut klingen soll.
Dahinter steckt Michael Schulze, er spielt nicht nur Schlagzeug (und einmal Bass), sondern ist auch für das Konzept (Betrachtung einer Epoche der Vergangenheit – bei "Pesthammer Over Europe" ist es das Mittelalter), Texte und Musik (zusammen mit Gitarrist Felipe Gruber) verantwortlich. Außerdem sind Arrangement, Mix und Produktion von ihm. Er hat sich zudem die Mühe gemacht, inhaltliche Erklärungen zu den einzelnen Songs zu schreiben und zu allen (bis auf den Bonus) gibt es Visualisierungen / Lyric Videos (auf der Homepage bzw. YouTube zu sehen). Das finde ich gut, daher will ich jeweils kurz darauf eingehen.

Der Opener "Diabolical Suffering" handelt von einem Feuer in Kölln, das im Mittelalter eine Doppelstadt mit Berlin bildete und 1378 größtenteils durch einen Brand zerstört wurde. Um diese Katastrophe zu illustrieren zeigt die passende Animation Totenschädel in Flammen. Was zudem sehr gut zu Death Metal passt, wie er hier dargeboten wird: schnell, hart, mit fieser Growl/Keifstimme. Kein Firlefanz, keine Keyboards oder melodische Elemente.
Danach folgt der Titelsong, musikalisch ändert sich nicht viel, ist vielleicht etwas fieser. Hier möchte ich die ganze Erklärung zitieren: »The Black Death was one of the deadliest pandemic recorded in human history. Between 1346 and 1353 the plaque resulted in the deaths of up to 25 million people in Europe – which is one third of the former population. No one was safe, anyone could be the next to die – that´s what the song is about.«
Eine Erinnerung an eine vergangene Pandemie – passt jetzt irgendwie in unsere aktuelle Zeit.

Beim dritten Stück "Children’s Crusade" geht es um den Kinderkreuzzug von 1212, bei dem tausende unbewaffnete Kinder, Jugendliche und Erwachsene loszogen, um Jerusalem zu befreien. Ihr religiöser Eifer endete fatal / katastrophal, sie erreichten das Heilige Land nicht.
Auch "Hexenbrennen (Eternal Fire)" handelt von einem dunklen Kapitel des Christentums, bei dem viele Menschen ihr Leben verloren. Konkret wird hier Bamberg genannt, in der dortigen Region starben fast 900 Menschen zwischen 1595 und 1633 durch Hexenverfolgung. In Erinnerung an die Scheiterhaufen der damaligen Zeit fängt der Track mit eher traurigen Klängen, Feuerknistern (auch im Video wird hier wieder der Flammeneffekt eingesetzt) und Schreien an – bis wieder die übliche Death Metal-Keule zuschlägt. Hier bleiben die Zeilen »Let them bleed / heretic liers / Let them burn /in eternal fire« im Ohr hängen.
Wer beim Bonus "Don’t Forget To Rock’n’Roll" an Lemmy denkt – hat Recht. Hier wird ihm Tribut gezollt. Musikalisch wirkt das ein wenig wie Motörhead auf Death Metal, gerade am Anfang – passt und gibt Sympathiepunkte.

Die musikalische Reise ins Mittelalter dauert (auch mit Bonus) nur knapp zwanzig Minuten.
Diese lassen sich gut hören, sind gut gemacht, jedoch nicht herausragend, weder in positiver noch negativer Hinsicht – was auf die meisten Bands zutrifft und nicht abwertend gemeint ist. Death-Metaller machen daher also nichts verkehrt, auf der Bandcamp-Seite von Sumen reinzuhören bzw. die Digital-EP zu erwerben.
Wer mehr als nur Musik will, bekommt noch Geschichtliches dazu (fürs – metallische – Homeschooling?), in Form von Lyrics und Erklärungen, zudem visuell aufbereitet – ein gelungenes Gesamtpaket. In Zeiten von 'Corona Over Europe' (ob daraus mal jemand ein Konzept macht??? …) gibt es sicher sehr viel Schlechteres als Beschäftigung.


Line-up Sumen:

Michael Schulze (drums, bass – #1)
Felipe Gruber (guitar)
Chris Bone (vocals)
Not Dan Wood (bass – #2-5)

Tracklist "Pesthammer Over Europe":

  1. Diabolical Suffering (4:03)
  2. Pesthammer (3:41)
  3. Children’s Crusade (3:38)
  4. Hexenbrennen [Eternal Fire] (5:18)
  5. Don’t Forget To Rock’n’Roll [Bonus] (2:58)

Gesamtspielzeit: 19:37, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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