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Sun King Rising / Delta Tales – CD-Review

Sun King Rising - "Delta Tales" - CD-Review

Man sollte sich nicht davon in die Irre führen lassen, dass es sich bei "Delta Tales" um das Debütalbum des Projekts Sun King Rising handelt. Denn dahinter steht mit dem Sänger, Musiker und Songwriter John Blangero ein Mann, der sich bereits seit Jahrzehnten im Musik-Business bewegt und schon so einiges am Start hatte. Das ganz große Ding ist ihm zwar nie geglückt und auch über den großen Teich ist sein Name noch nicht so richtig rübergeschwappt, in der US-Szene ist der Name des Texaners jedoch durchaus ein Begriff. Die Aufnahmen für die jetzt vorliegende Platte begannen im Januar 2020 und sollten eigentlich von einer festen Band aufs Band gebracht werden. Ein Plan, der wieder in seine Einzelteile zerfiel, nachdem die Covid-Pandemie ihren weltweiten Siegeszug angetreten hatte. Unser Protagonist sowie der Produzent Steven 'Ace' Acker mussten also improvisieren, und als die Scheibe im Mai fertiggestellt wurde, waren darauf plötzlich etwa doppelt so viele Musiker vertreten, als ursprünglich geplant.

»Die größten Einflüsse auf John Blangero vor diesem Album waren die Arrangements, der Gesangsstil und dieser Big Band Vibe, den vor fünfzig Jahren auch die Zusammenarbeit von Joe Cocker und Leon Russell hatte!« lässt sich der Chef von Blangeros Label gerne zitieren. Und genau diesbezüglich treffen sich auf "Delta Tales" die Engel und die Teufel, Gut und Böse, Schwarz und Weiß. Denn was einerseits eine gute Idee und überhaupt kein Fehler sein kann fängt spätestens dann an zu bröckeln, wenn die angestrebten Vorlagen nicht adäquat genug umgesetzt werden. Gut, bröckeln tut hier nicht wirklich viel, prickeln aber leider auch nicht. An der Qualität der Tracks gibt es kaum was zu meckern, wenn etwas zu leichtem Stirnrunzeln führt, dann dass man irgendwie ständig das Gefühl hat, diese Melodien und Arrangements schon mal irgendwo gehört zu haben. So erinnert der Strophengesang des insgesamt sehr starken "Milkweed And Thistle" doch sehr an einen frühen Song von Lynyrd Skynyrd bzw. den seligen Ronnie Van Zant vor dem Mikro.

Der Frontmann macht mit seinem souligen Gesang zweifelsfrei eine gute Figur, wenn ich die hier vertretenen zehn Titel auch nicht wirklich mit   der Cocker/Russell-Ära vergleichen, sondern vielmehr in die Southern Roots Rock-Ecke schieben würde. Blangero hat mit Steve Schuffert einen sehr guten Gitarristen an Bord, die Rhythmus-Abteilung macht einen klasse Job und die für die Background Vocals zuständigen Ladies verleihen dem Ganzen dann den letzten Schliff für ein wohliges Feeling. Die Amerikaner variieren immer wieder gekonnt und clever mit den Tempi, sodass nach einigen Rockern durchaus auch mal Besinnlicheres wie beispielsweise "Evangeline In The Morning" oder das abschließende "Let There Be Light" ihren Platz finden. Das bereits erwähnte "Milkweed And Thistle" ist mit seinen perlenden Pianoläufen und dem sehr starken Refrain mein Favorit der Platte, wobei auch "Take It Down" (eine der beiden Fremdkompositionen der Scheibe) sowie "Down The Delta Road", "Drive Me To Nashville", "The Snake" und "Beneath The Southern Sun" sehr gut gefallen.

Sun King Rising und "Delta Tales" darf also unbedingt mal ein Ohr gewidmet werden, und dieses Debütwerk wird ganz sicher auch seine Freunde finden. Bei der hohen Anzahl an zitierten Arrangements sowie textlichen und musikalischen Parts darf sich jeder sein eigenes Bild machen, ob dies nach seinem Gusto ist. Ein böser Geist würde wahrscheinlich sogar das Wort 'berechnend' ins Spiel bringen, aber so weit möchte ich mich dann doch nicht aus dem Fenster lehnen. Letzten Endes ist "Delta Tales" deshalb ein gutes, aber kein sehr gutes Album geworden. Aber man darf auf jeden Fall sehr gespannt sein, wie diese Geschichte weitergeht.


Line-up Sun King Rising:

John Blangero (piano, organ, keyboards – #9, strings – #7, lead vocals)
Steve Schuffert (guitars)
Steve 'Ace' Acker (guitars, strings, Korg M3 – #9, background vocals)
David Granati (guitar – #1)
Chuck Hall (Dobro – #3)
Hermie Granati (electric piano – #1, keyboards – #2,5, synthesizer – #10)
Katherine O’Neil (violin – #3)
The Cold City Horns (horn section #1,8)
Bob Esterle (saxophone – #4)
Jeff Bremer (bass – #1,4,5,10)

Joe Macre (bass – #2)
Eddie Costa (bass – #6)
Bambo Kino (bass – #3,8)
George Perilli (drums)
John Sferra (drums – #3,8)
Mark Francis (drums – #6)
Andy Taravella (additional drums – #1)
J. Bass (background vocals – #4,7)
T. Anderson (background vocals – #4,7)
M. Shepherd (background vocals – #4,7)
Kelly Connors (background vocals – #2,5)
Rozz Chapman (background vocals – #2,5,9)
Marceia Bonin (background vocals – #3)
Shawn Mayer (background vocals – #1,6,10)

Tracklist "Delta Tales":

  1. The Snake
  2. Milkweed And Thistle
  3. Down The Delta Road
  4. In A State Of Grace
  5. Take It Down
  6. Beneath The Southern Sun
  7. Evangeline In The Morning
  8. Love Turns Grey
  9. Drive Me To Nashville
  10. Let There Be Light

Gesamtspielzeit: 43:30, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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