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Sun-Mi Hong / A Self-Strewn Portrait – CD-Review

Nach ihrem Debüt aus dem Jahr 2017 brachte Sun-Mi Hong im März 2021 ihr zweites Album mit dem Titel "A Self-Strewn Portrait" auf den Markt.

Zur Künstlerin heißt es in der Presseinformation MaWe Marketing:
»[…] Sun-Mi Hong ist eine südkoreanische in den Niederlanden lebende Jazzmusikerin. […] Geboren und aufgewachsen ist Sun-Mi in In-Cheon, Korea; in den letzten Jahren in Amsterdam hat sich der Drummerin eine einzigartige Lebensperspektive eröffnet. Mit einer Mischung aus verwurzeltem Groove in Kombination mit wohltemperierten Klängen hat sich Sun-Mi einen festen Platz in der niederländischen Jazzszene erobert. Indem sie sich dem Moment in einer etwas meditativen Art und Weise nähert, erreicht sie die Fähigkeit, etwas völlig Originelles auf das Podium zu bringen. Sun-Mis Stil wird gekennzeichnet von dramatischen und emotionalen Variationen, von Sensibilität und Minimalismus bis hin zu Wildheit und Groove. […]«
Sun-Mi Hong zu ihrem Umzug nach Amsterdam:
»[…] Sechs Jahre Jazz-Studium mit einigen der größten Schlagzeuger Europas haben mein Leben verändert. […]«
Die vorliegende Platte soll eine »[…] Achterbahn der Emotionen und Energie […]« sein.

Dazu haben wir uns an der Achterbahn-Kasse ein Ticket gekauft und in einem zu einem Zug aneinander gekoppelten Wagen Platz genommen.
Welche musikalischen g-Kräfte mögen wohl auf den Hörer einwirken.
Nach knapp sechsundvierzig Minuten und insgesamt neun Song wissen wir, wie es uns geht.
Das im Studio Fattoria Musica, Osnabrück sowie Studio Duivendrechtsekade, Amsterdam eingespielte "A Self-Strewn Portrait" startet mit "Self Portrait".

Schon hier wird angedeutet, welche Fahrtrichtung die Tracks nehmen werden. Auch wenn auf der Digipak-Rückseite geschrieben steht, dass alle Songs von Sun-Mi Hong komponiert wurden, bleibt beim Hörer der Eindruck der im sehr positiven Sinn gemeinten Improvisation hängen. Alle Musiker bringen sich höchst gehaltvoll ins Geschehen ein.
Die widergespiegelten Stimmungen dürfen einerseits durchaus als relaxt, ja schon meditativ und andererseits als eine Art Herausforderung angesehen werden.
Dazwischen bietet das Quintett noch eine Vielzahl an bemerkenswerten Zwischentönen. "Self Portrait" ist ein sehr gelungener Album-Einstieg und geht quasi nahtlos über in "Chatter", einem sehr gelungenen Sun-Mi Hong-Alleingang.

Die Tracklist bietet nicht ausschließlich instrumentale Songs.
So imponiert "Kasi: A Thorn" durch herrlichen Scat-Gesang von Song-Yi Jeon, umringt von ausgelassen aufspielenden Instrumenten. Super!
Ein weiterer, dann doch sehr besonderer Ausflug in den vokalen Jazz begegnet uns bei "Kasi: Voice". Geradezu mystisch, kombiniert mit Dschungel-Stimmung, ist dieses Stück eine experimentelle Improvisation. Relaxen wird abgelöst von komplexer Anziehung.

In aller Kürze kommt einem "Dear Tomorrow" mit einem von der Protagonistin geschriebenem Gedicht sensibel-melancholisch entgegen. Klasse hier die Spoken Words von Fuensanta Méndez.
Ohne atmosphärische Schwankungen geht es nach dem gehaltvollen "Dear Tomorrow" über in "Bjork (Live at The Bimhuis)".
Das Quintett kann die Stimmungen der Studio-Lieder beeindruckend auch in einer Live-Performance ausdrücken.

Sun-Mi Hongs "A Self-Strewn Portrait" ist ein außergewöhnliches Album, das durch die gesamte Band ganz unterschiedliche Gefühle beim Hörer weckt.
"A Self-Strewn Portrait" ist auf der einen Seite eine energetische Achterbahnfahrt der entspannten Momente.
Auf der anderen Seite wirken musikalische g-Kräfte auf den Hörer ein, die fordernd sind.
So kann das Leben sein und nach "A Self-Strewn Portrait" geht es uns richtig gut.
Ein zweites Ticket ist schon eingeplant.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Sun-Mi Hong:

Sun-Mi Hong (drums)
Alessandro Fongaro (bass)
Nicolò Ricci (tenor saxophone)
Alistair Payne (trumpet)
Young-Woo Lee (piano)

With:
Song-Yi Jeon (vocals – #5,7, effects – #5,7)
Fuensanta Méndez (voice – #8)

Tracklist "A Self-Strewn Portrait":

  1. Self Portrait
  2. Chatter
  3. P Stands For Palace
  4. Call It: Young-Woo
  5. Kasi: A Thorn
  6. Thoughts To Be Spoken
  7. Kasi: Voice
  8. Dear Tomorrow
  9. Bjork (Live At The Bimhuis)

Gesamtspielzeit: 45:47, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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