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Swamp Dogg / Blackgrass: From West Virginia To 125th St – Digital-Review

Swamp Dogg - "Blackgrass: From West Virginia To 125th St" - Digital-Review

Wow, der als Jerry Williams Jr. geborene und heute in Los Angeles lebende Musiker, Songwriter und Produzent Swamp Dogg hat mittlerweile das stolze Alter von 81 Jahren erreicht. Bzw. wird er im Juli sogar bereits 82, was ihn aber offensichtlich nicht müde werden lässt. Zumindest hört sich sein neues Studioalbum "Blackgrass: From West Virginia To 125th St" zu keinem Zeitpunkt an, als wäre es von einem Künstler aufgenommen und/oder gesungen worden, der bereits seit mehr als sechzig Jahren im Business aktiv ist. Unter dem Namen Swamp Dogg agiert Willliams seit 1970 und die Namensfindung erklärt er wie folgt: »Dogg kommt natürlich von Dog und das hatte ich damals ganz bewusst so gewählt. Denn: Ich wollte keine Hits mehr nachsingen, sondern mein ganz eigenes Ding machen. Und Hunde lässt man in der Regel ja machen, was sie wollen. Sie kacken dir in die Dusche, sie pissen auf deinen Teppich und legen sich mit Vorliebe auf deine brandneuen Anzüge. Man schimpft und verflucht sie dann zwar meistens, aber man hört trotzdem nicht auf, sie zu lieben.«

Äh … ja. Kommen wir also zum neuen Album. Und das startet für einen afro-amerikanischen Künstler doch eher überraschend mit einer astreinen Bluegrass- (bzw. wie Swamp Dogg es nennt, Blackgrass-) Nummer. Blitzsauber und teuflisch schnell zieht hier ein Banjo seine Runden, während der sehr gut ins Ohr gehende (und dort auch bleiben wollende) Gesang eine etwas ’schlüpfrige' zum Besten gibt. Dem Bluegrass/Blackgrass wird dann nochmal bei "Rise Up" (mit dem Gast Vernon Reid) gefrönt, was ebenso gelungen wie überzeugend rüberkommt. Aber dieses Album hat weit mehr als den bisher genannten Stil zu bieten. Darüber hinaus zu finden sind auch noch jede Menge Blues und Soul auf einem sehr hohen Qualitäts-Level. "Have A Good Time" ist dagegen eine Herzschmerz-Ballade im Stil der fünfziger oder auch sechziger Jahre. Und dass auch diese überzeugt, dafür garantiert alleine schon der authentische Gesang des Amerikaners.

Das komplette Line-up der auf dieser Scheibe vertretenen Musiker war für den Rezensenten zwar nicht zu ermitteln, aber zumindest einige der Gastbeiträge waren namentlich gekennzeichnet. So steuert beispielsweise Margo Price sehr coole Lead Vocals für "The Other Woman" bei und eine nicht weniger starke Performance liefert die gute Jenny Lewis für "Count The Days" ab. Der letztgenannte Track klingt ganz herrlich nach der Soul Music der sechziger Jahre aus damals aktiven und göttlichen Wundertüten-Labels wie etwa Motown oder Stax. Klasse gemacht und mit dem Feeling der damaligen Zeit versehen. Dazwischen platziert wurden richtig coole Country Folk-Nummern wie etwa "Curtains On The Window", " Allerbester Soul ist dann wieder bei Sücken wie "Your Best Friend" sowie "This Is My Dream" am Start, zwei Titeln, die noch einmal vor Augen (bzw. Ohren) führen, was für ein guter Sänger Swamp Dogg nach wie vor ist. Klasse!

Zum Abschluss wird es mit der "Murder Ballad" dann sogar noch ein bisschen gruselig, während der Protagonist des Songs zu gespenstisch im Hintergrund gespielter Lap- oder Pedal Steel im Sprech-Gesang von seinen Untaten berichtet. Gegen Ende der Nummer berichtet er seinen bereits verstorbenen Eltern im mentalen Gespräch, dass er endlich kein Niemand mehr, sondern sein Name nun – nachdem er gefasst wurde und kurz vor der Hinrichtung steht – einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Bedrückend und kein schönes Thema, aber diesem musikalisch perfekt unterlegten und intensiven Lamento kann man sich kaum entziehen.

Letzten Endes handelt es sich bei "Blackgrass: From West Virginia To 125th St" um ein beeindruckendes Konglomerat aus Bluegrass, Country, Soul und Blues, die gerne auch mal mit dem Feeling aus längst vergangenen Jahrzehnten gebracht werden. Authentisch und mit sehr viel Feeling umgesetzt bietet sich die Platte nicht nur allen Kennern dieses/r Genres, sondern auch allen anderen Musik-Freunden an, die mit diesen Stilen noch wenig Berührungspunkte hatten und einfach mal über den eigenen Tellerrand hinausblicken wollen. Swamp Dogg ist zweifelsohne einer der alten Meister und nach wie vor so fit, dass dieses Album in allen Bereichen punktet. Thumbs up!


Tracklist "Blackgrass: From West Virginia…":

  1. Mess Under That Dress
  2. Ugly Man’s Wife
  3. Curtains On The Window
  4. Have A Good Time
  5. The Other Woman
  6. Songs To Sing
  7. Count The Days
  8. Gotta Have My Baby Back
  9. Your Best Friend
  10. This Is My Dream
  11. Rise Up
  12. Murder Ballad

Gesamtspielzeit: 41:56, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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