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T.G. Copperfield / Talkin' Shop – CD (EP)-Review

T.G. Copperfield / Talkin’ Shop

Wenn ein Musiker, eine Band Veröffentlichungen am laufenden Bande raushaut, kommt schnell der Verdacht des Selbstkopierens auf. Eine gewisse Langeweile setzt ein, wie sie sich – mir zumindest – bei z. B. den multiplen Releases von Joe Bonamassa aufdrängt, dessen Katalog zwar voll ist, jedoch nicht mehr jeden Hörer zu überzeugen vermag. Ja ja, der ist ein super Gitarrist, aber, um mal mit einem schon überstrapazierten Ausspruch zu kommen, er holt mich schon lange nicht mehr ab.

Unser Protagonist, Copperfield, hielt in der jüngeren Vergangenheit auch nicht unbedingt mit Neuerscheinungen hinter dem Berg, seien es seine Solo-Produkte oder auch die mit seiner Band. Kaum haben wir Crank It Up In Nashville verdaut, kommt er schon wieder mit etwas Neuem aus dem Gebüsch. Eine EP ist es eher, Spielzeit etwas unter einer halben Stunde, denn ein volles Album, "Talkin' Shop" genannt. Und mal wieder hat er sich seine altbewährten Mitstreiter für diese sieben neuen Songs ausgesucht, um dem geneigten Hörer musikalisch mal etwas doch Überraschendes zu präsentieren.

Modern (im Sinne von nicht stringent im traditionellen Blues-Stil gehalten) und abwechslungsreich kommen die Stücke daher. Copperfield wechselt die eingebauten Stilmittel und kreiert so etwas, das schon beim ersten Durchlauf packend ist. Beginnend mit dem Opener, "Suckers & Crooks", geht die halbstündige Reise los. Es ist erstmal gar nicht die Gitarre, von der man erwartet, dass sie den Sound dominiert, sondern Schlagzeug und Bass machen bei diesem verrückten Song mächtig Dampf im Äther.

Copperfields Wurzeln dringen zwar immer wieder im Verlauf der Platte durch, jedoch spielt der klassische Blues nicht die Hauptrolle. Natürlich ist er ein toller Gitarrist und das merkt man immer wieder, speziell bei Stücken wie z. B. "Line Of Fire" oder auch "Survive It", das sich durch einen richtig coolen, spacigen Gitarrenpart auszeichnet – überhaupt der coolste Track hier auf "Talkin' Shop", ein unbedingter Anspieltipp.

Unser Protagonist klingt manchmal nach Funk ("Caught In The Middle"), manchmal nach Latin, bisweilen nach Tom Petty oder auch nach J.J. Cale, aber nie als Cover-Version. Er gibt Lehrstunden in Dramaturgie, wie bei "On Your Own", das in einem eindrücklichen Auf und Ab Spannung verbreitet. Es werden durch die Scheibe hindurch, und das ist bei Soloalben ja nicht zwangsläufig und immer der Fall, auch die Mit-Musiker mit reichlich Platz für ihr Spiel bedacht. Besonders auffällig kommt mir der Einsatz der Orgel vor, der manchmal nur ganz kurz und pointiert durch dringt, manchmal aber auch akzentuiert in den Vordergrund gehoben wird. "Survive It" oder "Line Of Fire" wären hier ein weiteres Mal passende Beispiele.

"Hammer Down" – bereits nach dem ersten Spielen als fast schon eindringlicher Song verbucht, mit seinem eingängigen Chorus bestens ausstaffiert. Ganz cool ist auch der Rausschmeißer, "Commuter", der mit seinen treibenden Toms und dem Bass als vollkommen crazy rüberkommt. Und das soll auch das Stichwort zum Schlussakkord zu diesen Zeilen sein – "Talkin' Shop" mutet ein wenig crazy an, wenn man sich die bisherigen Veröffentlichungen Copperfields vor Augen führt. Und genau das macht den Reiz an dieser Scheibe aus – um mal den Kreis zum eingangs erwähnten 'Boringamassa' zu schließen – es wird dir nicht langweilig und wir freuen uns schon jetzt auf die nächste Überraschung.


Line-up T.G. Copperfield:

T. G. Copperfield (vocals, guitars)
Michael Karl (bass)
Claus Bächer (organ, piano, synthesizer)
Michael Hofmann (drums, percussion)
Robert Hofmann (backings)

Tracklist "Talkin' Shop":

  1. Suckers & Crooks
  2. On Your Own
  3. Hammer Down
  4. Line Of Fire
  5. Survive It
  6. Caught In The Middle
  7. The Commuter

Gesamtspielzeit: 27:05, Erscheinungsjahr: 2019

 

Über den Autor

Jochen von Arnim

Beiträge im Archiv
Genres: Blues, Rock, Heavy Metal

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