«

»

Taj Mahal / Taj Mahal – LP-Review

Taj Mahal - Taj Mahal - LP-Review

Nachdem der amerikanische Blues-Musiker und Sänger Taj Mahal (diesen Künstlernamen legte er sich nach einem intensiven Traum ca. 1960 zu) im Alter von 22 Jahren zusammen mit dem heute ebenfalls legendären Gitarristen Ry Cooder die Band The Rising Sons gegründet hatte, trat er zum ersten Mal ins größere Scheinwerferlicht. So zumindest war der Plan, denn nach einer veröffentlichten Single ("Candy Man" b/w "The Devil’s Got My Woman") ging es schließlich im Jahr 1966 erneut ins Studio, um ein Album einzuspielen. Diese Aufnahmen fanden zwar auch statt, die Scheibe wurde von dem damaligen Label jedoch erstmal 'auf Eis gelegt' und tatsächlich erst 1992 veröffentlicht. Tief enttäuscht verließ Taj sowohl die Band, als auch das Label. Eine Zeit lang spielte er solo, bis er im Sommer 1967 eine neue Band zusammen stellte und plötzlich doch wieder bei seinem vorherigen Label unterschrieb. Mit dem Unterschied, dass sein Solodebüt "Taj Mahal" 1968 dann auch tatsächlich erschien.

Und wow, was für eine Platte das war! Was für eine Band! Am Schlagzeug waren Sandy Konikoff (u. a. Ex-Bob Dylan) sowie Charles 'Chuck' Blackwell (u. a. Joe Cockers Mad Dogs & Englishmen) vertreten und an der Gitarre erneut ein gewisser Ryland P. 'Ry' Cooder. Überraschenderweise übernahm dieser allerdings lediglich die Rhythmus-Gitarre, weil ihm damals noch ein junger Indianer (vom Stamme der Kiowas) namens Jesse Ed Davis ein paar entscheidende Schritte voraus war. Davis übernahm deshalb die Lead-Gitarre und steuerte obendrein zu einigen Tracks das Piano bei.

Bereits bei dem eröffnenden "Leaving Trunk" fährt der gute Taj einen Großteil seiner Stärken auf. Die bestanden zum einen aus seinem unglaublich kraftvollen und trotzdem tonnenweise Feeling enthaltenden Gesang und zum anderen von einer höllenscharf gespielten Blues Harp. Diese beiden Komponenten dominieren das Stück dann auch eindeutig, während sich die Rhythmusabteilung cool groovend eher im Hintergrund hält. Jesse Ed Davis' Gitarrensolo entwickelt sich zu einem Duell mit Mahals Harp, bis es danach zu einer weiteren Strophe und dem kraftvollen Gesang zurückgeht. Direkt im Anschluss der Klassiker "Statesboro Blues", der den meisten nicht ganz so affinen Blues-Fans wohl am ehesten von der Allman Brothers Band bekannt sein dürfte. Der Song kommt hier nochmal eine Spur rauer und bluesiger daher als bei den Brothers, dazu mit einer klasse Slide von Davis. Anders, aber deswegen keinesfalls schlechter.

Und es geht Schlag auf Schlag, denn darauf folgt bereits der Sonny Boy Williamson-Klassiker "Checkin' Up On My Baby". Da steckt eine unglaubliche Power drin und man hat fast das Gefühl, dass Mahal damals immer noch sauer wegen seiner vom Label verschmähten vorherigen Band war und es diesmal allen so richtig zeigen wollte. Was er schließlich auch getan hat. Nach dem weiteren Klassiker "Everybody’s Got To Change Sometimes" (Sleepy John Estes) folgt mit "E Z Rider" die (überraschenderweise) einzige Eigenkomposition des Bandleaders. Vom Tempo etwas gezügelter, aber genauso überzeugend. Und klar darf dann auf dieser Scheibe auch Robert Johnsons "Dust My Broom" nicht fehlen. Der "Diving Duck Blues" (der dritte Sleepy John Estes-Track dieser Scheibe) lässt ebenfalls keinen Millimeter bezüglich der sehr hohen Qualität nach und das abschließende, fast zehnminütige, "The Celebrated Walkin' Blues" ist sowieso eine Nummer für sich. Hier begleitet sich Taj Mahal selbst auf der Slide-Gitarre und Harmonika, während Ry Cooder ein bisschen Mandoline beisteuert und im Hintergrund auch noch ein einsamer Bass und fast kaum auszumachende Drums ihre Runden ziehen. Grandioses Stück!

Diese auf 180g-Vinyl neu aufgelegte Scheibe ist meiner ca. 25 Jahre alten CD-Version soundmäßig um Längen überlegen. Viel packender, druckvoller und mit wesentlich mehr Biss sowie Details kann die Platte nicht nur durch ihre Musik, sondern gleich durch das Gesamtpaket überzeugen. Man kann nur hoffen, dass in naher Zukunft auch die Folgealben "The Natch’l Blues" sowie "Giant Step/De Ole Folks Back Home" nachgereicht werden. Dicker Tipp an alle (nicht nur!) Blues-Fans!


Line-up Taj Mahal:

Taj Mahal (harp, slide guitar – #B-4, vocals)
Jessie Ed Davis (lead guitars, piano – #A-3, B-2)
Ryland P. Cooder (rhythm guitars, mandolin – #B-4)
James Thomas (bass)
Sanford Konikoff (drums)

With:
Bill Boatman (rhythm guitars – #B-2,3)
Gary Gilmore (bass – #B-2,3)
Charles Blackwell (drums – #B-2,3)

Tracklist "Taj Mahal":

Side 1:

  1. Leaving Trunk
  2. Statesboro Blues
  3. Checkin' Up On My Baby
  4. Everybody’s Got To Change Sometime
  5. E Z Rider

Side 2:

  1. Dust My Broom
  2. Diving Duck Blues
  3. The Celebrated Walkin' Blues

Gesamtspielzeit: 15:48 (Side 1), 17:23 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2017 (1968)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>