Der Musiker, Komponist und Sänger Charly Maucher hatte es bereits relativ früh in seiner Karriere erkannt, sang er doch schon Zeilen wie »Life is like a roulette game…« (aus dem Song "Roulette") oder auch »Take one last look before you go, life is hard, I hope you know« (aus "One Last Look") auf seinem ersten und einzigen Soloalbum "Performance" aus dem Jahr 1980. Da hatte er allerdings auch schon mehr als zehn Jahre im Haifischbecken Music Business hinter sich, mal oben und dann auch mal wieder unten. Der ganze Trick an der Sache war (wie er uns später in dem Song "Welcome To The Club" wissen ließ), einfach weiter zu machen, nie aufzugeben oder den Glauben zu verlieren.
Norbert 'Charly' Maucher wurde am 06. Mai 1947 in Hannover geboren und startete seine musikalische Karriere an unterschiedlichen Instrumenten in den sechziger Jahren in Bands wie Lime Light, Scarengers oder den Coffinbeats. Ab 1970 war er als Bassist Mitglied der damals noch unbekannten Band Jane. Diese Unbekanntheit änderte sich jedoch schnell nach der Veröffentlichung des Debütalbums "Together" (1972), das sich für ein Erstwerk ganz prächtig verkaufte und dem damaligen Quintett sehr viele Fans bescherte. Nach seinem vorübergehenden Ausstieg (Gründe dafür werden – je nachdem, wen man fragt – unterschiedliche genannt) war er jedoch rechtzeitig zurück, um das Album "Jane III" (1974) einzuspielen und die meisten Lead Vocals zu übernehmen. Nach erneuten bandinternen Streitigkeiten verließ Maucher – diesmal zusammen mit Wolfgang Krantz – die Band zum zweiten Mal.
Zusammen mit Krantz und – in einem ganz frühen Stadium – dem ebenso ehemaligen Jane-Musiker Werner Nadolny entstand darauf die Band Harlis, die im Jahr 1976 ihr gleichnamiges Debüt in der Besetzung Charly Maucher (bass, lead vocals), Wolfgang Krantz (keyboards), Arndt Schulz (guitars) sowie dem Ex-Scorpions-Drummer Werner Löhr (heute It’s M.E.), der hier für das Schlagzeug und auch die Co-Lead Vocals zuständig war. Sowohl dieser Erstling (herausragend: Charly bei dem Song "Free") und auch das nachfolgende Konzept-Album Night Meets The Day (1977) mit unter anderem dem sehr geilen Titelsong hatten durchaus ihre Stärken, verkauften sich allerdings nicht sonderlich gut. Als dann noch Unstimmigkeiten mit dem damaligen Label hinzukamen, war eine weitere Band Geschichte. Der Niedersachse gründete anschließend erstmal die Charly Maucher Band und veröffentlichte (im Studio weiterhin mit Krantz sowie dem Jane-Schlagzeuger Peter Panka) ein Soloalbum, bevor er für das 1982 erschienene Jane-Album "Germania" zurück bei seinen ehemaligen Bandkumpels Peter Panka und Klaus Hess war.
Nach der Einspielung von Jon Symons Rock-Ballet "Warlock" sowie vielen Konzerten dafür, wurde es ab Ende der achtziger Jahre ruhiger um Charly Maucher. Mit seiner Frau siedelte er nach Kanada über, machte dort weiter Musik und kam dennoch immer wieder zurück nach Deutschland, wo er auch vereinzelte Konzerte spielte. Die Band Jane (bzw. mittlerweile Peter Panka’s Jane) kam im Jahr 2000 in der Besetzung Peter Panka (drums, vocals), Klaus Walz (guitars, Ex-Epitaph), Charly Maucher (bass, vocals) und Werner Nadolny wieder zusammen. Es erschienen neue Alben und trotz des überraschenden und schmerzlichen Todes von Panka (2007) sowie den anschließenden vielen (von Jane aus den Siebzigern schon gewohnten) Musiker-Wechseln blieben Charly Maucher und Klaus Walz die einzigen Konstanten. Fünf Studio- und zwei Live-alben, dazu einige DVDs sollten es noch werden, bis bei dem Musiker im Jahr 2017 Blutkrebs diagnostiziert wurde. Er rappelte sich zwar wieder auf und stand so lange auf der Bühne, wie es nur ging, aber letzten Endes hat er den Kampf gegen die Krankheit im August 2019 verloren.
Charly Maucher hatte nicht auch nur den Hauch von Abgehobenheit, von Arroganz oder Snobismus an sich. Vielmehr war er sehr bodenständig, sehr nahe an den Fans, realistisch und aufrichtig nett, wovon ich mich sowohl vor, als auch nach vielen Konzerten überzeugen konnte. Mein letztes musikalisches Highlight mit ihm erlebte ich bei dem fantastisch starken PP’s Jane-Auftritt beim Finkenbach Festival 2018, wo er nach dem Gig zwar angeschlagen, aber lange noch nicht gebrochen oder resigniert wirkte. Nach langem Gespräch erhielt ich mein erstes und einziges Autogramm von ihm in dieser Nacht. Wer hätte damals gedacht, dass es unsere letzte Begegnung sein sollte.
Jetzt ist er gegangen und die Bühnen Deutschlands, der Schweiz und dem Rest der Welt werden von anderen Musikern gerockt. Bleiben wird uns, den Jane– und Musik-Fans im Allgemeinen, eine stattliche Anzahl an Studio- sowie Livealben, dazu ca. ein halbes Dutzend DVDs, die den Mann in Action zeigen. Und natürlich unvergessliche Songs wie "Mother, You Don’t Know", "Early In The Morning", "Baby, What You’re Doin'", "Night Meets The Day", "Got No Shadows", "Poem", "Roulette", "Welcome To The Club", "Closer To The Night", "Free", "BMW", "Comin' Again", "Freedom In His Word" oder "Fear Of Flying" (um nur mal einige zu nennen), die er mit seiner ausdrucksstarken Stimme veredelt hat.
Rest in peace, Charly, wir werden dich nie vergessen!
10 Kommentare
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Norman SlimSanderson
28. August 2022 um 4:15 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
We met Charly and his wife Gerdie in 1995, when they moved to Canada, we became neighbors, and soon very good friends. Gerdie wanted to spread his ashes on Idaho Peak, above Silverton, and because the road was washed out, hired a helicopter to fly her there. We were honored that she took us with her, and on a beautiful sunny day, on the top of a mountain, she spread his ashes, and we said goodbye to the great Charly Maucher, with a toast of really good single malt Scotch. I am a bassist, among other things, and Gerdie agreed to sell me Charly’s 1965 Fender Precision, which he played hard for over 40 years. I’m honored to have it, and can’t wait to put it back on stage.
Markus Kerren
21. September 2022 um 18:07 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Norman,
thank you very much for sharing this with us. Charly was indeed one of a kind, a real one-off. He’s still and will be missed.
Best,
Markus
Jürgen
2. August 2020 um 21:05 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Charly durfte ich anfang der neunziger im wendland kennen lernen,leider verlor man sich später aus den augen,charley erweckte in mir mein interesse für nordische geschichte,und half mir mit der gitarre.Dieser unverbeserliche optimist;)
Inge Korthaus
19. Oktober 2019 um 2:01 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ich habe Charly Maucher 2011 persönlich kennengelernt und mochte ihn sofort. Ich habe im Laufe der letzten Jahre Charly immer wieder bei Konzerten getroffen, es waren immer schöne Begegnungen. Er war immer nett, auf geschlossen, witzig. Ich vermisse ihn sehr. Ruhe in Frieden Charly
Manfred Saler
23. September 2019 um 19:54 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Markus,
danke für Deinen gelungenen fachkundigen Nachruf für meinen Freund Charly. Wenn Charly in den vergangenen Jahren aus Kanada zu Konzerten
oder Aufnahmen nach Deutschland kam, wohnte er bei mir im Haus. Im Schnitt so ca. 2-3 Monate pro Jahr. Da kommt einiges an gemeinsam
verbrachter Zeit zusammen …… Ist schon ein seltsames Gefühl wenn ich das Gästezimmer betrete. Charlys Lederjacke hängt an der Garderobe, die
Reisetasche mit der "Bühnengarderobe" steht abholbereit, auf dem Tisch liegt ein Satz Saiten …..
Grüße aus Langenhagen
Manfred
Markus
15. Oktober 2019 um 22:20 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Manfred,
und auch an alle, die hier kommentiert haben. Wir haben selten so viele Kommentare auf eine Todesmeldung erhalten, was einfach auch nur beweist, welchen nachhaltigen Eindruck Charly in seinem menschlichen und/oder musikalischen Umfeld hinterlassen hat.
Charly Maucher wird nicht in Vergessenheit geraten.
Markus
Roland Weiler
10. September 2019 um 12:08 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Auch ich erlebte tolle Konzerte und Abende mit Charly und Jane. Schade, das er die letzte "Abschieds" Tour dieses Jahr nicht mehr dabei ist.
Hatte sogar mal seine Solo und Harlis Lp’s.
Mach’s gut !
Thomas Groß
9. September 2019 um 19:13 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ich durfte Charly vor gut 37 Jahren kennenlernen er war mein Kollege und Mentor, daraus entwickelte sich eine tolle Freundschaft. In dieser hatten wir viel gemeinsame Aktivitäten. Wir haben einen tollen und warmherzigen Menschen verloren. RIP Charly. Thomas und Susanne
"Siggi" Held
7. September 2019 um 18:11 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Charly war jahrelang unser Torwart beim Post SV Hannover.
Ein toller Typ und Sportsmann.
Ruhe in Frieden
lieber Charly.
Karsten Grünberg
4. September 2019 um 19:06 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ein toller Mensch und Musiker den ich nie vergessen werde.Ich habe viele Jane Konzerte mit ihm genossen.
Peter hat neue Songs parat und die werdet ihr da oben zusammen spielen.RIP Charly