Das als Doppel-Vinyl-Album erschienen "Cispirius" der norwegischen Band Tangle Edge ist neu und dann doch nicht neu.
Aus der Pressemitteilung erfahren wir die Hintergründe dazu:
»[…] This new double-album by legendary Norwegian progressive rock outfit Tangle Edge, titled 'Cispirius', contains studio recordings from the last half of the 1990s. Some of it has never been released before,while some has beenre-mixed and is releasedhere for the very first time on vinyl! The key track is the full length 58min journey entitled "Beyond The Hills Of Inhibition", which first appeared on the "Entangled Scorpio Entrance" live album1992. Some might argue that the gem of all gems here, is the seventeen minute long studioversion of "Cañcalam", one of the band’s most well received stage-numbers throughoutthe 90s, a recording from the band’s uncompleted1999-album. […]«
Die Platten sind jeweils 180g schwer und es gibt zweihundert Exemplare in »[…] transparent orange […]«, sowie einhundert Stück in »[…] transparent orange (side A/B) transparent green (side C/D) […]«
Die Alben sind handnummeriert.
Wer auf vertrackten Progressive Rock im weitesten Sinn steht, wird der Tangle Edge-Einladung "Cañcalam" gerne folgen.
Jonglieren mit der Rhythmik, Einflüsse des Jazz Rock und experimentelle Exkurse sind die Orientierungspunkte des ersten Tracks. Kjell Oluf Johansen trommelt vorzüglich, gibt dem Track einen dynamischen Hintergrund. Dabei setzt der Drummer immer wieder ganz geschickt Percussion-Elemente ein. Basal ist "Cañcalam" Progressive Rock, allerdings machen die verschiedenen Ableger der Nummer den entscheidenden Punkt des Gefallens aus. Klasse!
Bei "Beyond The Hills Of Inhibition" handelt es sich um eine viergeteilte Suite.
Gegenüber den Spielzeiten der Parts zwei bis vier ist der erste Teil so etwas wie ein gut strukturierter Aufgalopp für die folgenden Bausteine. Geschmeidige Windgeräusche, fernöstliches Ambiente sowie eine leicht schwebende Jam prägen die etwas über fünf Minuten "Beyond The Hills Of Inhibition"-Einleitung. Man achte auf Hasse Horrigmoes Basslinien.
Mit dem Finale des ersten Teils beendete Tangle Edge den Countdown und zündete die Raketen für einen gigantischen nächste Stufe des Longtracks. Kjell Oluf Johansens Percussion-Einwürfe sind auch hier klasse und über weite Strecken sind Ronald Nygård-Gitarren-Exkurse angesagt. Toll, wie er sich im Fusion-Terrain fantasievoll auf dem Fretboard rauf und runter bewegt. So etwas hat Klasse! Überhaupt befindet sich die gesamte Combo im Bereich der Fusion. Über eine Phase der Gelassenheit geht es dann so richtig kräftig zur Sache. Die End-Dynamik hatten wir so zu Beginn des zweiten Teils noch nicht. Bei dem extrovertierten Treiben durchbricht Ronald Nygård die Wolkendecke. Fantastisch, dieser Part II.
Die elektronischen Tangle Edge-Elemente kamen noch nicht so sehr zum Tragen.
Der dritte "Beyond The Hills Of Inhibition"-Baustein stellt diese Seite der anziehenden Musik des Trio eher in den Vordergrund. Der Schlagzeuger ist – es muss nochmals erwähnt werden – einfach Spitze. Bei der Improvisation zupft sich auch Hasse Horrigmoe ins Rampenlicht.
In einer Phase kommen Erinnerungen an King Crimson auf. Überhaupt ist "Beyond The Hills Of Inhibition (Part III)" nicht nur die längste Nummer, sondern auch stark geprägt vom Impetus des Trios. Es kommt zu tollen Wechseln von treibender Power hin zu relaxten Bereichen und zurück. Man lauscht der Musik und kaum merklich begleitet man die Band in Richtung Orient. Das Ende ist auch ein Percussion-Hammer!
Die vierte Abteilung von "Beyond The Hills Of Inhibition" ist der krönende Schlusspunkt eines Albums, dass von allen Anhängern des instrumentalen Progressive Rock mit feinen Verästelungen in die engere Wahl genommen werden sollte.
Die letzten gut dreizehn Minuten sind eine beeindruckende Jam der unterschiedlichsten Gefühle.
"Cispirius" verdeutlicht, wie erfolgreich man verschiedene Stile unter einem Dach vereint und dabei in keiner Phase der fast siebzig Tangle Edge-Minuten so etwas wie Langeweile verspürt.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Tangle Edge:
Hasse Horrigmoe (bass, mini-moog, percussion)
Ronald Nygård (guitars, mini-moog, percussion)
Kjell Oluf Johansen (drums, percussion)
Tracklist "Cispirius":
- Cañcalam (16:57)
- Beyond The Hills Of Inhibition [Part I] (5:21)
- Beyond The Hills Of Inhibition [Part II] (20:20)
- Beyond The Hills Of Inhibition [Part III] (23:26)
- Beyond The Hills Of Inhibition [Part IV] (13:38)
Gesamtspielzeit: 69:42, Erscheinungsjahr: 2021
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