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Tankard / Stone Cold Sober + Two-Faced (Deluxe Editionen) – CD-Review

Tankard - Stone Cold Sober

Noise-Neuauflagen – Tankard, Teil 5 "Stone Cold Sober"

"Stone Cold Sober" – waren Tankard etwa auf hartem Alkohol-Entzug? Keine Sorge… am Schluss gab es sogar "Freibier". Das arme Alien (übrigens meine Lieblingsfigur von den Tankard-Bildern) musste nicht in der Wüste verdursten… und die Thrash-Fans auf der Suche nach neuem musikalischen Stoff ebenfalls nicht.
Also "Don’t Panic" – in der Bonus-Runde warten "666 Packs" (cooler Titel). Ja, es gibt Bonus-Tracks, Live-Stücke, die jedoch bereits auf mehreren anderen Versionen von "Stone Cold Sober" erhältlich waren, also auch mal wieder kein Kaufgrund für die 2018er Version darstellen.

Nun zur Scheibe selbst: Diese ist gerade bei den ersten Songs inhaltlich recht ernsthaft (war das mit nüchtern gemeint?), es gibt Gesellschaftskritik  wie »The small ones always get caught / The big ones always get away«. Texte, die typisch für Thrash sind, jedoch für Tankard manchen ungewohnt erscheinen mögen. Ganz so neu sind solche Aussagen für die Frankfurter gar nicht, siehe "Don’t Panic" von der Chemical Invasion, sie nur auf Saufsongs zu reduzieren wäre falsch.

Keine Sorge, Bier gibt es am Ende doch noch… dann wird nämlich gefordert: »Freibier für alle – sonst gibt’s Krawalle«. So viel zum Thema stocknüchtern…
Bei der (obligatorischen) Cover-Version handelt es sich dieses Mal um "Centerfold",  den Hit von der J. Geils Band, der hier ein wenig 'krawallisiert' wurde, ob man das gelungen findet, darüber lässt sich streiten.
Diese beiden Stücke blieben/bleiben (vermutlich nicht nur) mir am besten hängen von der "Stone Cold Sober", gefolgt vom Titellied. Außergewöhnlich und deswegen erwähnenswert ist das orientalisch angehauchte Instrumental "Of Strange People Talking Under Arabian Skies".

Insgesamt ist die Scheibe vielleicht ein wenig zu lang ausgefallen, hat (daher?) eine geringere Hitdichte als manche Vorgänger, etwas kompakter wäre vermutlich besser gewesen.


Line-up Tankard:

Gerre (vocals)
Frank Thorwarth (bass)
Axel Katzmann (guitars)
Andy Boulgaropoulus (guitars)
Arnulf Tunn (drums)

Tracklist: "Stone Cold Sober":

1.Jurisdiction

2.Broken Image

3.Mindwild

4.Ugly Beauty

5.Centerfold (J.Geils Band Cover)

6.Behind The Back

7.Stone Cold Sober

8.Blood, Guts And Rock N’Roll

9.Lost And Found (Tantrum Part 2)

10.Sleeping With The Past

11.Freibier

12.Of Strange People Talking Under Arabian Skies

13.Outro

Bonus Tracks

14.Don’t Panic (Live)

15.666 Packs (Live)

16.Shit-Faced (Live)

Gesamtspielzeit 75:46, Erscheinungsjahr 2018 (1992)


Tankard - Two FacedNoise-Neuauflagen – Tankard, Teil 6 "Two Faced"

Ernsthaft geht es weiter, vermutlich ist "Two Faced" die Scheibe der Frankfurter mit den deutlichsten politischen bzw. auf Missstände in der Gesellschaft/Kritik an Gewalt ausgerichteten Inhalten.
Obwohl sie hierauf auch ihrer Heimatstadt ein musikalisches Denkmal gesetzt haben, das textlich verschiedene Aspekte (positive und negative) beleuchtet. "Mainhatten", cooles Wortspiel aus Main und Manhattan.

Letzteres bringt mich darauf, hier amerikanischen Einfluss zu vermuten. Jedoch nicht etwa aus den damaligen Trends wie Grunge oder Crossover, nein, Tankard blieben auch 1993 dem Thrash treu. Ein wenig gezügelter zwar, was sich in teilweise etwas reduziertem Tempo äußerte und Gerre versuchte, seine Stimme melodischer einzusetzen.

Auffälliges Beispiel: "Day Of The Gun", das fast schon eine Ballade darstellt und laut Liner-Notes Richtung AOR geht. Wobei in diesem Genre meist Topsänger vorhanden sind und das lässt sich hier von Gerre nicht unbedingt behaupten (sorry, ist aber so…). Das schleppende Tempo, kombiniert mit dem düsteren Text über Gewalt in der Stadt, hinterlässt dennoch Eindruck.

Hier offenbart sich wirklich mal ein anderes Gesicht von Tankard. Der Titel kann daher mehrdeutig interpretiert werden, einerseits gesellschaftskritisch, andererseits bandgeschichtlich. Daneben gibt es knackige Thrash-Tracks, beispielsweise "Nation Over Nation" –  insgesamt bietet "Two Faced" wieder mehr Hitdichte als "Stone Cold Sober" und überzeugt mich mehr.

Ein weiteres Gesicht Tankards zeigt die Coverversion von den Strassenjungs, "Ich brauch meinen Suff", die ein wenig fehlplatziert wirkt, ich hätte das Stück ganz ans Ende der Scheibe gepackt.
Hätte zudem als Übergang zu den Live-Stücken besser gepasst, die (wie bei den anderen Neuauflagen) bereits auf anderen Versionen der Scheibe enthalten waren und somit nichts Neues bieten.


Line-up Tankard:

Gerre (vocals)
Frank Thorwarth (bass)
Axel Katzmann (guitars)
Andy Boulgaropoulus (guitars)
Arnulf Tunn (drums)

Tracklist: "Two Faced":

1.Death Penalty

2.R.T.V.

3.Betrayed

4.Nation Over Nation

5.Days Of The Gun

6.Cities In Flames

7.Up From Zero

8.Two-Faced

9.Ich brauch meinen Suff (Strassenjungs Cover)

10.Cyberworld

11.Mainhattan

12.Jimmy B. Bad

Bonus Tracks

13.Space Beer (Live)

14.Zombie Attack (Live)

15.Alcohol (Live)

16.Chemical Invasion (Live)

17.(Empty) Tankard (Live)

Gesamtspielzeit 74:20, Erscheinungsjahr 2018 (1994)

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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