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Tankard / The Tankard – Tankwart / Aufgetankt (Deluxe Edition) – CD-Review

Tankard- The Tankard

Noise-Neuauflagen Tankard Teil 7-  "The Tankard" und Tankwart "Aufgetankt"

CD 1 – Tankard –"The Tankard"

Tankard endeckten 1983 ihren Bandnamen in einem Wörterbuch, der Begriff steht für einen Bierkrug. Dennoch dauerte es bis 1995, bis eine Veröffentlichung diesen Titel trug. Natürlich zierte dann ein solches Trinkgefäß das Cover. Einerseits passend, andererseits fehlte dann dadurch der humorvoll-bösartige Stil der bisherigen Motive.

Die Scheibe selbst enthält typische Tankard-Thrash-Elemente, doch ist sie noch melodischer ausgefallen als ihr Vorgänger, teilweise mit etwas reduziertem Tempo gegenüber den alten Werken. Besonders auffällig als Veränderung ist der Gesang von Gerre, ihm gelingt hier der Klargesang schon um einiges besser als noch auf Two-Faced. Wobei er ebenfalls oft seine eher angekeiften altbekannten Thrash Vocals einsetzt.

Der Opener "Grave New World" fängt recht schleppend und düster an, wird dann jedoch flotter und leichter. Außerdem herausragend: "Fuck Christmas" mit originell gestaltetem Refrain, das zudem beweist, dass Tankard ihre Bissigkeit nicht verloren haben. Erwähnenswert noch "Poshor Golovar" mit ungewohnt harmonischen Zeilen (»Head of fire — Poshor golovar«) und das abgefahrene "Mess In The West".

Fans der frühen Werke mögen mit der Scheibe vielleicht ihre Probleme haben, aber einer Band sollte im Laufe der Zeit auch Weiterentwicklung zugestanden werden, diese ist hier nicht unglaubwürdig ausgefallen. Ich sehe darin eher eine Erweiterung des musikalischen Spektrums (wobei die Basis immer noch Thrash ist), die ich durchaus reizvoll finde, wenn dabei starke Songs herauskommen, was hier der Fall ist.
"The Tankard" war übrigens die erste Scheibe, auf der Tankard nur noch zu viert waren, mag sein, dass sie deswegen weniger heavy klingt.

CD 2 – Tankwart – "Aufgetankt"

Viele Bands kommen im Laufe ihrer Existenz auf die Idee, mal eine Coverplatte zu veröffentlichen. Gerade bei Tankard, bei denen sich auf (fast) jeder Scheibe eine Coverversion befand, war dies naheliegend.
1994 war es dann soweit. In Umkehr zu den sonstigen Scheiben gab es statt einer Fremdkomposition unter lauter eigenen Stücken  hier ein eigenes, nämlich "Billger Slogan", das zudem recht ernsthaft wirkt, unter meist locker-flockigen Cover-Songs.

Diese  stammen aus den Bereichen NDW und Deutschrock/Punk und hatten fast ausschließlich deutschsprachige Texte ("Pogo In Togo", das eigentlich nur aus Aufzählungen besteht, zählt nicht wirklich als Englisch).
Daher passte die Idee, das Ganze unter dem Namen Tankwart zu veröffentlichen, was einerseits das deutsche Wort für 'gas station attendant' ist (wie die englischsprachigen Metal Archive das erklären), andererseits auf die umgangssprachliche Deutung von tanken = trinken anspielt.

Die original teilweise doch recht unterschiedlichen Tracks sind durch die Bearbeitung von Tankwart nun stilistisch näher beieinander, was mir gerade bei "Sternenhimmel" von Hubert K. und "Hurra, Hurra, die Schule brennt" (Extrabreit) gut gefällt, die beiden gewinnen dadurch. Bei "Elke" von den Ärzten und "Skandal im Sperrbezirk" (Spider Murphy Gang) finde ich die Bearbeitung nicht ganz so gut gelungen.
Wobei das sicher Ansichtssache sein mag und insgesamt funktioniert die Scheibe recht gut – daher gab es später noch eine Fortsetzung ("Himbeergeist zum Frühstück") mit Ausrichtung auf deutschen Schlager.

Fazit:

Damit endet die Reihe der Noise-Neuauflagen. Tankard jedoch veröffentlichen bis heute regelmäßig CDs, sind ihrem Stil treu geblieben und haben Ende 2017 ihr 35-jähriges Bestehen gefeiert, natürlich in Frankfurt, in der Batschkapp. Sie gehören ohne Zweifel zu den 'Big 4 des Teutonic Thrash'.

Die als Deluxe-Editionen bezeichneten Re-Releases sind dagegen eher nicht so 'big' und 'deluxe', da es sämtliches Material bereits auf anderen Versionen gab. Da helfen auch die schicken Booklets und die amüsanten Interviews mit Gerre nicht.


Line-up:

Tankard:

Andreas 'Gerre' Geremia (vocals)
Frank Thorwarth (bass)
Andy Boulgaropoulus (guitars)
Olaf Zissel (drums)

Tankwart:

Andreas 'Gerre' Geremia (vocals)
Frank Thorwarth (bass)
Axel Katzmann (guitars)
Andy Boulgaropoulus (guitars)
Olaf Zissel (drums)

Tracklisten:

CD 1: "The Tankard"

1.Grave New World
2.Minds On The Moon
3.The Story Of Mr. Cruel
4.Close Encounter
5.Poshor Golovar
6.Mess In The West
7.Atomic Twilight
8.Fuck Christmas
9.Positive
10.Hope ?

CD 2:Tankwart "Aufgetankt:

1. Liebesspieler (Die Toten Hosen Cover)
2. Pogo in Togo (United Balls Cover)
3. Hurra, hurra, die Schule brennt (Extrabreit Cover)
4. Herr D. (Westernhagen Cover)
5. Sternenhimmel (Hubert Kah Cover)
6. König von Deutschland (Rio Reiser Cover)
7. Elke (Die Ärzte Cover)
8. Skandal im Sperrbezirk (Spider Murphy Gang Cover)
9. Billiger SloganT

Gesamtspielzeit: 44:33 ("The Tankard"), 27:03 ("Aufgetankt"), Erscheinungsjahr: 2018 (1995, 1994)

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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