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The Allman Betts Band / Bless Your Heart – CD-Review

The Allman Betts Band - "Bless Your Heart" - CD-Review

Es ging schon ein kleiner Aufschrei durch die Southern- und Jam Rock-Szene, als die Nachricht die Runde machte, dass mit Devon Allman und Duane Betts ausgerechnet Söhne der sich nicht immer grünen Allman Brothers Band-Köpfe Gregg Allman (R.I.P.) und Dickey Betts zusammen schlossen und darüber hinaus auch noch mit Berry Duane Oakley (dem Sohn des bereits 1972 verstorbenen Original-Bassisten der Brothers, Berry Oakley) ein gemeinsames Projekt ins Leben riefen. Eine große Bürde, da lasten die Namen der so berühmten Väter doch schon ziemlich schwer auf den Schultern. Was man dem sehr guten Debütalbum Down To The River jedoch zu keiner Sekunde anmerkte. Zum großen Bedauern der Fans und Band musste die erste Deutschland-Tour bereits nach wenigen Konzerten aufgrund einer unaufschiebbaren Blinddarm-Operation bei Devon Allman abgebrochen werden.

Mit "Bless Your Heart" hat die Band in diesem Sommer jedoch ihren zweiten Streich vorgelegt und der hat es durchaus in sich. Nicht nur weil die Stimmen der beiden Haupt-Protagonisten sehr ähnlich der ihrer Väter sind, ist die Rollen-Aufteilung klar geregelt. Allman ist für die bluesigen Stücke zuständig und übernimmt die Lead Vocals bei den meisten Tracks, während Betts für die Instrumentals sowie die rockigeren Nummern mit Country-Einschlag zuständig ist. Mit "Pale Horse Rider" beginnt die Scheibe (die aufgrund ihrer Spielzeit auch als Doppel-Vinyl veröffentlicht wurde) überraschend mit eher gesetztem Tempo. Und dennoch faszinieren bereits die fast schon balladesken Strophen durch Allmans starken Gesang, die klasse Gitarrenarbeit (für die als Dritter im Bunde auch Johnny Stachela an der Slide aktiv ist) sowie den vollen Sound.

Beim "Carolina Song" hat Allman erneut den Blues, allerdings ist diese Nummer durch einen fetten Orgel-Sound, die bärenstarken Background Vocals von Susan Marshall und Reba Russell sowie das dramatischere Arrangement deutlich opulenter ausgefallen. Bereits beim zweiten Track der Scheibe macht sich Gänsehaut und Begeisterung breit. Für "King Crawler" sowie "Ashes Of My Lovers" übernimmt dann Duane Betts ebenfalls sehr gekonnt den Gesang. Das erstgenannte Stück ist ein flotter Rocker, der einen perfekten Gegenpart zum davor gehörten darstellt. Hier fehlen zwar die beiden Ladies, dafür übernimmt Devon Allman die Background Vocals und das passt nicht nur, sondern haut (zumindest den Rezensenten) fast vom Hocker. Spitze!

Bei dem von ihm mit komponierten "The Doctor’s Daughter" übernimmt Berry Oakley zum ersten mal die Lead Vocals, während er für diesen Titel auch das Piano bedient. Damit wird diese Ballade auch begonnen, während sich nach und nach die Orgel und eine klasse Slide-Gitarre dazu gesellen. Oakleys Gesang ist ebenfalls alles andere als schlecht und beim Rezensenten schleicht sich während des Stücks – gefangen vom Feeling und der dichten Atmosphäre – mehr und mehr Wehmut ein. Erneut ein Song, der den Hörer berührt, der gar nicht anders kann, als sich auf die Gefühlslage und die meterdicke Melancholie des Protagonisten einzulassen. Nicht schlecht für das erste Mal, Mr. Oakley, um es mal sehr untertrieben auszudrücken!

Ebenfalls herausstechend ist mit "Savannah’s Dream" das zwölfminütige Instrumental der Platte. Von Duane Betts geschrieben, wird schnell klar, von wem er sein Gene geerbt hat. Aber mal davon abgesehen, dass sich der Track sehr nach Allman Brothers Band anhört, haben wir es mit einem fantastischen Stück, einer fantastischen Reise durch die Emotionen zu tun, gefüllt mit wunderschönen Melodien sowie sehr abwechslungsreich arrangiert. Definitiv eines der vielen Highlights von "Bless Your Heart".

Auf jeden einzelnen Song einzugehen, würde den Rahmen dieses Reviews sprengen. Festgehalten werden kann aber ohne Zweifel, dass die Allman Betts Band mit "Bless Your Heart" gegenüber ihrem Debüt nochmal fett einen drauf gelegt hat. Hier stimmt so ziemlich alles: Bärenstarke Songs, klasse Gesang, super Musiker und ein in den berühmten Muscle Shoals Studios gefertigter sehr warmer, voller und runder Sound. Ganz dicker Tipp für alle Musik-Fans!


Line-up The Allman Betts Band:

Devon Allman (acoustic & electric guitars, bass – #11, background vocals, lead vocals – #1,2,6,7,9,10,12,13)
Duane Betts (acoustic & electric guitars, lead vocals – #3,4,6,8,9)
Berry Duane Oakley (bass, piano & lead vocals – #11)
Johnny Stachela (electric & slide guitars)
John Ginty (keyboards)
R. Scott Bryan (drums & percussion)
John Lum (drums)

With:
Jimmy Hall (harmonica – #4)
Art Edmaiston (saxophone – #3)
Shannon McNally (cameo vocal appearance – #4)
Reba Russell (background vocals – #2,10)
Susan Marshall (background vocals – #2,10)

Tracklist "Bless Your Heart":

  1. Pale Horse Rider
  2. Carolina Song
  3. King Crawler
  4. Ashes Of My Lovers
  5. Savannah’s Dream
  6. Airboats & Cocaine
  7. Southern Rain
  8. Rivers Run
  9. Magnolia Road
  10. Should We Ever Part
  11. The Doctor’s Daughter
  12. Much Obliged
  13. Congratulations

Gesamtspielzeit: 71:15, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Mail: markus(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Manni

    Hi Markus,

    Dies hier bezieht sich nicht auf deine Review, denn die ist ja wieder sehr gelungen – ich freu mich drauf, das Album zu hören!

    Du schreibst, dass Berry Oakley schon 1972 verstorben ist. Das ist faktisch richtig! Aber eigentlich gibt es fast unwirkliche, unheimliche Zufälle/Ähnlichkeiten der Todesumstände zu der von Duane Allman, vielleicht interessiert es ja jemand (ich hab das glaub ich, schon mal an Ilka und Ulli geschickt, als ich mich mal vor 2 Jahren damit befasste). Als Rentner hat man ja vor allem Zeit… 😉

    DUANE
    29.10.1971 Macon, Georgia
    Duane ist zu Gast im "Big House" auf der Vineville Avenue (heute das Allman Brothers Band Museum), um den Geburtstag von Berry Oakleys Frau Linda zu feiern. Er möchte noch etwas für die Kinder aus seinem Haus besorgen, er springt auf seine Harley-Davidson, zwei Freunde folgen im unmittelbar in einem Auto. Ca. 1,5 km vom Big House entfernt fährt er um 17:45 auf der Hillcrest Avenue ostwärts, er passiert die Kreuzung zur Inverness Avenue. Vor ihm fährt ein LKW, der Holz geladen hat. Der biegt an der Bartlett Street rechts ab, bleibt aber unvermittelt stehen. Duane versucht, nach links auszuweichen, schlägt aber mit dem Kopf an den Kranaushänger. Sein Helm fliegt weg, seine Harley fällt auf ihn und sie rutschen ca. 80 m weiter. Er ist bewußtlos und wird ins nahe gelegene Macon Medical Center eingeliefert. Die Ärtze können ihn nicht retten. Um 20:40 wird er für tot erklärt. Ursache ist seine schwere Schädelschwellung auf Grund einer Schädelfraktur.

    BERRY
    Ca. ein Jahr später… 11.11.1972 Macon, Georgia
    Berry und ein Kumpel von den Roadies fahren mit ihren Motorrädern auf der Napier Avenue westwärts. Sie passieren die Kreuzung zur Bartlett
    Street und in der scharfen Rechtskurve, wo die Inverness Avenue auf die Napier trifft, hat Berry eine zu hohe Geschwindigkeit und kommt über die Mittellinie. Unglücklicherweise fährt dort gerade ein Stadtbus. Er knallt auf den Bus, seine Triumph dreht sich mit ihm drauf und stößt nochmal an das Busende. Er ist bei Bewußtsein und verweigert medizinische Hilfe, er klagte nur über Nasenbluten und möchte nach
    Hause. Freunde bringen ihn heim ins Big House. 1,5 Std. später wird er bewußtlos; Freunde schleppen ihn ins Auto und fahren ihn ins Macon Medical Center. Die Ärtze können ihn nicht retten. Um 17:45 wird er für tot erklärt. Ursache ist seine schwere Schädelschwellung auf Grund einer Schädelfraktur.

    Die Standorte der beiden Unfälle liegen nur 400 m voneinander entfernt.

    Duane und Berry waren zum Todeszeitpunkt 24 Jahre alt. Linda Oakley feierte an Duanes Todestag ihren 24. Geburtstag. Der Fahrer des LKW und
    der Fahrer des Stadtbusses waren beide 24 Jahre alt…

    Duane und Berry sind nebeneinander auf dem Rose Hill Cemetary begraben. Früher hingen die Jungs der ABB oft auf dem Friedhof rum, auf der
    Rückseite ihres ersten Albums sind sie dort abgebildet. Duane sagte 1970 in einem Interview, dass Dickey Betts es manchmal mit "einer Lady" trieb und das war Boz Scaggs' Freundin. Duane: "Er suchte einen Namen für den Song, den er für sie geschrieben hatte weil er ja den richtigen nicht nehmen konnte. Ich sagte ihm, als wir an einer Grabreihe am Eingang entlang liefen und ich auf einen Grabstein blickte: Nimm doch den". Es war das Grab von Elizabeth Reed, geboren 1845, gestorben 1935. Daraus wurde dann der Kultklassiker, das Slidegitarren-Tier "In Memory Of Elizabeth Reed".

    Der Staat Georgia hat den beiden in Macon 1998 einen Teil des State Highway 19 und eine Brücke gewidmet. Der Straßenabschnitt heißt seitdem
    "Duane Allman Boulevard" und die große Brücke auf dieser Straße, die über die US Interstate 75 gespannt ist, heißt "Raymond Berry Oakley III Bridge".

    Der Sentsbeschluß dazu

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