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The Beat Farmers / Heading North 53° N 8° E – CD-Review

CD-Review-The Beat Farmers-Heading North 53° N 8° E

Beat Farmers? Klaro, dass ich den Namen schon mal gehört habe. Nur leider schafft man es einfach nicht, alles auch in Musik- bzw. Schallplatten- und/oder CD-Form auf oder in die Anlage zu bekommen. The Beat Farmers aus dem kalifornischen San Diego gründeten sich im Sommer 1983 und erspielten sich schnell eine – zwar nicht riesengroße, aber dafür umso treuere – Fangemeinschaft, die ständig zu wachsen schien. Nachdem neben den unten im Line-up aufgeführten Musikern noch der Gitarrist Bernard 'Buddy Blue' Seigal zu Original-Line-up gehörte, wurde dieser ab dem dritten Album allerdings durch Joey Harris ersetzt. Ein Schritt, der die Band deutlich druckvoller und härter machte, wie man auf der Scheibe "The Pursuit Of Happiness" nachhören können soll. Die Combo hatte – von dem, was man so lesen kann – eine eigentümliche Mischung aus Hillbilly, Country Rock, Cowpunk, Country und Humor am Start und speziell die Konzerte sollen zu echten Events aus Bier, Schweiß, Pogo und viel Gelächter mutiert haben.

Nun gut, ab Ende der achtziger Jahre gingen die vier Jungs endlich auch in Europa auf Tour und am 29. Mai 1988 legten sie einen Stop in dem Bremer Club 'Modernes' ein. Der auf die Bretter gelegte Gig wurde live mitgeschnitten und nun, fast zwanzig Jahre später, dann auch unter dem Namen "Heading North 53° N 8° E" in CD-Form unter die Musik-Fans gebracht. Ich könnte mich jetzt zwar im weltweiten Netz zwar informieren, glaube aber richtig zu raten, dass es sich dabei um die Koordinaten in Richtung der Location dieses Abends handeln könnte. Falls nicht, auch egal, kommen wir endlich zur Musik:

Mit "Bigger Stones" geht es tatsächlich tief im Country Rock- und Americana-Genre verwurzelt zur Sache. Die Drums haben einen kräftigen Punch, die Gitarren sind verzerrt und dennoch sind feine Country-Melodien im Gesang enthalten. Cool! "Big Big Man" taucht dann sogar in den Rock’n’Roll der fünfziger Jahre (mit modernem Sound) ab, klasse gebracht werden hier auch die Background Vocals. "Texas" geht doch glatt als Psychobilly durch, manche Leute nennen das vermutlich sogar Cow-Punk. Wie auch immer, bei dieser Nummer geht die Post mit hoher Geschwindigkeit und fetztenden Gitarrensoli dann so richtig ab. Als DIE Übernummer der Beat Farmers galt und gilt immer "Hollywood Hills", das lediglich ein wenig gemäßigter als die vorgenannte Nummer kommt. Ein ’schwerer' Blues darf natürlich ebenfalls nicht fehlen… Da soll nochmal einer sagen, diese Amerikaner wären nicht abwechslungsreich und/oder schlechte Musiker gewesen. Im Gegenteil, die hatten so ziemlich alles drauf!

Die Band legte übrigens auch großen Wert auf Humor, wie man unter anderem bei den Coversongs "Lucille" (Kenny Rogers) oder "Rosie" (Tom Waits) feststellen kann. Muss man nicht mögen, selbst wenn man normalerweise nicht zum Lachen in den Keller geht. "Rosie" wird nach verulktem Anfang dann aber doch noch gut nach Hause gebracht. Ach ja, und es gibt auch noch ein gut einminütiges Led Zeppelin-Medley, das aus einer abgedrehten A-capella-Einlage besteht. Grundsätzlich gefällt mir (im Gegensatz zu dem von Jerry Raney) der Gesang von Country Dick Montana weniger. Zu gewollt und bemüht tief klingt der und auch die zwischen den Songs gebrachten Witze des eigentlichen Schlagzeugers sind eher etwas lahm. Entschädigt wird man aber immer wieder mit klasse Stücken wie (neben den bereits erwähnten) "Dark Light", "Never Goin' Back" (mit klasse Harmonika), "Deceiver" oder Willie Dixons "You Can’t Judge A Book By The Cover". Insgesamt also viel Sonne, aber auch ein bisschen Schatten.

Ein jähes und abruptes Ende wurde dem Quartett beschert, als Country Dick Montana völlig unerwartet am 08. November 1995 während eines Gigs im kanadischen British Columbia auf der Bühne einem Herzinfarkt erlag. Die Band The Beat Farmers wurde anschließend aufgelöst, sodass "Heading North 53° N 8° E" durchaus als Vermächtnis gesehen werden darf. Anchecken empfohlen!


Line-up The Beat Farmers:

Joey Harris (guitars, background vocals)
Jerry Raney (guitars, lead vocals)
Danial Monte 'Country Dick Montana' McLain (drums, lead vocals)
Rolle Love (bass)

Tracklist "Heading North  53° N 8° E":

  1. Bigger Stones
  2. Big Big Man
  3. Lucille
  4. Happy Boy
  5. Rosie
  6. Dark Light
  7. Texas
  8. Blue Chevrolet
  9. Beat Generation
  10. I Want You Too
  11. Hollywood Hills
  12. Never Goin' Back
  13. God Is Here Tonight
  14. Riverside
  15. Deceiver
  16. Key To The World
  17. California Kid
  18. Led Zeppelin Medley
  19. You Can’t Judge A Book By Looking At The Cover

Gesamtspielzeit: 74:11, Erscheinungsjahr: 2016 (1988)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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