The Black Court aus Hannover haben es wohl mit Farben. Im Bandnamen steckt schwarz, die erste EP von 2015 hieß Gray – The Colors Of Fire And Pain, war also grau. Die aktuelle CD (Januar 2019) wiederum hat Rot im Titel: "Red – Phantom Delusive". Cover und Farbgestaltung im Booklet sind mit Rot-Tönen.
Ob die nächste Scheibe dann blau wird, ist im Moment noch reine Spekulation. Irgendwie musste ich an die "Drei-Farben-Trilogie" von Krzysztof Kieślowski denken.
Für das neue Werk gilt so ziemlich alles, was ich damals bereits geschrieben habe. Ich fand es interessant, die Scheibe erst (unbeeinflusst) zu hören und dann das alte Review zu lesen und dabei festzustellen, dass sich wenig verändert hat. Warum auch, war doch gut so. Ich könnte jetzt schreiben: 'Lest doch dort nach', aber so einfach mache ich es mir nicht.
Also: Womit haben wir es hier zu tun? Die Band selbst meint: »Ist das nun noch Melodic Death Metal? Oder Epic Death Metal? Einfach nur Death Metal? Oder gar Metalcore? Das dürfen die Stil-Fanatiker entscheiden.«
Ich stimme soweit zu, die grobe Richtung ist (Melodic) Death Metal, aber da ist noch mehr. Die harte Seite ist Death Metal, teilweise mit Einflüssen aus dem Metalcore, doch es gibt noch eine andere Seite. Diese ist melodisch, und manches würde ich gar progressiv nennen.
Das Rot von "Red – Phantom Delusive" hat also verschiedene Tönungen. Da sind einerseits die harschen, aggressiven Elemente, andererseits kommt immer wieder etwas Harmonisches hervor. Das wirkt wie feine Sprenkel von sanftem Weinrot im bissigen Hellrot. Ganz ruhig wird es gar beim Anfang von "The Maze", insgesamt ein spannend arrangiertes Stück und mein Favorit auf der Scheibe.
Doch nicht nur hier zeigt sich, dass musikalisches Können vorhanden ist. The Black Court haben etwas zu bieten, auch wenn das für weniger geneigte Hörer auf den ersten Eindruck im Geballer untergeht.
Erneut muss ich auf die stimmliche Vielschichtigkeit von Oskar hinweisen. Meistens – wie auf dem Vorgänger – setzt er (genreentsprechend) Growls ein, doch er kann ebenfalls anders, keift oder es gibt gesprochene Passagen.
Diese Variabilität wird von der Musik widergespiegelt. Es lohnt sich also, auf Feinheiten zu achten, dann lassen sich einige Details erkennen, dann offenbart sich die ganze verwendete Farbpalette. Wobei diese – wie immer – natürlich Geschmackssache ist, aber wer (eher modernen) Death Metal mag, könnte an den (Farb-)Tönen Gefallen finden.
Fazit: The Black Court haben den Sprung von Grau und EP-kurz zu Rot und Normal-CD-lang gemeistert und zeigen, dass ihr Songwriting ebenfalls auf dieser Länge funktioniert. Erneut ist das Ganze gut gemacht /durchdacht und das Ergebnis ordentlich. Klingt nun vielleicht nach wenig, aber heutzutage erscheinen selten Überraschungen oder Überhämmer (weil alles eigentlich schon da gewesen ist), jedoch viele sehr gute oder mindestens solide Scheiben, die ihre Hörer finden. Das sollte auch auf "Red – Phantom Delusive" zutreffen.
Line- up The Black Court:
Alexander Stranghöner (guitars)
Marcel Schön (bass)
Oskar Pusz (vocals)
Philipp Strunk (drums)
Sebastian Lipinski (guitars)
Guest:
Britta Görtz (vocals -#6)
Tracklist "Red – Phantom Delusive":
- …of Bliss and Ferocity (3:48)
- Distrust (5:16)
- The Deceptive Hold (4:00)
- Scorched Earth (7:45)
- Blind Preachers (6:18)
- The Maze (7:12)
- My Endless Road (3:41)
- Edge Of The World (6:07)
Gesamtspielzeit: 44:07, Erscheinungsjahr 2019
Neueste Kommentare