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The Black Crowes – 10.10.2022, Berlin, Tempodrom – Konzert-Review

The Black Crowes - 10.10.2022, Berlin, Tempodrom - Konzert-Review

Stell dir vor, es kommt zu einer Black Crowes-Reunion und niemand geht hin! Dieser eigentlich irreführende Spruch kam mir in den letzten Jahren immer wieder mal vor die Augen und Ohren, wobei … in Deutschland ging tatsächlich niemand hin, da die 'Shake Your Money Maker Tour' bzw. das Berlin-Konzert der Gastspielreise wegen der Pandemie zunächst vom 31.10.2020 auf den 02.11.2021 und dann auf den 10.10.2022 verschoben werden musste. Im diesjährigen Oktober war es dann aber endlich soweit und von mir recherchierte Berichte über vorherige europäische Konzerte der laufenden Tour klangen vielversprechend. Ausverkauft war das Tempodrom überraschenderweise nicht, wobei aber immerhin etwa 3 000 der 3 500 möglichen Tickets an den Mann/die Frau gebracht werden konnten. Also dann mal mitten rein ins Getümmel:

Mit DeWolff hatten die Crowes sich eine sehr passende Support-Band mit auf die Tour genommen und die drei holländischen Musiker gaben auch von Anfang an Vollgas. Ohne Bassgitarre, dafür aber mit elektrischem Sechssaiter, Schlagzeug, Orgel (die per Fußpedale auch die Bass-Spuren übernahm) und jeder Menge Adrenalin sowie Enthusiasmus entfachten die Brüder Luka und Pablo van de Poel sowie Robin Piso an den Tasten jede Menge Feuer unter dem Dach, mit dem sie bereits auch auf ihren Studioalben sowohl unter anderem den Rezensenten selbst mit dem Debütalbum, als auch meinen Kollegen Joe bis hin zur 2018er Scheibe Thrust gefangen genommen hatten. Nach einer guten halben Stunde war der Spaß dann leider auch schon wieder vorbei. Schade, denn ein oder zwei weitere Nummern hätten sicher nicht geschadet. Und dennoch: DeWolff konnten in Berlin auf ganzer Linie punkten.

Nach überschaubarer Wartezeit gingen die Lichter schließlich ein zweites Mal aus, um die Bühne anschließend eher schummrig zu beleuchten. Links auf den Bühnenbrettern war eine Bar aufgebaut, an der Leute tranken und sich amüsierten, während eine alte Jukebox vorne auf der Bühne das Elmore James-Stück "Shake Your Money Maker" abspielte, das plötzlich von den kräftigen Anfangsakkorden Rich Robinsons zu "Twice As Hard" abgelöst wurde, bevor auch Frontmann Chris Robinson zum Rest der Band auf die Bühne gespurtet kam. Sehr cooler und unterhaltsamer Beginn eines starken Konzerts. Das Motto war klar, das Debütalbum sollte zelebriert und somit auch in seiner Ganzheit dargeboten werden. Dass die Amerikaner es immer noch voll drauf haben, sollte sich von selbst verstehen und es waren vor allem Album Cuts wie "Seeing Things", "Could I’ve Ever Been So Blind" oder das majestätische "Sister Luck", die das versammelte Publikum begeisterten. An "Hard To Handle" sowie "She Talks To Angels" hat man sich als Fan vielleicht bereits ein bisschen 'über'-hört, dafür glänzten an diesem Abend das für die Band-Verhältnisse sehr schnelle "Thick’n’Thin", das mitreißende "Stare It Cold" sowie der Crowes-Klassiker "Jealous Again" umso mehr.

Ein kleines Mysterium stellt der neben Rich Robinson eigentlich zweite Gitarrist Isaiah Mitchell (auch Earthless) dar, der bei einigen 2022er-Shows in den USA nicht mit an Bord war und von Charlie Starr (Blackberry Smoke) vertreten wurde. Rein vom Äußeren habe ich den Mann gegenüber seinem Aussehen von vor zwei Jahren überhaupt nicht mehr erkannt und war zunächst der Meinung, dass er erneut nicht dabei war. Wie uns einige aufmerksame Leser mittlerweile allerdings wissen ließen, war es wohl jedoch tatsächlich Mr. Mitchell, der seine Sache am zweiten Sechssaiter übrigens sehr gut machte und immer wieder ganz feine Soli beisteuerte, während er sich auf der Bühne doch sehr im Hintergrund hielt und lediglich mal für die einen oder anderen Background Vocals weiter nach vorne kam. Chris Robinson präsentierte sich sowohl körperlich als auch stimmlich in hervorragender Verfassung, zog vorne seine Rock’n’Roll-Frontmann-Show ab und sang wie in allerbesten Zeiten. Unterstützt wurde er dabei außerdem sehr gelungen von Miss Mackenzie Adams.

Nachdem "Shake Your Money Maker" abgeschlossen war, legte die Band mit "Gone" sowie "Wiser Time" gleich zwei Nummern ihres dritten Albums ("Amorica", 1994) ganz stark nach, bevor sie mit "Under A Mountain" das Eröffnungsstück der Platte "Three Snakes And One Charme" (1996) in den Ring warf. Wurden diese drei Tracks vom Publikum auch nicht ganz so enthusiastisch aufgenommen, war dies mit den nächsten Songs "Thorn In My Pride" sowie "Remedy" (beide von "The Southern Harmony And Musical Companion", 1992) und überkochender Stimmung ganz schnell wieder vergessen. Schade war, dass die Band als Zugabe lediglich noch den David Bowie-Klassiker Moonage Daydream (den sie auch für die aktuelle EP 1972 aufgenommen hatte) brachte und danach tatsächlich Feierabend war.

Somit haben The Black Crowes ein bärenstarkes Konzert in Berlin hingelegt, bei dem lediglich schade war, dass nach ca. 95 Minuten alles schon wieder zu Ende ging. Es war zwar nicht der stärkste Gig, den der Verfasser dieser Zeilen von den Robinson-Brüdern und Co. bisher erleben durfte, aber dennoch ein sehr guter und zufriedenstellender. Außerdem war wohl auch noch ein bisschen Glück im Spiel, da die Crowes das Konzert am Folgetag in Hamburg »…aus Krankheitsgründen …« absagen mussten. Drücken wir die Daumen, dass die restlichen Gigs wie geplant stattfinden können und hoffen auf ein neues Studioalbum. Zumindest war bereits zu lesen, dass mehr als zwanzig fertig komponierte und getextete neue Tracks nur darauf warten, im Studio eingespielt zu werden.


Line-up The Black Crowes:

Chris Robinson (lead vocals)
Rich Robinson (rhythm & lead guitars, background vocals)
Isaiah Mitchell (lead & rhythm guitars, background vocals)
Sven Pipien (bass, background vocals)
Joel Robinow (keyboards, background vocals)
Brian Griffin (drums)
Mackenzie Adams (background vocals)

Setlist Berlin, 10.10.2022:

  1. Twice As Hard
  2. Jealous Again
  3. Sister Luck
  4. Could I’ve Ever Been So Blind
  5. Seeing Things
  6. Hard To Handle
  7. Thick’n’Thin
  8. She Talks To Angels
  9. Struttin' Blues
  10. Stare It Cold
  11. Gone
  12. Wiser Time
  13. Under A Mountain
  14. Thorn In My Pride
  15. Remedy
  16. Moonage Daydream (Zugabe)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

8 Kommentare

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  1. Burks

    Hab die Krähen seit 1999 4mal gesehen. Beim ersten Mal hätte ich gesagt, Chris macht es nicht mehr lang. Das war aber ihr bestes Konzert. Heute war mir das zu viel Show.

  2. Roughale

    Ich sehe auf den Clips vom Tempodrom aber Isiah Mitchell an der zweiten Gitarre und was ich da höre bestätigt meine Entscheidung 2 Freitickets abgelehnt zu haben…

    1. Markus Kerren

      Hi Roughdale,

      vielen Dank für deinen Beitrag, das Review habe ich bereits dahingehend geändert.

      Nach deinem Höreindruck war es dann tatsächlich gut, dass du nicht da warst. Sehr viele andere (Anwesende) waren begeistert. Hat halt jeder seine eigene Meinung und das ist auch gut so!

      Gruß,
      Markus

      1. Roughale

        Danke für die Korrektur, dass hatte in Fankreisen etwas für Verwirrung gesorgt und manche haben das Auslassen etwas bereut, denn Charlie hatte ein wenig des alten Crowes Feelings aufkommen lassen al er in den USA eingesprungen ist. Nun verbreitet Rich noch Gerüchte über alte Bandkollegen – nee, diese Veräppelung ist untragbar…

        1. Roughale

          Sehe aber immer noch den Fehler hier…

          1. Markus Kerren

            Welchen Fehler meinst du? Den grundsätzlichen? (Klar, der lag bei uns…)

            Und welche Gerüchte hat Rich denn über alte Bandkollegen verbreitet?

  3. Manni

    Leider war es mir nie vergönnt, die Krähen live zu erleben, aber viele Liveplatten versöhnen etwas. Zwei finde ich ganz besonders gelungen: "A Texan Tornado" (Houston 1993) und "Warpaint Live" (2008). Beide mit überragender Musikalität und hervorragendem Klang! Vor allem die mit Luther Dickinson geht runter wie Öl.

    1. Ilka Heiser

      Ich hab die Band auf einer gemeinsamen Tour mit Aerosmith in Erfurt gesehen. Bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube das war 1999. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass der größte Teil der Anwesenden Aerosmith-Fans waren, denn obwohl die Krähen ein unglaubliches Konzert hingelegt hatten, blieben die Reaktionen darauf sehr verhalten. Für mich völlig unverständlich.

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