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The Blue Poets / Same – CD-Review

CD-Review-The Blue Poets-Same

Es geht ja schon seit geraumer Zeit durch die Medien, dass The Blue Poets die neue Band des Ex-Errorhead-Gitarristen Marcus Deml ist. Mit Errorhead veröffentlichte der Saiten-Spezialist immerhin sechs Alben und spielte über 500 Konzerte in Europa, aber er war auch als Session-Gitarrist sehr gefragt. Auf sage und schreibe über 300 Studioproduktionen ist Deml mittlerweile zu hören und die Namen (ohne sie jetzt aufzuzählen) der Musiker mit denen er im Studio und live bereits gespielt hat, lassen mir durchaus die Augenbrauen nach oben wandern.

Ob Errorhead nun Geschichte sind oder erst mal nur auf Eis liegen, ist noch nicht ganz geklärt. Klar war dagegen, dass Marcus Deml zu seinen Wurzeln – gitarrenlastigem Rock und Blues Rock – zurückkehren wollte, was er dann auch tat. Die Band besteht dazu aus dem australischen Sänger Gordon Grey, dem Bassisten Markus Setzer sowie dem Drummer Felix Dehmel und zusammen gibt sich der Vierer hier dem fetzigen – deutlich Siebziger-geprägten – bluesigen Rock hin. Blues der sechziger Jahre ist ebenfalls prominent vertreten, was der Platte zusätzlichen Charme verleiht.

Über die Qualität des Gitarristen Marcus Deml noch viele Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Der Mann ist ein Meister seines Fachs, was er auch auf dieser neuesten Produktion ausgiebig unter Beweis stellt. Zehn Eigenkompositionen (alle vom Gitarristen im Alleingang komponiert) und eine Cover-Nummer haben es auf die Scheibe geschafft. Bei letzterer handelt es sich um "Sunshine Of Your Love", in der zweiten Hälfte der Sechziger von niemand anderem als Cream auf die begeisterte Menschheit losgelassen. The Blue Poets bringen hier ihre ganz eigene, fast schon eigenwillige, Version, die gesanglich zwar mit etwas angezogener Handbremse rüberkommt, ansonsten aber jede Menge Spaß macht.

Was es heißt massenhaft Feeling in den Fingern zu haben, wird auf dem supergeilen "Alien Angel" deutlich. Eine bluesige Ballade mit zeitweise überraschendem Arrangement, einem großartigen Gordon Grey und einem absoluten Ausnahme-Gitarristen lassen hier sogar die Nackenhärchen mal hochstehen. Eines der absoluten Top-Stücke der Scheibe. Ebenfalls im ruhigeren Bereich ist "For A God" angesiedelt. Ganz sicher bewusst so gemacht, kommen mir die Vocals zu Beginn der Strophen allerdings etwas zu flach vor. Wenn es dann im Anschluss jeweils lauter wird, hat das dann einen zwar noch größeren Effekt, dennoch empfinde ich den ruhigeren Part nicht unbedingt als perfekt gelöst.

Bei dem flotten "It’s About Time" kommt man nicht daran vorbei, an den britischen Blues-Boom der sechziger Jahre – und dabei speziell an Kapellen wie Feetwood Mac oder Chicken Shack – zu denken. Klasse geshufflete Drums, der warme Bass-Sound und die ausgiebigen Gitarrensoli nehmen den Hörer geradezu auf eine Zeitreise mit, ohne dabei altmodisch zu klingen. Und genau davon ist auch "The Truth" gar nicht weit weg. Im Gegenteil, die Fußwippe macht sich selbstständig, der Kopf fängt ganz ungefragt damit an, im Takt mit zu gehen oder auch abzuzappeln. In diese Kategorie fallen auch "Sad, Sad, Sad" sowie das eröffnende "Goodbye".

Das gleichnamige Debüt der Blue Poets strotzt nur so vor Kraft, Lust, Spielfreude und guten Songs. Die Scheibe wurde in lediglich sechs Wochen aufgenommen, dazu komplett analog abgemischt. Und das, Freunde des guten Geschmacks, hört man nicht nur deutlich, sondern es lässt den Hörer fast reumütig an die Zeit vor der digitalen Ära zurückdenken, als diese Vorgehensweise noch Gang und Gäbe war. Nochmal zusammengefasst: Super Musiker, starke Songs, ein ganz feiner Sound und abwechslungsreiche Arrangements.

Von meiner Seite gehen beide Daumen nach oben!


Line-up The Blue Poets:

Marcus Deml (guitars)
Gordon Grey (vocals)
Markus Setzer (bass)
Felix Dehmel (drums)

Tracklist "The Blue Poets":

  1. Goodbye
  2. Too High
  3. Sad, Sad, Sad
  4. Alien Angel
  5. Sunshine Of Your Love
  6. Shallow Words
  7. It’s About Time
  8. For A God
  9. Won’t You Suffer
  10. The Truth
  11. With Your Eyes

Gesamtspielzeit: 53:40, Erscheinungsjahr: 2016

 

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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