Drei Künstler »[…] begeben sich auf gemeinsame Reise […]«.
Gemeint sind 'Sir' Oliver Mally, Bassist Alex Meik sowie Schlagzeuger Peter Müller. The Blues Messengers sind »[…] das Resultat eines spontanen Aufeinandertreffens dreier Musiker die seit Jahrzehnten das weite Feld der Musik bestellen. […]«
Mit dem Feld ist zweifelsohne der Blues gemeint, aber nicht nur, wie die Vergangenheit und Tonträgerveröffentlichungen gezeigt haben. Wichtig für alle Fans des Genres: »[…] Was mit einer Studiosession begonnen hat wird […] auch "live" fortgesetzt. […]«
Wie man auf dem Plattencover unschwer erkennen kann, dreht sich eine LP unter der Tonabnehmernadel. Es ist in diesem Fall auch symbolisch gemeint, denn man kann sich diesen quasi naturbelassenen Blues auch in der 180g-Vinyl-Ausgabe ins Haus holen und dann auch noch in Farbe.
"Uncut" wird von so einigen Genen in der Blues-DNA beeinflusst. "Uncut" entwickelt sich zur brillantesten Form des Kohlenstoffs, dem Diamanten. Das elf Zwölftakter umfassende "Uncut" ist überzeugend, rau. Es verfügt über die gewünschten Ecken und Kanten. "Uncut" ist ein ausgewogenes Zeugnis des Blues, geprägt von Nummern, die dynamisch hoch angesiedelt sind und Stücken, in denen die Nachdenklichkeit in langsamerer Ausrichtung arrangiert wurden.
In diesem Zusammenhang muss von "Life’s A Wonder" die Rede sein. Das vom Kontrabassisten Alex Meik komponierte Lied offenbart auf beeindruckende Weise, wie es auf hohem Niveau gelingt, einen akustischen Tieftöner aus der Rolle des Begleitinstruments in die Helligkeit des Vordergrunds zu rücken. Einfach grandios, wie das Stück von Alex Maik fantasievoll inszeniert wird. Dazu passt 'Sir' Oliver Mallys rau-eindringliche Stimme und ein Peter Müller, der mit den Jazzbesen dezent für rhythmische Akzente sorgt. Highlight!
Wer sich die vorliegende Platte bis zu diesem Song angehört hat, befindet sich bereits fest in den Fängen von "Uncut".
The Blues Messengers können allerdings auch flott rocken. So passt – auch vom Songtitel her – "Back With A Bang" perfekt in das musikalische Konzept des treibenden Blues. 'Sir' Oliver Mally vepasst seiner E-Gitarre einen herrlich verzerrten Sound. Er soliert hier ziemlich losgelöst und ausgiebig.
Zart-sensibel beginnt das längste Stück der Scheibe namens "Honeytrap". Der 12-Takter wird hier in seiner melancholischen Spielweise präsentiert. In der Langsamkeit bewegt sich die Nummer knapp über dem Nullpunkt und auch hier begeistert Alex Meik durch ein wunderschön moduliertes Solo. Gleich danach gibt der Gitarrist seine Alleingang-Visitenkarte ab. Die ist intensiv-feurig gefärbt. Abermals ein Höhepunkt, diese süße Falle.
Ein Boogie geht immer und kommt stets gut an. Das Trio schrieb "Turn The Ship Around" gemeinsam. Die Gitarre verursacht eine hypnotische Atmosphäre über der 'Sir' Oliver Mally wieder ein hinlangendes Solo hinlegt. Hoppla, was ist das denn! Der Boogie neigt sich dem Ende, aber es bleibt noch Zeit. The Blues Messengers bewegen sich für den Rest der Spielzeit sozusagen in unruhiger See. Die Boogie-Wellen verfügen über Schaumkronen. Der Wind hat zugelegt und das Song-Schiff wir bei schneller Fahrt gekonnt manövriert. Nicht nur diesen Song möchte man nicht nur einmal hören.
"Uncut" endet brillant. Eingebettet in nachdenklicher Stimmung und einem gestrichenen Kontrabass krönt "(She Was) Brave Enough" ein Debüt, das den Blues in allen Belangen überzeugend repräsentiert.
"Uncut" ist die Album-Initialzündung eines Trios, von dem man noch viel Gutes hören wird. The Blues Messengers auf der Bühne zu erleben, dürfte ebenfalls ein Highlight werden.
Line-up The Blues Messengers:
'Sir' Oliver Mally (guitars, vocals)
Alex Meik (upright bass, vocals)
Peter Müller (drums)
Tracklist "Uncut":
- Devil’s Gone Fishing
- Made Up My Mind
- Constant Natural High
- Drivin' Blues
- 21st Century Blues
- Life’s A Wonder
- Back With A Bang
- Tumblin'
- Honeytrap
- Turn The Ship Around
- (She Was) Brave Enough
Gesamtspielzeit: 52:05, Erscheinungsjahr: 2018
2 Kommentare
Ulli Heiser
18. Februar 2018 um 9:46 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Alex, vielen Dank erst mal für dein Feedback. Es freut uns immer, wenn Musiker sich zu unseren Rezis melden. Da uns niemand bezahlt und wir rein aus Liebe zur Musik schreiben, nehmen wir uns stets die Zeit, richtig zuzuhören. Alles andere wäre unfair den Künstlen gegenüber.
Alex Meik
16. Februar 2018 um 18:24 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Höchstverehrter Hr. Brookes, lieber Joe,
ich hab sowas noch nie gemacht (auf eine mediale "Kritik" in irgendeiner Form zu reagieren), aber es gibt bekanntlich immer ein erstes Mal. Im Allgemeinen halte ich als Künstler, der seit 32 Jahren als Freischaffender im "Musikbusiness" (über)lebt, nicht allzuviel von Musikrezensenten/Kritikern, aber deine Beschreibung von "uncut" belehrt mich eines Besseren. Endlich wieder mal jemand, der sich die Mühe gemacht hat, ein Album genau zu studieren, sprachlich eine großartige Poesie besitzt und über Musik richtig Bescheid weiß. Es freut mich riesig, dass dir das Album gefällt, dass es dich erreicht und dich veranlasst hat, so wunderbare Bilder zu kreieren. Zufällig bin ich in diesem Fall der Kontrabassist (das tut jedoch nichts zur Sache, denn Eigenlob stinkt bekanntlich), den du mit Sätzen wie "einen akustischen Tieftöner aus der Rolle des Begleitinstruments in die Helligkeit des Vordergrunds zu rücken" einfach nur glücklich machst. Allerhöchster Respekt!
Ich wünsch dir alles Gute und ziehe meinen Hut,
Alex Meik