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The Casanovas / Reptilian Overlord – CD-Review

The Casanovas - "Reptilian Overlord" - CD-Review

An dieser Stelle zu schreiben, dass die Karriere der australischen Rocker The Casanovas nicht immer ganz reibungslos verlief, wäre maßlos untertrieben. Die Gründe dafür waren alle möglichen und unmöglichen Schwierigkeiten mit dem Business sowie lange Pausen, die private Gründe hatten. Mit "Reptilian Overlord" legt das im Jahr 1999 gegründete Trio vom fünften Kontinent nun aber sein mittlerweile fünftes Album vor. Und nach ein bisschen stöbern im RockTimes-Archiv (wo man Reviews zu den Alben All Night Long aus dem Jahr 2007 oder auch Terra Casanova von 2015 finden kann) war die Vorfreude bereits groß. Tommy Boyce (guitars, vocals) sowie Damian 'Damo' Campbell (bass, vocals) sind nach wie vor am Start, das Schlagzeug hat zumindest auf dieser Scheibe ein gewisser Andy Roe (oder so ähnlich, die Namen sind auf dem Backcover so winzig gedruckt, dass sie für das menschliche Auge kaum noch zu lesen sind und auf der Facebook-Seite der Combo ist ein anderer Drummer aufgeführt) bedient.

Aber wie dem auch sei, das Power-Trio macht hier bereits bei den ersten drei Tracks klar, dass es nach wie vor mächtig Dampf auf dem Kessel hat. Das ist rauer ungeschliffener Rock, der umgehend die Nackenmuskulatur des Hörers angreift. Fette Riffs, ein wahres Powerhouse als Rhythmus-Fraktion, eine räudige, ihre Soli eher kürzer als länger haltende Lead-Gitarre und der extrovertierte, teilweise sehr wütende Gesang sind die Zutaten, die diese knapp vierzig Minuten Musik zu einem kleinen Fest für alle Fans machen, die ihren Rock lieber nicht erst vorher mit Kernseife verdünnen und ihm damit sämtliche Power nehmen. The Casanovas spielen weder Hard- noch Punk Rock und Metal ist das erst recht nicht. Die insgesamt zehn Tracks drücken das Gaspedal maximal 75 Prozent nach unten, überzeugen aber durch ihre Intensität, Spielfreude und Zügellosigkeit. Dabei dürfte die wohl schnellste und explosivste Nummer "Bulletproof" sein, bei der sich die drei Musiker – nach noch gemäßigtem groovenden Beginn – in einen wahren Rausch spielen.

Wenn wir gerade über die die Platte abschließenden Songs sprechen, so muss auch der Titeltrack genannt werden, der der wohl ambitionierteste Titel der Scheibe ist, sich aber mühelos in die restlichen, meist geradlinigeren Lieder einreiht. Die bereits vorab veröffentlichte Single "Hollywood Riot" eröffnet das Album und macht von Anfang an klar, dass hier niemand die Intention hatte, in irgendeiner Weise Gefangene zu nehmen. Ganz sicher ebenfalls zum Gelingen beigetragen hat der Produzent Mark Opitz, der nach seiner Arbeit mit (ebenfalls australischen) Bands wie AC/DC, The Angels sowie Cold Chisel ganz sicher und hörbar weiß, wie man einen druckvollen Sound aufs Band bringt.

Dass die Band mit ihrem Glück hadert, kann man aufgrund der momentanen Umstände gut verstehen. Nach den Aufnahmen zu dem überzeugenden und sehr starken "Reptilian Overlord" wollte der Dreier noch einmal ganz groß durchstarten und dann … kam die Pandemie. Keine Konzerte, keine Europa-Tour und natürlich ist auch der Weg in die USA seither blockiert. Was bleibt, ist den drei Australiern zu wünschen, dass wenigstens ihre neue Scheibe gut von den Fans angenommen wird. Denn verdient hätte sie es aufgrund dieser neuen Stücke allemal. Das Fazit kann also nur sein, "Reptilian Overlord" unbedingt mal anzuchecken und – sollte es in diesem Leben nochmal möglich sein – sich The Casanovas auch live mal zu Gemüte führen. Diese Platte verspricht diesbezüglich einiges.


Line-up The Casanovas:

Tommy Boyce (guitars, piano, vocals)
Damo Campbell (bass, vocals)
Andy Roe (drums)

Tracklist "Reptilian Overlord":

  1. Hollywood Riot
  2. Outlaw
  3. Cold Day In Hell
  4. Lost And Lonely Dreams
  5. Stand Back
  6. St. Kilda Is Fucked
  7. Mid-life Crisis
  8. Red Hot
  9. Bulletproof
  10. Reptilian Overlord

Gesamtspielzeit: 38:19, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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