Bereits vor etwa dreieinhalb Jahren durften wir euch The Chocolate Watchband vorstellen, eine Band aus Kalifornien, deren erste Schaffensphase in der zweiten Hälfte der Sechziger stattfand. In dieser Zeit entstanden drei Alben, bevor die Combo für knapp dreißig Jahre auf Eis lag. Erst 1999 kamen drei Musiker der damaligen Zeit wieder zusammen und starteten einen Neuanfang, der nach einigen weiteren Jahren auch I’m Not Like Everybody Else auf den Plan brachte und den Verfasser dieser Zeilen überzeugen konnte. Es hat zwar erneut etwas gedauert, aber mittlerweile liegt mir "This Is My Voice" vor, die neue Scheibe mit elf Tracks und einer Spielzeit von gut vierzig Minuten. Die drei Original-Mitglieder David Aguilar, Tim Abbott sowie Gary Andrijasevich sind nach wie vor am Start, wobei die Positionen am Bass (obwohl Alby Cozzette – allerdings an der Gitarre – noch auf zwei Stücken vertreten ist) und an der zweiten Gitarre neu besetzt wurden.
Um gleich mal mit der Tür ins Haus zu fallen: Die Band hat sich ihren Charme und Garagen-Sound erhalten, ebenso ihr starkes Songwriting sowie ihr gutes Näschen für gelungene Cover-Versionen. Bezüglich des Fremd-Materials mag "Trouble Everyday" zwar nicht die Schärfe eines Frank Zappa und "Desolation Row" nicht ganz die unterschwellige Aggression sowie den Zynismus eines Bob Dylan haben, gelungen sind beide Tracks aus der Hand der Chocolate Watchband dennoch. Was natürlich auch auf den sehr eigenen Bandsound zurückzuführen ist. Schließlich wäre da noch die Spitzen-Nummer "Can’t Seem To Make You Mine" aus der Feder von Sky Saxon, die einfach nur teuflisch gut ins Ohr geht und fast umgehend zum Mitsingen inspiriert. Aber die Protagonisten wären nicht sie selbst, wenn sie nicht auch hier jede Menge Ecken und Kanten eingebaut und transportiert hätten. Dennoch, ein echter Ohrwurm!
Die Amerikaner haben sich jedoch bei weitem nicht nur auf Coversongs verlassen, sondern können auch mit ihrem eigenen Material durchaus punkten. Bemerkbar macht sich dies bereits beim eröffnenden "Secret Rendezvous", das durch eine fuzzige Gitarre eröffnet wird, bevor sich ein mächtiges Riff und der kraftvolle Gesang hinzu gesellen. Jau, das klingt schon immer noch sehr nach den sechziger Jahren, aber es klingt tatsächlich authentisch und außerdem verdammt gut. Das folgende "Judgement Day" steht seinem Vorgänger kaum nach und überrascht zu Beginn mit Sitar-Klängen und einer 'verfolgt'-klingenden Blues-Harp, bevor der bandeigene Stil aus perfekt dosierter Power und jeder Menge Melodien im Sixties-Stil wieder zuschlägt. Mit "Bombay Pipeline" hat Tim Abbott auch ein Instrumental mitgebracht, das luftig-locker-fröhlich-frei von der Sitar bestimmt wird. So abgefahren wie cool!
Man braucht nicht auf jeden Song einzeln eingehen, um dieser Scheibe ein Gütesiegel zu verleihen. Dennoch muss hier noch der Titelsong erwähnt werden, der mit einem Donnern etwas unbehaglich beginnt, sich dann mit feinen Melodien sowie psychedelischen Untertönen seinen Platz an der Sonne erkämpft. Und mit dem anfangs akustisch gehaltenen "Til' The Daylight Comes" beschließt ein weiteres Highlight das neue Album einer Band, die weder was verlernt, noch ihren Biss verloren hat. Wer den etwas härteren (amerikanischen) Sound der sechziger Jahre nach wie vor mag, dazu leichten psychedelischen Elementen nicht abgeneigt ist, der dürfte mit "This Is My Voice" von der Chocolate Watchband jede Menge Spaß haben. Klasse Scheibe!
Line-up The Chocolate Watchband:
David Aguilar (harmonica, synthesizer, acoustic & electric guitars, lead vocals)
Tim Abbott (electric & acoustic guitars, synthesizer, sitar, harmonica, lead vocals)
Alec Palao (bass, acoustic guitars)
Derek See (electric & acoustic guitars, background vocals)
Gary Andrijasevich (drums & percussion, background vocals)
With:
Daryl Hooper (piano & organ – #4,10)
Alby Cozzette (electric guitar – #4, 10)
Tracklist "This Is My Voice":
- Secret Rendezvous
- Judgement Day
- This Is My Voice
- Trouble Everyday
- Take A Ride
- Talk Talk
- Bed
- Bombay Pipeline
- Desolation Row
- Can’t Seem To Make You Mine
- Til' The Daylight Comes
Gesamtspielzeit: 40:33, Erscheinungsjahr: 2018
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