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The Clash / Combat Rock & The People' Hall – 2CD-Review

The Clash - "Combat Rock & The People's Hall" - 2CD-Review

Das Album "Combat Rock" von The Clash umweht schon seit langer Zeit, wenn nicht gar unmittelbar nach Veröffentlichung ein bittersüßer Duft. Einerseits war die Platte mit zwei Hit-Singles ("Should I Stay Or Should I Go" sowie "Rock The Casbah") und den Album-Verkäufen die erfolgreichste Scheibe der Band überhaupt, andererseits waren die Fans damals nach vorherigem Doppel- (London Calling) bzw. Dreifach-Vinyl (Sandinista) über diese Einzelplatte etwas enttäuscht. Noch verheerender entwickelte sich jedoch die Situation des einst 'glorreichen' Line-ups. Kurz nach Veröffentlichung des Albums wurde der Schlagzeuger Topper Headon (wegen seinen Drogenproblemen) und nicht sehr lange danach, wegen den berühmt-berüchtigten 'musikalischen und persönlichen Differenzen', Mick Jones gefeuert. Dennoch muss auch der Rezensent aus heutiger Sicht zugeben, "Combat Rock" über die Jahre etwas unterschätzt zu haben.

Nachdem die beiden bereits erwähnten Tracks wohl jeder kennt, leuchten aus Sicht des Verfassers dieser Zeilen in der Jetztzeit vor allem noch "Straight To Hell", "Ghetto Defendant", "Car Jamming" sowie "Know Your Rights" am hellsten. Sicherlich kam "Combat Rock" nicht an die ersten drei Alben heran, war aber immerhin wieder kompakter, durchstrukturierter und auch thematisch (der Vietnamkrieg spielt eine große Rolle) in sich stimmig. Nachdem The Clash 1981 von einer erfolgreichen US-Tour – mit unter anderem 17 (!) Konzerten alleine in New York City – nach London zurückkehrten, probte die Band für die anstehende Asien-Tour in einer von Aktivisten mit dem Namen Republic Of Frestonia bevölkerten Halle namens The People’s Hall. Diese Proben wurden dann auch als Songwriting-Sessions für ein neues Album genutzt, das später den Namen "Combat Rock" tragen sollte.

Und genau aus diesen Sessions stammen die hier vertretenen Tracks der zweiten CD, die zum einen frühe Versionen der "Combat Rock"-Songs, aber auch bisher komplett unveröffentlichte Nummern enthält, die es nicht auf das Album schafften. Bei den sogenannten Outtakes (obwohl nicht bekannt ist, ob es diese Stücke überhaupt bis ins Aufnahme-Studio schafften) handelt sich einerseits um das Instrumental "He Who Dares Or Is Tired", das richtig cool nach vorne rockt und es durchaus verdient gehabt hätte, sowohl mit Gesang versehen sowie auch veröffentlicht zu werden. Schade. Dann sind da das locker groovende "Idle In Kangaroo Court" sowie das etwas vertracktere, vom Reggae bzw. Ska und der Karibik anghauchte "The Fulham Connection". Interessant auch diese frühe Version von "Know Your Rights" mit noch anderem Text und (vor allem) Sound. "First Night Back In London" startet mit einem landenden Flugzeug, bevor die Band in eine etwas monotone Dub-Nummer einbiegt.

Am Ende solcher Neuauflagen steht natürlich immer die Frage: Wer braucht die aktuelle Ausgabe, wenn er das Original-Album bereits im Schrank stehen hat? Mit Sicherheit natürlich die The Clash-Fans, die aufgrund der zweiten CD eine interessante Einsicht in das Arbeitsleben einer Band erhalten, die sich immer weiter vom Rock der frühen Tage (das Genre Punk Rock steht hier nicht einmal mehr zur Debatte) verabschiedete. Immerhin ein Dutzend seltener bzw. noch gar nicht veröffentlichter Titel mit einer Spielzeit von gut 55 Minuten. Selbst wenn es müßig ist darüber nachzudenken, wäre es heute interessant zu wissen, wohin sich die Band weiter bewegt hätte, wäre das letztmalig auf "Combat Rock" zu hörende Quartett (also mit Jones und Headon) zusammen geblieben.

Im November 2002 tauchte Mick Jones bei einem Konzert von Joe Strummer & The Mescaleros auf und kam für einige Stücke auf die Bühne, was die Gerüchteküche hinsichtlich einer Reunion der beiden führenden Köpfe bzw. von The Clash mächtig in Wallung brachte. Ein Thema, das sich mit dem unerwarteten Tod Joe Strummers am 22. Dezember 2002 allerdings endgültig erledigt hatte.


Line-up The Clash (CD 1):

Joe Strummer (guitars, harmonica, piano, lead & background vocals)
Mick Jones (guitars, keyboard, sound effects, background vocals, lead vocals – #3,8,11)
Paul Simonon (bass, backround vocals, lead vocals – #5)
Topper Headon (drums, piano & bass – #4)

With:
Ellen Foley (backround vocals – #2)
Joe Ely (backing vocals – #3)
Kosmo Vinyl (vocals – #5)
Tommy Mandel (keyboards – #7)
Futura 2000 (guest vocals – #7)
Gary Barnacle (saxophone – #9)
Allen Ginsberg (guest vocals – #10)
Tymon Dogg (piano – #12)

Tracklist "Combat Rock & The People’s Hall":

CD 1 – "Combat Rock":

  1. Know Your Rights
  2. Car Jamming
  3. Should I Stay Or Should I Go
  4. Rock The Casbah
  5. Red Angel Dragnet
  6. Straight To Hell
  7. Overpowered By Funk
  8. Atom Tan
  9. Sean Flynn
  10. Ghetto Defendant
  11. Inoculated City
  12. Death Is A Star


CD 2 – "The People’s Hall":

  1. Outside Bonds
  2. Radio Clash
  3. Futura 2000
  4. First Night Back In London
  5. Radio One – Mikey Dread
  6. He Who Dares Or Is Tired
  7. Long Time Jerk
  8. The Fulham Connection
  9. Minight To Stevens
  10. Sean Flynn
  11. Idle In Kangaroo Court
  12. Know Your Rights

Gesamtspielzeit: 46:23 (CD 1), 55:13 (CD 2)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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