Es war 2020, als ich die gleichnamige Platte der Band The Everettes vorstellte. Der Sound von Motown und Northern Soul stand Pate bei diesem Projekt drei singender Damen plus Band. Retro pur, wobei auch der in den Sixties populäre Sound von Künstlern des Labels STAX nicht ausgelassen wurde.
Nun liegt die aktuelle Scheibe vor, "Soul Steps", und gibt mit dem Titel die Richtung vor. Genau – das Ganze strahlt natürlich die gleiche Stimmung aus wie beim Debüt, größtenteils jedenfalls. War damals noch nicht bekannt, wer die jeweiligen Lead Vocals bestreitet, ist das im Line-up nun aufgeführt, so dass man einen direkten Vergleich der drei Stimmen anstellen kann. Damals bemerkte ich: »Mir ist nun nicht bekannt, wer von den Dreien jeweils welches Stück singt, doch kann ich unterscheiden zwischen mehr kraftvoll-druckvoller Intonation auf einigen Songs, ein wenig mehr am Soul orientierter Stimmung und einer Dame, die man durchaus auch im Bereich des Genres Singer/Songwriter ansiedeln könnte.«
So meine aktuelle Erkenntnis zur neuen Platte: Die 'Gewinnerin' ist für mich eindeutig Jess Roberts, sie ist für mich hier die wahre Soul-Sängerin, dann folgt Laura Niemeyer mit ihrem ausdrucksstarken Gesang, Katharina Dommisch klingt für mich am wenigsten nach Soul, ihre Stimme halte ich für geeigneter für ein anderes Genre.
Auf "Soul Steps" hat man erneut diverse Spielarten des Soul vereint, einige Songs tendieren halt gen Motown, sehr auffällig zum Beispiel mit "A Thousand Lessons", andere hin zum Northern Soul britischer Prägung, der Song "Soul Thing" geht in Richtung des Soul Revivals, als Künstler wie Sharon Jones & The Dap Kings das Genre neu aufrollten, und Jess Roberts fährt stimmlich voll auf.
Eine Ballade wie "Heads Up High" unterbricht die flotte Tanzstimmung und animiert somit zum Schwofen, hier kommt dann das elegant gesetzte Bläserarrangement sehr gut, und auch Laura Niemeyer steht dieses langsame Tempo gut hinsichtlich ihres emotional geprägten Gesangs. "Calling Out Today" verlässt das Terrain Soul bereits ein wenig und schielt hin in Richtung Popmusik, und "Red Flags" lässt zu Beginn gar eine rockende Gitarre zu Wort kommen. Daher denke ich, man hat im Vergleich zum Vorgänger die Stilrichtung ein wenig mehr geöffnet und gleichzeitig etwas mehr Reife in den Kompositionen erkennen lassen. So gibt es mit "Make It Right" auch einen Song, der ebenfalls ein wenig über den Soul-Tellerrand schielt, ein wenig Disco Funk scheint ansatzweise durch.
Auf einigen Songs wurden auch Streicher integriert, und das ganz im Sinne der alten Musik der Sixties und Seventies, passend zu den Bläsern und somit ein recht authentisches Bild vermittelnd. Mit dem herrlich lockeren und ganz cool abgeklärten "Forever True" werden wir sehr romantisch verabschiedet, ja, das ist sehr guter Soul-Groove, der hier aus den Boxen perlt.
Line-up The Everettes:
Jess Roberts (background vocals, lead vocals – #1,4,7,10,12)
Katharina Dommisch (background vocals, lead vocals – #2,6,8,10,11)
Laura Niemeyer (background vocals, lead vocals- #3,5,9,10)
Alexander Dommisch (guitars, bass – except #4,7, keys, backing vocals, claps)
Mathieu Tascher (bass – #4,7)
Maximilian Schubert (drums)
Olaf Müller (baritone sax)
Markus Schönen (tenor sax)
Timo J. Hennig (trumpet)
Alice Dixon (violincello – #1,2,3,8,10,12)
Kundri Lu Emma Schäfer (violin -#1,2,3,8,10,12)
Jean-Luc Jossa (percussion)
Joel Sarakula (keys – #1,2,6,8,9,10)
Chris Haertel (organ – #5)
Julia Ungureanu (violin – #1,2,3,8,10,12)
Tracklist "Soul Steps":
- Into The Night
- So Many Ways
- Number Nine
- Good Life
- Heads Up High
- A Thousand Lessons
- Soul Thing
- Calling Out Today
- Red Flags
- Second Chance
- Make It Right
- Forever True
Gesamtspielzeit: 38:14, Erscheinungsjahr: 2023
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