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The Fuzztones – A Life At Psychedelic Velocity – Book Two Of Two – Buch-Review

The Fuzztone - A Life At Psychedelic Velocity - Book Two Of Two - Buch-Review

"A Life At Psychedelic Velocity"? Yes Sir, here it is! Der zweite Teil der Biographie des legendären Rudi Protrudi, seit etwa Mitte der sechziger Jahre in Bands und der Musik-Szene aktiv. Am bekanntesten ist der Amerikaner aber natürlich als Gründer und unumstrittener Chef der Band The Fuzztones, die bereits 1980 ihre Segel in den Wind setzte, um den Garage Rock der Mittsechziger Jahre lebendig und agil zu halten. Vor etwa vier Monaten konnten wir euch den ersten Teil vorstellen, der den Rezensenten voller Vorfreude auf das zweite Buch warten ließ.

Und dieser zweite Teil setzt nahtlos dort an, wo sein Vorgänger aufgehört hat. Im Jahr 1987 war Rudi Protrudi zusammen mit dem Schlagzeuger 'Mad' Mike (von New York City ausgehend) in Los Angeles gelandet, die erste feste Besetzung der Fuzztones war gerade Geschichte und unser Protagonist plötzlich unter Druck, weil er (wer würde das auch schon ausschlagen?) das Angebot für eine weitere Europa-Tour angenommen hatte, ohne wirklich eine Band zusammen zu haben. Die fehlenden Musiker wurden jedoch recht schnell rekrutiert und auf ging es zu einem weiteren wilden Ritt über die Bühnen, durch die Backstage-Räume und Hotel-Betten der alten Welt, ohne auch nur irgendeine sich ergebende Verlockung auf der Strecke zu lassen. Die Zeichen der Zeit standen damals noch gut für die Band und nicht sehr viel später kam es zu den Aufnahmen zu einem zweiten Studioalbum namens "In Heat". Produziert von dem (unter anderen) ehemaligen The Who-Knöpfchendreher Shel Talmy entwickelte sich die Scheibe aufgrund ihres eher kommerzielleren Sounds jedoch eher zu einer Enttäuschung für sowohl die Band, als auch die Fans der ersten Stunde, die das – nach wie vor als Meistertück angesehene – Debüt "Lysergic Emanations" favorisierten. Immerhin kam etwa zur selben Zeit "Live In Europe" heraus, das die Gemüter wieder beruhigte und auch heute noch großes Ansehen genießt.

Sehr interessant und anschaulich beschreibt Protrudi, wie es dann aber auch während des zweiten festen Line-ups zu Problemen innerhalb der Band kam. Menschen sind Menschen und deren Schwächen treten in der Regel am deutlichsten ans Tageslicht, wenn sie über längere Zeiträume auf engem Gehege zusammen existieren müssen. Der Bandleader wurde (vor allem von ehemaligen, meist gefeuerten Bandmitgliedern) sehr oft angefeindet und schlechtgeredet, was er aber immer gut zu kontern weiß. Dass so oft und von so unterschiedlichen Seiten diese eher negativen Meinungen bzgl. des Menschen Rudi Protrudi kommen, lässt den Leser irgendwann darauf schließen, dass da zumindest ein kleiner Kern Wahrheit drin stecken muss. Und der Autor macht auch selbst keinen Hehl daraus, dass er sich als Bandleader hier und da Dinge herausgenommen hat, die er anderen nicht zugestanden hätte und (wenn es sein musste) auch nicht immer zimperlich mit Konzertveranstaltern oder Mitarbeitern von Plattenfirmen umgegangen ist. Aber mal ganz ehrlich, wer im Haifischbecken Musik-Business – im Sinne von Bandleader sein und davon leben zu müssen – keine Ellbogen-Einsätze verteilen kann, der braucht überhaupt gar nicht erst anzutreten.

Nachdem sich das dritte feste Line-up der Fuzztones aufgelöst hatte, beschloss Protrudi sein Glück in Europa zu versuchen und landete in Holland, dem neben Deutschland, Italien und Spanien stärksten Markt der Band in der Alten Welt. Und hier fand das wohl dunkelste Kapitel im Leben des Protagonisten statt. Neben sehr seltenen Highlights – wie dem Treffen und der Fast-Beteiligung an einem Soloalbum von Dee Dee Ramone – folgte nach langen Monaten der musikalischen (Fast-) Inaktivität und seelischem Verkümmerns (was aber nichts mit Drogen zu tun hatte) die… ja, man kann es nicht anders nennen… Flucht zurück in die USA. Auch hier kam es dann für lange Zeit erstmal zu keinen großen Schritten zurück in die Erfolgsspur. Gigs mit Feierabend-Bands fanden statt und sogar ein (total geflopptes) Country-Soloalbum wurde veröffentlicht. Allerdings gab es keine Fuzztones mehr, die in Amerika seinerzeit scheinbar bereits in Vergessenheit geraten waren.

Zum Glück ging es anschließend langsam wieder aufwärts und auch seine Band konnte der Amerikaner wiederbeleben, aber genau hier habe ich den Punkt erreicht, an dem ich nichts zusätzliches mehr verraten will. Denn in diesem Buch gibt es noch so viele weitere Geschichten sowie Geschichten in den Geschichten zu entdecken, die sich unbedingt lohnen gelesen und entdeckt zu werden. Für Nicht-Fuzztones-Fans vielleicht noch interessant zu erfahren, dass der gute Rudi in den 2000ern die Berlinerin Lana Loveland (keyboards, vocals, seither auch The Fuzztones) kennen- und liebenlernte, ihr sogar nach Deutschland folgte und seitdem (so zumindest mein letzter Stand) nach wie vor dort lebt. Die Hauptstadt (und nicht nur die) kennt ihn und seine Fuzztones bestens, dafür hat er ausgiebig gesorgt.

Selbstredend ist auch der zweite Teil dieser Geschichte in englischer Sprache erschienen, was ihn aber nicht weniger (oder besser gesagt noch) interessant(er) macht. Genauso wie das erste Buch eine tolle, interessante und bewegende Geschichte über ein Leben, das sich vielleicht der eine oder andere von uns auch gewünscht hätte. Es ist aber trotz all der schönen Seiten auch kein leichtes Leben gewesen, denn – wie man auch hier wieder nachlesen kann – das Tour-Leben (speziell als 'kleinere' Band, ohne despektierlich sein zu wollen) ist andererseits alles andere als ein Zuckerschlecken.

Fazit: Dicker Tipp für alle Musik-Liebhaber, die gerne lesen und auch der englischen Sprache einigermaßen mächtig sind.


Kapitel "A Life At Psychedelic Velocity – Book Two Of Two":

  1. L.A.’s Paisley Pussy Posse
  2. Third Time’s The Charm
  3. Dark Zone
  4. Animal Avenger
  5. The Seven Year Itch
  6. The Psychedelic Circus
  7. Creatures That Refused To Die

Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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