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The Fuzztones / Live At Rockpalast – CD + DVD-Review

The Fuzztones - "Live At Rockpalast" - CD+DVD-Review

The Fuzztones war eine der Bands, die in New York City Anfang bis Mitte der achtziger das Garage Rock-Revival ankurbelten und in Schwung brachte. Die 1985 erschienene Debütscheibe "Lysergic Emanations" genießt in der Szene bereits seit langer Zeit Kult-Status und dieser Platte ließ der Frontmann und Bandleader Rudi Protrudi trotz ständig wechselndem Line-up in schöner Regelmäßigkeit weitere folgen. Das nach wie vor aktuelle Studiowerk mit dem Namen NYC aus dem Jahr 2020 ist eine Huldigung bzw. Verbeugung an die Stadt im Nordosten der USA, die den guten Rudi wohl entscheidend geprägt hat. Mittlerweile lebt die Band allerdings bereits seit knapp zwanzig Jahren in Berlin, ist nach wie vor aktiv und viel unterwegs. Im Jahr 2009 war sie beim legendären Rockpalast des WDR zu Gast, gefilmt wurde das Konzert in der Bonner Harmonie und die Combo trat als Sextett, sprich inklusive eines Saxofonisten an. Interesse und Begeisterung waren ganz offensichtlich vorhanden, wenn man sich das laute und vielzählige Publikum auf der DVD so ansieht.

Aber die Band war an diesem Abend auch sehr gut drauf, wie sich sehr schnell beim Genuss der CD oder wahlweise DVD herausstellt. Nach kurzen eröffnenden Akkorden begeben sich die Musiker mit dem Opener "In Heat" umgehend auf die Schnellstraße in Richtung Abflug-Geschwindigkeit. Und ohne großartig Reaktionen abzuwarten, geht es direkt mit dem Band-Klassiker "Bad News Travels Fast" weiter, bei dem erstmalig Rockin' Rollo am Saxofon zu einem Solo ansetzt. Protrudi hat eine einnehmende und die Blicke auf sich ziehende Bühnen-Präsenz und wirkt topfit. Die Band rockt sich durch den kompletten Fuzztones-Backkatalog und etwas überraschend stellt der Rezensent am Ende fest, dass gar nicht mal so viele, nämlich tatsächlich nur vier, Tracks vom Debütalbum vertreten sind. Dass die Qualität dennoch zu keinem Zeitpunkt abfällt, spricht dann natürlich für die Konstanz über die Jahre des Bestehens.

Ein ganz wichtiger Bestandteil der Band ist natürlich auch die Orgel, die, von Lana Loveland gespielt, herrlich klingt und bei manchen Tracks fast schon ein Stückchen zu weit in den Hintergrund gemixt wirkt. So zieht sich der Gig unter Volldampf hin, denn mal einen Gang runter zu schalten, fällt den Fuzztones erst gar nicht ein. Aber das macht auch gar nichts, wenn man Songs der Marke "Action Speaks Louder Than Words", "Johnson In A Headlock" oder "Hallucination Generation" im Köcher hat und diese geschickt an der richtigen Stelle im Set platziert, um immer wieder einen drauf zu setzen. Weitere Klassiker der Marke "Ward 81", "She’s Wicked" oder das unverzichtbare "Strychnine" tun ihr übriges zum Gelingen des Abends dazu. Bei den Song-Ansagen wie beispielsweise zu "Get Naked" kommt immer wieder auch der Humor des Frontmanns ans Tageslicht, was der sehr gelungenen Performance logischerweise ebenfalls nicht geschadet hat.

Für Fuzztones-Fans sollte diese (Wieder-) Veröffentlichung also ein gefundenes Fressen sein und wer die Band bisher noch nicht kannte, dem wird hier mit "Live At Rockpalast" ein idealer Einstieg mit Songs quer durch die komplette Band-Geschichte präsentiert. Der einzige Kritikpunkt – und der nervt wirklich – ist der Schnitt der DVD. Dass die Songs in erhöhtem Tempo gebracht werden – alles gut. Aber dass das Bild dann über weite Strecken hinweg maximal eine Sekunde gehalten, bevor der nächste Musiker – auch nicht länger – unter die Lupe genommen wird, geht irgendwann – und es dauert nicht allzu lange – ganz schön auf den Zeiger. Sehr schade, denn dadurch kommt es dann doch noch zu einem Abzug in der B-Note. Betrachtet man die Musik für sich alleine, gibt es allerdings nichts zu meckern. Zum Ende meines letzten Fuzztones-Reviews hatte ich geschrieben: »Bleibt zu hoffen, dass die Band sehr bald wieder ins Studio geht und eine neue Scheibe mit Original-Songs einspielt.« Dem ist nichts hinzu zu fügen!


Line-up The Fuzztones:

Rudi Protrudi (harp, guitar, lead vocals)
Lana Loveland (organ, background vocals)
Surrealistic Pille (bass, background vocals)
Lenny Svilar (lead guitar)
Rockin' Rollo (saxophone)
Rob Louwers (drums)

Tracklist "Live At Rockpalast":

  1. In Heat
  2. Bad News Travels Fast
  3. Blood From A Stone
  4. Hurt On Hold
  5. Action Speaks Louder Than Words
  6. Ward 81
  7. Charlotte’s Remains
  8. Get Naked
  9. Nine Months Later
  10. Highway 69
  11. Romilar D
  12. Brand New Man
  13. Johnson In A Headlock
  14. She’s Wicked
  15. Hallucination Generation
  16. This Sinister Urge
  17. Strychnine
  18. Penis Between Us (Orange Blossom Festival, 2012)

Gesamtspielzeit: 60:33 (CD), 66:00 (DVD), Erscheinungsjahr: 2024 (2009, 2012)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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