The Georgia Thunderbolts / Rise Above It All – CD-Review

Die aus dem Städtchen Rome im US-Bundesstaat Georgia stammende Band The Georgia Thunderbolts wurde im Jahr 2015 gegründet. Nachdem 2020 eine erste gleichnamige EP erschien, hat der Fünfer dann mit seinem Debütalbum "Can We Get A Witness" (2021) mächtig abgeräumt. Allein dies erzeugt dann schon mächtig Druck auf dem Kessel, um einen würdigen Nachfolger abzuliefern. Dieser liegt nun mit "Rise Above It All" vor und fährt wieder eine gehörige Dosis Southern Rock sowie ganz nebenbei ein paar dicke Überraschungen ab. Dazu später mehr. Wichtig war wohl, dass das Line-up der Südstaatler stabil geblieben ist, was in der Regel immer eine wichtige Komponente ist, um neben der Musik durch die Irrungen und Wirrungen des Tourlebens und des ganz normalen Wahnsinns der Business-Angelegenheiten zu kommen. Auf jeden Fall hat – soviel darf schon mal vorweg genommen werden – die Spielfreude auf diesem zweiten Werk in keinster Weise nachgelassen.

Die Thunderbolts empfangen uns mit dem starken Southern-Rocker "Gonna Shine", der gleich mal deutlich macht, dass die Band mit T.J. Lyle einen bärenstarken Frontmann in ihren Reihen hat. Aber auch die Rhythmus-Abteilung sowie die Gitarristen Riley Couzzourt und Logan Tolbert lassen direkt aufhorchen. Der gute Riley bedient dazu bei einigen Stücken auch noch die Slide, was in den Augen des Rezensenten nie ein Fehler sein kann. Weitere Southern Rock-Nummern wie "Moonlight Play", der Titeltrack oder die schöne Ballade "Wait" überzeugen mit erdig-warmem Sound, klasse Melodien und gutem Songwriting. Zumindest der letztgenannte Track dürfte auch sehr gute Chancen haben, bei den einschlägigen amerikanischen Radiostationen auf hohe Einsatzquoten zu kommen. "Stand Up" wird von einem satten Bass eröffnet, bevor ein treibendes Riff mit sattelfestem Beat folgt. Vom Sound her ist das Quintett, um nur mal den Ansatz eines Soundvergleichs zu wagen, eher an Lynyrd Skynyrd als an Molly Hatchet dran.

Die im ersten Absatz angesprochenen Überraschungen beziehen sich darauf, dass die Thunderbolts ganz offensichtlich eine starke Affinität zu englischen Bands haben. So erinnert beispielsweise – zumindest den Rezensenten – das Stück "Rock And Roll Record" hinsichtlich seines Arrangements und Darbietung doch sehr an Bad Company, so könnte "Crawling My Way Back Home To You" direkt aus dem Katalog des Schotten Frankie Miller stammen. Aber damit nicht genug, denn von dem guten Frankie wird hier auch der Song "Ain’t Got No Money" gecovert. Logischerweise hört sich das etwas anders als im Original, dafür aber dennoch sehr gut an. Und um dem ganzen die Krone aufzusetzen, wird hier auch noch eine eigene Version von David Bowies "It Ain’t Easy" von dessen Klassiker-Album Ziggy Stardust zum Besten gegeben. Wobei das Lied zugegebenerweise nicht aus der Feder des Engländers stammt, sondern von ihm ebenfalls gecovert wurde.

Wenn man nun berücksichtigt, dass auch die weiteren Rocker "Whiskey Talkin'", "Little Jim" oder "She’s Gonna Get It" ebenfalls als Gewinner durchgewunken werden können, liegt die Feststellung nicht mehr fern, es bei "Rise Above It All" mit einer sehr gelungenen Scheibe zu tun zu haben. Einerseits klassischer Southern Rock, andererseits als Exoten die ebenso überzeugenden Coverstücke, die die sprichwörtlichen Kirschen auf der Torte darstellen. Doch ziemlich ungewöhnlich für eine Band aus dem tiefen Süden der USA. Von daher braucht auch niemand eine Glaskugel um behaupten zu können, dass die Karrierekurve der Amerikaner weiterhin in Richtung Himmel sprinten wird. Gerade vor ein paar Wochen waren die Georgia Thunderbolts ja auf Deutschland-Tour, um die hiesigen Bühnen unsicher zu machen. Zumindest die Southern Rock-Fangemeinde, aber ganz sicher auch der gemeine Rockfan dürfte dabei sehr wahrscheinlich voll auf seine Kosten gekommen sein. Also, "Rise Above It All" unbedingt mal anchecken, am besten solche Kracher wie "Gonna Shine" sowie "Pricetag" oder die langsameren Nummern "Crawling My Way Back To You" und "Wait".

Line-up The Georgia Thunderbolts:

T.J. Lyle (keyboards, lead vocals)
Riley Couzzourt (lead, slide & rhythm guitars)
Logan Tolbert (lead & rhythm guitars)
Zach Everrett (bass, keyboards, background vocals)
Bristol Perry (drums)

Tracklist "Rise Above It All":

1. Gonna Shine
2. Rock And Roll Record
3. Rise Above It All
4. Moonlight Play
5. Ain’t Got No Money
6. Wait
7. Crawling My Way Back To You
8. She’s Gonna Get It
9. Little Jim
10. It Ain' Easy
11. Stand Up
12. Whiskey Talkin'
13. Pricetag

Gesamtspielzeit: 46:43, Erscheinungsjahr: 2024