Eigentlich unglaublich, dass die Band The Hanging Stars aus England stammt, denn bereits beim ersten Durchlauf, ach was, bereits beim ersten Song ihrer dritten Scheibe, "A New Kind Of Sky", hätte ich sie ohne weiteres Zögern an die Westküste der US of A verortet. Von Beginn an in der Richtung Psychedelic Country – oder »Psychedelic Folk and Cosmic Country«, wie die Musiker ihren eigenen Stoff beschreiben – legte das Quintett sein Debüt, "Over The Silvery Lake", im Jahr 2016 vor und konnte dafür jede Menge Lob von der Presse einheimsen. Auch der Nachfolger "Songs For Somewhere Else" (2017) wurde von den Kritikern bejubelt, was die Band zum Anlass nahm, erstmal ausgiebig auf Tour zu gehen. Ob als Headliner oder als Support für unter anderem The Long Ryders, The Clientele oder auch Wolf People.
Erst nach einer Deutschland-Tour im Jahr 2018 verschlug es den Fünfer wieder in ein englisches Studio in Eastbourne. Neue Songs waren auf Tour massenhaft entstanden und so gut eingespielt wie die Jungs waren, beschlossen sie ihr neues Album live im Studio aufzunehmen. Wie es beim Promoter heißt, wurde der Sound auf dieser dritten Platte dann noch intensiviert, was sich auch am erstmaligen Einsatz einer Pedal Steel-Gitarre (gespielt von Joe Harvey-Whyte) festmachen lässt. Diese zehn neuen Tracks haben ein atmosphärisch sehr dichtes psychedelisches Westcoast-Feeling und verfügen über einen sehr 'warmen' Sound, in dem man sich regelrecht verlieren kann. Dazu kommen die sehr melodischen Gesangslinien sowie die klasse gelungenen Harmony- bzw. Background Vocals, die dem Ganzen dann die Krönung verleihen.
Und wenn dem Hörer dann noch solche Ohrwürmer wie etwa "I Will Please You" vorgesetzt werden, kann eigentlich kaum noch was schief gehen. Sicherlich sind diese Akkordfolgen und auch Sounds nichts wirklich Neues und auch ziemlich retro-angehaucht, wurden jedoch so gut verarbeitet und umgesetzt, dass diese Scheibe einfach einen Riesenspaß macht. The Byrds schielen da ein paar Mal (beispielsweise bei "I’ve Seen The Summer In Her Eyes") schon ganz kräftig um die Ecke, aber wie bei allen anderen Nummern hat man nie das Gefühl, dass hier einfach mal so bedenkenlos geklaut wurde. Fast schon hymnisch beginnt das sich dann melancholisch fortgesetzte "I Was A Stone", während "Heavy Blue" deutlich in Richtung Country Rock tendiert. Zu einem feinen Groove gesellen sich erneut feiner Gesang sowie ein sehr eingängiger Refrain.
Dabei gelingt es The Hanging Stars neben aller Eingängigkeit jederzeit, sich weit weg von Anbiederung oder auch purem Kommerz zu bewegen. Vielmehr finden wir hier sogar eine Hommage an den semi-legendären amerianischen Singer/Songwriter Fred Neil ("Song For Fred Neil") oder mit "Three Rolling Hills" ein psychedelisches Desert Rock-Stück der oberen Qualität. Bei den ersten beiden Songs wird die sanfte Psychedelic großgeschrieben, weichgezeichnete und doch eindringliche Bilder werden vor dem geistigen Auge des Hörers kreiert, während dieser sich bereits – wie schon erwähnt – fast umgehend in der dichten Atmosphäre verliert. Der Titeltrack beendet diese Platte schließlich mit dieser wunderschönen Melancholie, die sich wie ein roter Faden durch "A New Kind Of Sky" zu ziehen scheint. Eine Melancholie, in die man sich gerne fallen lässt, weil man sie jederzeit zwar berührt, aber unverletzt wieder verlassen kann.
Eine echte Empfehlung für jeden Musik-Fan, der auf die psychedelische Phase der amerikanischen Country- und Folkbands der späten Sechziger/frühen Siebziger steht.
Line-up The Hanging Stars:
Richard Olson (guitars, vocals)
Sam Ferman (bass)
Paulie Cobra (drums)
Patrick Ralla (guitars, keyboards, vocals)
Joe Harvey-Whyte (pedal steel)
Tracklist "A New Kind Of Sky":
- Choir Of Criers
- I Woke Up In July
- Three Rolling Hills
- (I’ve Seen The) Summer In Her Eyes
- Heavy Blue
- (Song For) Fred Neil
- I Will Please You
- Lonely Rivers
- I Was A Stone
- A New Kind Of Sky
Gesamtspielzeit: 37:08, Erscheinungsjahr: 2020
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