The Henleys / On The Rocks – CD-Review

In klassischer Rock-Besetzung, also Gitarre, Bass, Schlagzeug und natürlich Gesang präsentieren sich die Henleys auf ihrem Debüt "On The Rocks". Der Vierer kommt aus Tampa, Florida und ist seit dem Jahr 2016 musikalisch unterwegs.

Anfangs war es so, dass Drummer Chris und Basser Evan einfach nur zusammen jammten. Dann stieß Gitarrist John Gangemi dazu und das Trio begann einige Stücke zu schreiben. Danach wurde ein Sänger gefunden und so ging es eine Weile mit einigen Shows weiter. Aber so richtig wollte es nicht zünden und die Trennung von Gitarrist und Sänger stand an. Wie die Band selbst schreibt, ging zwar eine Tür zu, aber dafür öffnete sich eine andere. Durch eben diese Tür kamen dann Ryan Baker als neuer Gitarrist sowie Gabriela Lopez als Sängerin. In dieser Besetzung ist man nun seit etwa zwei Jahren zusammen.

Dass man sich entschlossen hat, in Eigenregie ein Album zu produzieren war keine schlechte Idee, denn den Stücken kann man nicht absprechen, dass da jemand sein Handwerk versteht. Verwurzelt im klassischen Rock mit Ausflügen in Richtung Blues und auch Jam sind da durchaus spannende Nummern zu vernehmen. Auch von Songwriting, Spannung erzeugen und den Hörer bei den Eiern zu packen, verstehen die Musiker etwas. Handwerklich zu meckern gibt es ebenso nichts, was zumindest zu hundert Prozent für die Instrumentalisten gilt. Ein paar Abzüge gibt es beim Gesang, denn in der Tat hat Gabriela ein voluminöses Organ, aber das ein oder andere Mal scheint sie den Ton nicht zu halten, bzw. ihn nicht auf Anhieb zu 100 Prozent zu treffen. Dabei ist die Stimme, wie bereits erwähnt, nicht von schlechten Eltern. Mal hart, fast wie die einer Joyce Jean Kennedy, dann wieder sphärisch und kristallklar wie das einst Grace Slick so schön demonstrierte.

So ist "The Stash" ein Paradebeispiel für die Letztgenannte und obwohl es da in ziemlich stimmliche Höhen geht, ist das für Gabriela kein Problem. Auch im Folgetrack "Stevie & The Knicks", einer ruhigen Blues-angehauchten Nummer hat sie alles unter Kontrolle. Es scheint, als ob sie gerade in den Stücken, in denen der Gesang weniger vordergründig ist, leichte Schwierigkeiten hat. Das soll es jetzt mit meiner Kritik auch gewesen sein, denn nach mehrmaligem Hören des Albums fällt das immer weniger auf, oder besser: stört es immer weniger.

Die Musik selbst bewegt sich im großen Feld des sog. Classic Rock. Härter gespielte Passagen sind zwar vorhanden, aber das Groß wird bestimmt von Blues-getränkten sowie fast psychedelisch angehauchten Stücken. Saubere Drum- und Bassarbeit bereiten den polierten Dielenboden, auf welchem die Gitarre herrliche Soli abliefern kann. Die Gitarrenarbeit des Herrn Baker ist vom Allerfeinsten und weiß zu begeistern. Besonders in den gedrosselten Nummern (als Beispiel sei hier einmal "Johnny 2X" genannt) kommen seine Saitenspielereien äußerst faszinierend daher.  In "Lemon Shine" sind die Zitate an den Meister nicht von der Hand zu weisen. Leider ist dieser Track auch jener, der die Schwächen der Sängerin besonders stark aufzeigt.

Das mag live – und da müssen die Henleys eine fette Bank sein – weniger ins Gewicht fallen, auf Platte ist es der einzige Kritikpunkt für diese Truppe. "On The Rocks" ist die Debütscheibe der Amerikaner. Mal schauen, wie sich das entwickelt. Vielleicht ein paar Stimmübungen beim Profi, denn Power steckt in Gabrielas Organ, es muss nur kanalisiert werden. Ansonsten ein saustarkes Rockalbum.

Line-up The Henleys:

Gabriela Lopez (lead vocals)
Ryan Baker (guitar)
Evan Frazier (bass)
Chris McDonald (drums)

Tracklist "On The Rocks":

1. Honey Badger
2. The Stash
3. Stevie & The Knicks
4. Marcus Gordon
5. Ladies Man
6. Johnny 2X
7. Need More Whiskey
8. Lemon Shine
9. Tasty Cakes
10. Unworthy
11. Green Steve

Gesamtspielzeit: 44:04, Erscheinungsjahr: 2020