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The High Line Riders / Walking Home – CD-Review

The High Line Riders - "Walking Home" - CD-Review

Der New Yorker Musiker, Songwriter, Sänger und Produzent Ed Pettersen hat und hatte in seinem Leben wahrlich schon einen ganzen Sack voll an Projekten am Laufen. Eines davon stach aber bereits in den neunziger Jahren deutlich heraus: Seine Band The High Line Riders veröffentlichte 1997 ihr Debüt "Somewhere South Of Here" und sorgte damals allerorts für viel Beachtung sowie auch Beifall. Der Amerikaner konnte zu jener Zeit aber aus gesundheitlichen Gründen nicht auf längere Tourneen gehen, was den Riders damals einen sanften Tod bescherte. Eher überraschend kam dann vor drei Jahren die Meldung, dass Pettersen die Band reaktiviert sowie mit "Bumpin' Into Nothing" ein neues Album am Start hatte und nun, schlappe 21 Jahre nach dem Debüt liegt das dritte Werk "Walking Home" vor.

Und diese Scheibe ist – um gleich mal mit der Tür ins Haus zu fallen – fantastisch ausgefallen. Die insgesamt zwölf Tracks strotzen nur so vor knackigem Country Rock und gefühlvoller Roots-Musik. Dass der Amerikaner ein verdammt guter Songwriter ist, beweist bereits der rockende Opener "One More Tomorrow" mit seiner heulenden Orgel, einem unwiderstehlichen Groove und dem starken Gesang des Frontmannes. Gleich zwei Gitarren machen mächtig Alarm und die Nummer setzt sich in nullkommanix in den Ohren fest. Einer meiner absoluten Favoriten ist das folgende "A Long, Hard Fall", das einmal mehr groovt wie die Hölle und über einen fast schon abartig guten Chorus verfügt. Der leicht melancholische Refrain wurde gesanglich perfekt umgesetzt und versprüht mehr als nur einen Batzen voller Gefühle. Bärenstark!

Aber wenn wir schon bei der Melancholie sind, muss an dieser Stelle unbedingt auch der Titeltrack erwähnt werden. Getragen von einer zu Beginn eingesetzten, wunderschön 'weinenden' Pedal Steel-Gitarre schüttet Ed Pettersen hier sein Herz aus. Dazu unterstützt von Weltklasse-Background Vocals einer gewissen Garrison Starr, die (zumindest in den USA) ebenfalls bereits bekannt ist wie ein bunter Hund. Zum Heulen schön! Unser Protagonist bzw. Frontmann betreibt auf dieser Platte sehr viel Vergangenheitsbewältigung wie es scheint, geht aber auch in der Gegenwart sehr kritisch mit sich selbst ins Gericht. "I’m Not The Man She Thinks I Am" handelt von der Angst eines Mannes davor, dass die Angebetete irgendwann mal hinter seine aufgebaute Fassade blicken können wird bzw. das von ihr selbst aufgebaute Bild von ihm zerspringen sieht und merkt, dass er dann doch auch nur '…einer von denen…' ist. Unperfekt, mit vielen Fehlern behaftet. Aus der Sicht des Beobachters beschreibt Pettersen "The Saddest Girl In The World" mit scharfem Blick und auch Mitgefühl, ohne wirklich ins Geschehen einzugreifen.

Die meisten Tracks – wie das rockende "It Hurts To Ask", das ziemlich paranoide "There’s People Out There" oder das gut nach vorne gehende und mit der Harmonika veredelte "Another Bad Goodbye" – sind einhundertprozentige Gewinner, überzeugen sowohl durch das starke Songwriting, die cleveren Arrangements sowie die Produktion, die keine Angst vor ein paar Ecken und Kanten hatte. Leider etwas verschenkt wurde das Stück "Every Time I See Your Face". Leider, da uns Mr. Pettersen hier zunächst zwar superstarke Strophen liefert, mich mit dem etwas platten Refrain dann allerdings eher ratlos zurück lässt. Sehr schade, das hätte ein echter Hammer werden können. Dafür haben wir dann aber noch das bärenstarke "Maureen", eine Art Entschuldigung des mittlerweile Mittfünfzigers an ein paar ehemalige Freundinnen aus seiner Zeit, als er »…noch viel zu beschäftigt damit war, so cool wie möglich zu wirken und dabei die wirklich wichtigen Dinge aus den Augen verlor.« Ein weiterer sehr stark gebrachter Country-Rocker der obersten Güte.

Und wie sollte es anders sein? Mit "Goin' Home" hat die Band dann auch noch eine perfekte Americana-/Roots-Mitsing-Nummer am Start. So wird der Hörer dann nach einigen eher ernsten Themen mit einem Lächeln auf den Lippen aus dem Album entlassen.

Mit "Walking Home" ist den High Line Riders ein überdurchschnittlich starkes Album gelungen, das aus der Masse ganz deutlich heraussticht und somit ein ganz dicker Tipp für die Freunde des Country Rock, Roots Rock und auch des nicht weichgespülten Americana ist. Hats off to Mr. Ed Pettersen and The High Line Riders!


Line-up The High Line Riders:

Ed Pettersen (guitars, keyboards, percussion, ukulele – #3, lead vocals)
Gary Goodlow (guitars)
Mike Bailey (drums)
Kevin Hornback (bass)
Atom Schmitt (pedal steel, lap steel, flugelhorn – #8)

With:
Pete Abbott (drums & percussion – #2,5,8-10)
Dave Hungate (bass – #2,5,8-10)
Catherine Marx (keyboards – #2,5,8-10)
Wyatt Beard (keyboards & background vocals – #1,3,11)
Mike Brenner (lap steel – #12)
Danny Flowers (slide guitar – #5)
Jimmy Bowland (horns – #7)
Steve Patrick (horns – #7)
Chris Keller (background vocals – #1,4)
Leah Blevins (background vocals – #1,4)
Garrison Starr (background vocals – #5,8)
Ida Jenshus (background vocals – #6)
Marcia Ware (background vocals – #7)
Kira Small (background vocals – #7)
Freddy Johnston (background vocals – #9)

Tracklist "Walking Home":

  1. One More Tomorrow
  2. A Long, Hard Fall
  3. Maureen
  4. Every Time I See Your Face
  5. There’s People Out There
  6. Walking Home
  7. Our Little Secret
  8. The Saddest Girl In The World
  9. It Hurts To Ask
  10. Another Bad Goodbye
  11. I’m Not The Man She Thinks I Am
  12. Goin' Home

Gesamtspielzeit: 46:47, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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