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The Hoodoo Tones / Still On The Run – CD-Review

The Hoodoo Tones / Still On The Run

Mit The Hoodoo Tones stelle ich eine Band aus Frankreich vor. "Still On The Run" ist nun das dritte Studioalbum des Trios aus Lille. Und wieder gibt es offensichtlich überzeugte Musiker, die sich dem Rockabilly und dem Rock’n’Roll der Fünfziger und Sechziger widmen. Erst kürzlich hatte ich die aus Österreich stammende Formation The Selenites vorgestellt.

Im Rahmen jener Besprechung hatte ich Vergleiche mit Carl Perkins und Stray Cats gezogen. Gleichzeitig bemängelte ich, dass der Musik dieses gewisse stets elastische und swingende sowie federnde rhythmische Element fehle. Ich empfand die Musik nüchterner, sachlicher und weniger emotional.

Ja, und nun kann ich erneut einen Vergleich ziehen. Beim Opener "Everybody" muss ich feststellen, dass die Franzosen das Thema wieder etwas anders anpacken. Auch hier vermisse ich diesen dem früheren Rockabilly eigenen Swing, doch geht die Musik über den Tellerrand des originären Sounds hinaus. Denn Elemente des Rock’n’Roll stehen neben Einflüssen aus Blues dem Rockabilly zur Seite und erzeugen einen recht individuellen Sound, den ich insofern auch gar nicht in die Schublade Rockabilly packen möchte. Spätestens beim "Train Yard Boogie" assoziiere ich Elemente aus Country und der Musik Bo Diddleys gleichzeitig.

Darüber hinaus besitzen die Drei die Fähigkeit, ihrem Sound eine dicke Portion Coolness einzuhauchen. Und diese offenbart sich mit einer absolut trockenen Ausprägung. Ferner vernehme ich Anleihen an Instrumentalbands wie The Shadows oder The Ventures, ansatzweise jedenfalls. Sänger Kevin wird auf dem fünften Song von Crystal Dawn unterstützt, sie bringt mit ihrer Stimme ein wenig Country-Feeling ein und mit dem Saxofonisten Alexis Bertein stellt sich auf "The Taste Of Love" der zweite Gast vor und bringt den Song in typische Gefilde des Rhythm & Blues der Fünfziger.

Nun, The Hoodoo Tones haben es geschafft, mit ihrem Sound eine relativ eigene Ausprägung des Genres zu schaffen, getrieben von einem klackernden Gitarrensound, unterstützt von einem treibenden Bass und locker rockendem Schlagzeug. Aber auch einmal schmusig darf es zugehen mit "Crying", und Kevin bringt das sehr überzeugend, hat aber nur etwa fünfzig Sekunden Zeit dafür, bevor der Song abrockt. Zwischendurch wird es dann immer wieder etwas heruntergefahren, ein schönes Gitarrensolo schmückt das Stück noch zusätzlich aus. Mich erinnert das ein wenig an die Anfangszeit von Chris Isaak.

Nun, wie geschrieben, ein sehr guter Sound mit eigener Handschrift, und ich denke, live dürfte das noch besser kommen. Doch auch hier: Mir persönlich fehlt wieder dieser unwiderstehliche Drive des Rockabilly und Rock’n’Rolls der Fünfziger, und mich begeistern da eher solche druckvollen und leidenschaftlichen Nummern wie die Interpretation von "Red Hot" von Billy Lee Riley, "Put Your Cat Clothes On" von Carl Perkins oder "Rockhouse", "Domino" oder "Go! Go! Go!" von Roy Orbison …, nur um einige 'Fetzer’zu nennen …


Line-up The Hoodoo Tones:

Kevin (guitar, vocals)
Ben D Driver (double bass)
Michael (drums)
Alexis Bertein (saxophone – #9)
Crystal Dawn (vocals – #5)

Tracklist "Still On The Run":

  1. Everybody
  2. Too Many Rivers
  3. Train Yard Boogie
  4. Young Guns
  5. The Crystals Kick
  6. Another Toy
  7. Coming Home
  8. Daddy Drumming
  9. The Taste Of Love
  10. Crying
  11. The Rooster Song

Gesamtspielzeit: 28:56, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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