Nach 2016 gastierte The Lateriser zum zweiten Mal im blues, Rhede.
Wie auf der Website der Gruppe zu lesen ist, bezeichnet man sich als die Band mit dem Blues Rock im Herz.
Im Allgemeinen tritt The Lateriser als Power-Trio auf. Beim Konzert im blues, Rhede gab es noch zwei Gäste, die phasenweise ins Geschehen eingriffen. Einerseits war es David Gottschalk am Keyboard, andererseits André Weller auf der akustischen Gitarre.
Mittlerweile füllen vier Tonträgerveröffentlichungen die Diskografie der Formation.
"The Lateriser" war das englischsprachige Debütalbum.
Als Nachfolger kam die drei Lieder umfassende EP Trailer Jams auf den Markt.
Alles auf Null beinhaltete dann Songs mit deutschen Lyrics.
Im Sommer 2018 erschien "Jetzt oder nie!"
Gigs im Westen Deutschlands sind eher selten, allerdings war – so viel zunächst vorweg – der Auftritt im blues Rhede beste Werbung für die Band aus dem Erzgebirge. Die Männer von The Lateriser mögen Musik von Gary Moore, Stevie Ray Vaughan, Philip Sayce, Jimi Hendrix beziehungsweise AC/DC. Dies »[…] spiegelt sich in zahlreichen selbst komponierten Songs wider. […]«
Kurz nach 21:00 Uhr enterte das Trio die unter anderem mit einer Stehlampe im Vintagestil dekorierte Bühne.
Mit dem Titelsong-Doppelpack der beiden letzten Alben läuteten stante pede alle Alarmglocken im blues Rhede. Der "Jetzt oder nie!"-Heavy Blues Rock wurde vom Publikum gleich angenommen, denn es kam ordentlich Bewegung in die Schar. Das Martin Fankhänel-Solo hatte Feuer im Anschlag und der Gitarrist machte mit seinem Arbeitsgerät flott noch einen Besuch bei den Zuschauern.
Nahtlos schob das Trio "Alles auf Null" nach. Double Bass-Action regierte die Szenerie und Martin Rudolph, seines Zeichens Tiefton-Zupfer, spielte seinen Bass mit einer wohltemperierten Härte. Mit ihrer Schärfe trafen die Sechssaiter-Riffs stets das Zentrum des Gefallens und was dann folgte, war für den Beginn des Gigs perfekt arrangiert, denn einen Blues-Boogie mochten definitiv alle im Saal. "On The Road Again" von Canned Heat mit einem heftigen Martin Fankhänel-Solo begeisterte. Schön, wie man zum Ende der Nummer – immer langsamer werdend – auf die Hofeinfahrt einbog. Super!
The Lateriser fütterte seine Setlist für diesen Auftritt mit einigen Coversongs, ohne sie als Coverband zu servieren. Alle Fremd-Anleihen hatten eigene Akzente/Strömungen, die die Handschrift der Gruppe erkennen ließen.
"Hab keine Zeit" fuhr, vom Wah Wah-Pedal angetrieben, mit Vollgas sowie in einem ruhigeren Intermezzo über den schwarzen Asphalt und The Lateriser kam gleich mit drei Jimi Hendrix-Stücken im Gepäck nach Rhede. "Purple Haze", "Foxy Lady" und "Fire" spielte man mit Blick auf die Originale, allerdings stachen in erster Linie die Gitarrensoli aus der persönlichen Fantasie kommend hervor. Aussagekräftig, ekstatisch, mit hartem Bass und als wuchtige Nummern wuchsen die Lieder zu echten Hinhörern.
"Der Igel" hatte musikalische Stacheln. Die Combo war mit einer nicht nachlassenden Dynamik unterwegs. Energie konnte bei The Lateriser gleichgesetzt werden mit Starkstrom, nein, Hochspannung. Die Lead Vocals befanden sich bei den beiden Martins in sehr guten Händen und mit den Backing Vocals war man immer weit vorne.
Für die zweite Jimi Hendrix-Nummer kam David Gottschalk auf die Bühne und er bereicherte den Band-Sound mit herrlichen Hammond-Klängen. Toll! Über das gesamte Konzert hinweg servierte uns der Frontmann tolle Einlagen. Er spielte die Gitarre hinter dem Rücken und nicht nur einmal mit den Zähnen. So etwas mochte man sehen und dafür Beifall spenden. In "Mississippi Chickenrun" hüpften virtuelle Hühner durchs Delta. The Lateriser war im Hillbilly-Speed-Country-Blues-Punk-Modus unterwegs. Eine höllische Mischung, die sich in "Freiheitswinde" wunderbar auf den 12-Takter reduzierte.
Die zweite Abteilung des fulminanten Gigs begann unplugged. Martin Fankhänel mit der Mandoline und André Weller (akustische Gitarre) nahmen am Bühnenrand Platz und spielten wie in einem Juke Joint Robert Johnsons "Ramblin' On My Mind". Das Publikum klatschte den Rhythmus und diese Nummer war nur eines der Konzert-Höhepunkte.
Eine weitere Überraschung gab es durch die nächste Nummer, denn mit Martin Rudolph an den Lead Vocals gab es ein "Mit 18" von Marius Müller-Westernhagen auf die Ohren. Die Zuschauer übernahmen spontan den Chor dazu. Klasse!
Ein ganzes Packet an höchst dynamisch vorgetragenen Coversongs folgte. "Fire" bekam durch den geslappten Bass Funk und der sehr gute Benjamin Nagel glänzte mit einem Schlagzeug-Solo. The Laterisers Energie ließ bei "Jumpin' Jack Flash" und dem intensiv-Rock’n’Roller "Roll Over Beethoven" förmlich die Funken sprühen und die Verstärker glühen.
Zum super Groove tanzten bei "Der Baum" sowie "Was bleibt" die Emotionen.
"I’d Love To Change The World" begann man mit zartem Schmelz und zog die Tempo-Schraube dann fester. In seinem Alleingang verringerte Martin Fankhänel die Lautstärke seiner halbakustischen Gibson schrittweise bis alles auf Null stand. Toll!
Die Zugabe hatte es auch in sich. "Livin' Every Day" von Walter Trout und ein eingebettetes "Voodoo Child" inklusive Hammer David Gottschalk-Keyboard-Solo wurde abgefeiert und als Sahnehäubchen präsentierte The Lateriser mit Schwung, Groove und Schmackes noch "Live Wire" von AC/DC.
Bei einem Konzert von The Lateriser sind einhundert Prozent Energie Normalität. Diese Energie – gepaart mit einer beseelt-imponierenden Aussagekraft – hinterließ bei den Zuschauern Eindruck und Begeisterung. Der Verkaufsstand wurde belagert.
Hats off, The Lateriser!
Wir bedanken uns bei André Knoch für den Platz auf der Gästeliste.
Am 26. Oktober wird die aus Italien stammende Band The Matt Project im blues, Rhede spielen.
Line-up The Lateriser:
Martin Fankhänel (guitar, vocals)
Martin Rudolph (bass)
Benjamin Nagel (drums)
Special Guests:
David Gottschalk (keyboard)
André Weller (acoustic guitar)
2 Kommentare
Mario Keim
11. November 2018 um 16:28 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Was für eine Überraschung: Ein aktueller Konzertbericht von The Lateriser, auf den ich erst verspätet aufmerksam gemacht worden bin! Ich erlebte die Band am 10. November 2018 im Erfurter Haus der sozialen Dienste im Vorprogramm von Randy Hansen (USA), dem "Tribute to Jimi Hendrix". Ich kann den Bericht so bestätigen. Die Sachsen boten nicht nur eine enorme Spielfreude, sondern auch eine solide musikalische Qualität. Und Frontmann Martin Fankhänel trat mit seinem (Zungen-)Spiel auf der Gitarre den Beweis an, dass er ebenfalls ein paar Hendrix-Gene im Blut hat. Naturgemäß war es ein kurzer, 45-minütiger Auftritt als Vorband, vom Publikum aber sehr gebührend aufgenommen.
Liebe Grüße Mario
The Lateriser
3. November 2018 um 11:00 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Danke für den tollen Bericht 🙂