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The Lings / We Can’t Be Friends – Vinyl-Review

The Lings - "We Can't Be Friends" - Vinyl-Review

Irgendwo zwischen den beiden italienischen Städten Verona und Mantova gründete sich im Jahr 2021 die Band The Lings. Bereits 2022 erschien das gleichnamige Debütalbum, das auf viele offene Ohren stieß und von der Kritik nahezu durchgehend gelobt wurde. Dem Rezensenten ist die Scheibe nicht bekannt, allerdings informiert das Label, dass sich darauf wohl eine sehr melodiöse Mischung aus Country, Folk und Power Pop befunden haben muss. Was dann durchaus auf den mir nun vorliegenden Nachfolger mit dem vielleicht etwas verwunderlichen Namen "We Can’t Be Friends" passt.

Allerdings wurde der oben angegebene Mix auf diesem zweiten Werk noch um weitere Nuancen erweitert. So könnte beispielsweise der Opener "Buried Over Me" ohne Probleme auf einem der ersten Alben der Byrds gestanden haben. Feinster Westcoast Folk Rock, kompakt gehalten und mit guten Melodien sowie einem eingängigen Refrain ausgestattet. So kann es gerne weitergehen. Während die weiteren Songs ihre Eingängigkeit beibehalten, macht der Westcoast-Sound jedoch einer gut durchgeschüttelten Mischung aus Garage Rock und Brit Pop Platz. Was jedoch alles andere als schlimm ist, denn die jeweiligen Tracks bleiben qualitativ alle auf der Plusseite.

"I’m Adult" fährt sogar deutliche Punk Rock-Einflüsse auf, wobei sich der aggressive Anteil aber klar im Rahmen hält. Eine weitere sehr coole Nummer ist "(How Can You) Slow Dance With Him" mit feinem Songwriting und einem weiteren sehr gut ins Ohr gehenden Refrain. Klasse Material, das auch live auf der Bühne sicherlich richtig gut abgeht. Wow, auch "Euler And Venn" rockt mit Power Chords offensiv nach vorne los, bevor es mit "Rolling Over" wieder sehr deutlich in die poppigere Richtung geht. Sämtliche Tracks verfügen übrigens über den Charme der Garage Rock-Bands im Amerika der sechziger Jahre.

Falls wir es nicht sowieso schon gewusst hätten, wird hier also einmal mehr der Beweis erbracht, dass man mit zwei Gitarren, einem Bass sowie Schlagzeug nach wie vor gute und effektive Rock- und Pop-Musik abliefern kann, ohne über eine stattliche Anzahl von 14 Tracks auch nur im Ansatz langweilig zu werden. Enza am Bass rockt und groovt wie die Hölle und Bryan an den Drums spielt – um den guten alten Udo mal zu zitieren – »…wie ein vom Jenseits geschickter…«. Die Gitarren von Alberto und Paolo machen ebenfalls jede Menge Alarm und der letztgenannte überzeugt auch mit seinem Gesang. In zarte Folk Pop-Gefilde streunen die Lings dann mit "The Sweetest Fall", bei dem die Akustische neben dem Gesang die dominante Rolle übernimmt.

Aha, eine Huldigung an die Schauspielerin Sharon Stone? Und das im gleichnamigen Song in bester Sechziger-Beat-Manier, wenn da auch wieder ein kleines Stückchen Brit Pop drin steckt. Bei den Italienern geht das alles, sprich die verschiedenen Stile, so fließend ineinander über und vermählen sich, wie sie wahrscheinlich auf Autopilot abends oder nachts im Bett das Licht ausmachen. Zum Abschied gibt es dann mit "Euphoria" noch einen stürmischen Rocker, der nicht mal die Zwei-Minuten-Marke erreicht. Nicht schlimm, es wurde alles gesagt. Statement abgegeben, Visitenkarte hinterlassen und dann Tschüss. Respekt!

Letzten Endes ist "We Can’t Be Friends" von The Lings eine sehr coole Platte, die einfach nur Spaß macht. Wirft man einen Blick auf die Spielzeiten der Tracks, so findet man als längstes Stück "Sharon Stone" mit 4:34 Minuten, während es insgesamt nur sechs der 14 Songs auf eine Länge von mehr als drei Minuten schaffen. Kurz und knackig also, die Tracks auf den Punkt komponiert und – auch wenn ich mich wiederhole – immer mit gut ins Ohr gehenden Melodien versehen, die nie süßlich oder zu poppig daher kommen. Feine Sache, beide Daumen nach oben.


Line-up The Lings:

Paolo (guitars, lead vocals)
Bryan (drums, background vocals)
Enza (bass, background vocals)
Alberto (guitars, background vocals)

Tracklist "We Can’t Be Friends":

Side 1:

  1. Buried Over Me
  2. Today Tomorrow
  3. Samarra Maze
  4. Walking Out Of Your Sight
  5. (How Can You) Slow Dance With Him
  6. Come And Go
  7. I’m Adult

Side 2:

  1. Euler And Venn
  2. Rolling Over
  3. You Never Learn
  4. One Boy Team
  5. The Sweetest Fall
  6. Sharon Stone
  7. Euphoria

Gesamtspielzeit: 20:03 (Side 1), 19:35 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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