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The Multicoloured Shades / The Lost Tapes – 10″ Vinyl-Review

The Multicoloured Shades / The Lost Tapes

Sireena Records präsentiert uns mit der 10 EP "The Lost Tapes" quasi den Nachlass einer Band, deren musikalisches Schaffen recht kurz war.

1984 gründete sich Multicoloured Shades im Ruhrpott bei Recklinghausen und die dann folgende Schaffenszeit hielt an bis zur Trennung 1990. Die Band fand dann später noch einmal kurz zusammen, was 2002 zur Compilation "Teen Sex Transfusion" führte. Gerade der Song "Teen Sex Transfusion" zeigt den ursprünglich starken Einsatz der Orgel, der sich auf vorliegender EP verflüchtigt hat. Geblieben ist aber die charismatische Stimme von Sänger Pete Barany, die zusammen mit dem deserttrockenen Grundtimbre eine angenehme 'alte', alternativ neopsychedelische Grundstimmung verströmt.

Ihr Debüt, eine EP mit sechs Stücken hielt sich fast ein halbes Jahr in den deutschen Indie-Charts. "House Of Wax", das Zweitwerk war die letzte Platte bei Last Chance Records, danach wechselte die Band das Label und war bei Virgin Records unter Vertrag. Hört man sich das etwas ruhigere "Bleeding In Jayne Mansfield’s Car" an, wird klar, welches Potenzial in der Band steckte. Den größten Erfolg hatte Multicoloured Shades 1987 mit "Sundome City Exit", dessen Auskopplung "Teen Sex Transfusion" achtbaren Erfolg verbuchen konnte.

In ihrer Heimat hatten die Bandgründer (Sänger Pete Barany, Gitarrist Eddie Wagner, Basser Michael Doering, Tastenmann Detlev 'Det Bizarre' Bizer sowie Schlagzeuger Martin Heimes) leichtes Spiel. Sie waren bekannt in der Szene. 1986 konnten sie auch in Großbritannien Fans gewinnen. Da war das Line-up dann bereits ein anderes. Das Schlagzeug bediente nun Bernd Gremm, an der Gitarre stand Heinz-Werner Maleike. Ab 1989 war der Bass in den Händen von Hansi Gralke und Peter Sauermann bediente das Keyboard.

Die endgültige Auflösung fand 2002 statt. Sicher auch, weil Pete Barany an einer Überdosis Psychopharmaka starb. Seine Stimme war eben ein unverkennbares Markenzeichen des Bandsounds.

Sireena hat nun, und da wiederhole ich das eingangs gefallene Wort Nachlass, die letzten vier Aufnahmen mit Pete, kurz vor dessen Tod, in dieses wunderschöne, rote 10″-Vinyl gepresst und – natürlich – die Ausgabe limitiert, um die Besonderheit dieses Kleinods zu unterstreichen. Perfekt auch das psychedelische Cover-Artwork, wenn auch die grünen Pilze dem einen oder anderen suggerieren mögen, dass der Verzehr derselben kein Entkommen aus dem sie umgebenden Geflecht zulässt. Das Gestrüpp weiß das, und zeigt schon mal in freudiger Erwartung die Zähne …

Neben Pete, Michi und Heinz-Werner, sitzt bei den vier Tracks der EP P. Podlaski hinter der Schießbude und diese vier präsentieren gleich mit der ersten Nummer "China Doll" einen straighten Rocker, der mit tollem Bass- und Schlagzeugintro beginnt. Etwas zurückgenommen und mit tiefer, ruhiger Stimme steigt Pete ein, während die Gitarre herrliche Licks einwirft. Die Nummer nimmt an Fahrt auf und verströmt eine herrliche, in Teilen punkige Atmosphäre. Auch die "Highway Love Patrol" hat diese Portion Alternative Rock im Reviers stecken.

"Stray Dog" Love ist ein Paradebeispiel, wie schön es sein kann, wenn die Instrumente betont spielen dürfen und sich trotzdem im Gesamtgefüge nie zu egoman präsentieren. Auch hier schwingt wieder ein leicht punkiger Unterton mit, während "Boys Of Babylon" mit starkem Bass- und Gitarrenspiel absolut nach vorne treibt.

Das Label hat Recht, wenn es resümierend meint: »flirrende, düstere, staubtrockene, hypnotische Songs und ein letztes Mal die Stimme des charismatischen Sängers Baranay«.
Und es hat sich, wie schon so oft, um das Vermächtnis der deutschen und gerade der lokalen Musikszene mit einem weiteren Eintrag im Vinylregal auf vorbildliche Weise gekümmert.


Line-up: The Multicoloured Shades:

Pete Barany (vocals)
Michi Döring (bass)
Heinz-Werner Maleike (guitar)
P. Podlasky (drums)

Tracklist "The Lost Tapes":

Seite 1

  1. China Doll
  2. Highway Love Patrol

Seite 2

  1. Stray Dog Love
  2. Boys Of babylon

Gesamtspielzeit: 15:32, Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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