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The Path Of Death V – Festivalbericht, 08.10.2016, M8, Mainz

Am 08.10.2016 gab es das fünfte The Path Of Death-Festival im M8 in Mainz. Dabei handelt es sich um ein von den Machern von Hell Is Open veranstaltetes Death Metal-Festival mit sechs Bands für erstaunlich wenig Geld, niedrigen Getränkepreisen, gutem Sound und einem angenehmen Raum mit mehreren Eingängen, so dass es auch möglich ist, schnell in den vorderen Bereich vor der Bühne zu gelangen. Im seitlich gelegenen Vorraum befindet sich neben der Theke genug Platz für Merch/Tonträger der spielenden Bands und weiteren für Fans interessanten Ständen mit Shirts, CDs und mehr.
Also alles sehr fanfreundlich und zudem professionell, was sich vor allem daran zeigte, wie die Veranstalter mit der Tatsache, dass die Griechen Dead Congregation (geplanter Headliner) kurzfristig Freitagabend ihren Auftritt aufgrund von Streik der griechischen Fluglotsen absagen mussten, umgingen.
Nicht nur, dass es ihnen gelang, auf die Schnelle eine Ersatzband zu finden, damit es wieder sechs waren, allerdings Newcomer, die dann den Opener machen durften und alle anderen im Billing rutschten einen Platz nach hinten. Zudem boten sie Ticketrücknahme bzw. Erstattung von vier Euro bei bereits gekauften Karten an und reduzierten den Preis an der Abendkasse auf zwölf Euro statt siebzehn. Wobei bei der Qualität der auftretenden Bands siebzehn oder gar zwanzig durchaus noch in Ordnung gewesen wären. Selbst wer etwas später kam, bekam noch genügend fürs Geld geboten – so ging es uns, denn wir trafen kurz vor 19 Uhr ein. Daher verpassten wir Into Coffin ganz und sahen nur noch ein Stück von Horresque. Dieses machte allerdings einen guten Eindruck, stimmungsvoll (und das nicht nur wegen der Kerzen auf der Bühne) und düster. Die (Ex-)Musiker aus den Bands Nocte Obducta, Eraserhead und Flesh Divine hatten an diesem Abend ihren ersten Auftritt, Tonträger oder ähnliches gab es noch nicht  – doch hoffentlich bald.

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Islay

Islay haben sich nach der schottischen Insel mit vielen Whisky-Destillen benannt und auf ihrem Debüt tragen die Songs alle Titel von Whisky-Herstellern, wobei allerdings nicht alle aus Islay sind. Die Band sieht das nicht so eng und trinkt sogar Bourbon. Auch musikalisch lassen sie sich nicht einengen, die grobe Ausrichtung wird als Melodic Death Metal umschrieben. Dies beinhaltet sowohl ruhige Momente mit Keyboard als auch Knüppelparts Richtung Grind/Metalcore, wobei sie die Variationen und  Tempowechsel auch live hinbekamen. Ebenso wechselt Fronter Chicken zwischen Growls, Keifen und kann auch singen. Dazu mimte er noch den Bandclown und sorgte so für Stimmung. Mag sicher alles nicht jedermann/fraus Geschmack sein, macht aber Spaß und kam sehr sympathisch und lebendig rüber. (Andrea)

So richtig gut ging es mir gesundheitlich an diesem Abend irgendwie nicht, daher auch die Verspätung. Aber schon die erste Band, die ich gesehen habe, Horresque machte fast alles richtig. Düsterer Death Metal mit sinisterer Atmosphäre.
Allerdings schafften es erst Islay, deren Sänger mit einer richtig genialen Energie über die Bühne fegte und durch seine witzigen Ansagen zu überzeugen wusste, meine Stimmung auf Death Metal zu polen. Okay, mit der manchmal recht modernen Variante dieses Genres kann ich nicht immer was anfangen. Heute hat es alles gepasst. Beide Daumen hoch. So musste also auch mal wieder eine CD und ein Shirt von den Norddeutschen in die Sammlung. Für sehr schmales Geld übrigens! Und wo kriegt man sonst am Merchstand noch vom Sänger höchstpersönlich den Bart gekrault… was will man mehr, harharhar… (Jens)

Humilation

Humilation

Krasser Gegensatz zu den chaotisch und modern wirkenden Islay waren Humilation aus Malaysia. Zierliche, zurückhaltend wirkende Asiaten, die dennoch eine mächtige Death Metal-Walze fabrizierten. Das Bolt Thrower-Shirt des Frontgrunzers Bear Bee deutete schon die richtige Richtung an. Zähes Todesblei mit einzelnen Geschwindigkeitsausbrüchen; ohne Firlefanz, aber effektiv und einfach gut. Eigentlich weder originell noch etwas Besonderes, auch nicht irgendwie exotisch trotz der Herkunft. War wirklich ein Glück, dass die Veranstalter die Band im Rahmen ihrer Europatour für diesen Auftritt gewinnen konnten, denn extra für diesen Abend wäre eine Anreise von 11000 km (laut Ansage in holprigem Deutsch) viel zu aufwändig gewesen, obwohl deutlich spürbar war, dass die Jungs sich sehr für ihre Musik begeistern und sie gerne live darbieten. Für mich waren Humilation Neuentdeckung und Highlight des Abends. (Andrea)

So und nicht anders muss Death Metal sein. Schleppend, unbarmherzig und immer mitten in die Fresse. Herrlich schlabbernde Old School Riffs, die zwar fast alle bei den mächtigen Bolt Thrower abgegriffen sind, aber mich und mit Sicherheit jeden Death Metal-Fan an diesem Abend so geil reingelaufen sind wie ein Liter olles Panzerkettenfett. Klasse! (Jens)

Decapitated Christ

Decapitated Christ

Nach dem Höhepunkt kam der Tiefpunkt. Decapitated Christ aus Spanien fand ich unspannend und unspektakulär. Es war nicht einmal so, dass sie schlecht waren, aber konnten mich irgendwie gar nicht mitreißen. Das bemerkenswerteste war noch die in überraschend gutem Deutsch gehaltene Ansage, dass sie aus Barcelona  sind. Wobei das »freut mich, dass ihr hier seid« schon im Widerspruch zum bösen, antichristlichen Image stand. (Andrea)

Yep, so erging es auch mir und auch recht vielen anderen. Denn der Saal war bei keiner anderen Band so leer wie bei den Hobby-Satanisten aus dem  Heimatland der Paella. Mir war das Ganze auch zu sehr auf pseudo Böse getrimmt. Wenn schon so ein Image, dann muss man das auch richtig durchziehen im Stile von Deicide, an deren Stil die Spanier sich ja offensichtlich orientieren. Also nächtes Mal entweder den totalen Stinkefinger, oder eben doch keinen Black Death machen. (Jens)

Sulphur Aeon

Sulphur Aeon

Auf Sulphur Aeon freute ich mich im Vorfeld am meisten. Dabei zeigte sich, dass zu hohe Erwartungen nicht gut sind, denn allzu leicht können diese enttäuscht werden. Das fing mit der überlangen Umbaupause an, die Band kam mit ca. 15-20 Minuten Verspätung auf die Bühne und hatte anscheinend auch zwischendurch technische Schwierigkeiten. Das passte dann nicht ganz zu dem gesetzten Anspruch und dem leicht arroganten Auftreten (kam mir zumindest so vor, angelehnt an die Vorbilder Morbid Angel). An diesen Punkten hatte ich ein wenig zu knabbern wie an einem faden Fischstäbchen, doch abgesehen davon wurde ein reizvolles Gericht mit Meeresfrüchten serviert. Songs wie "Titans" oder "Diluvial Ascension / Gateway To The Antisphere" sind mächtige vom Horror-Meister H.P. Lovecraft beeinflusste Werke, die den Geist der Großen Alten atmen. Natürlich dürfen dann auch keine Beschwörungen von Wesenheiten wie Cthuluh oder Yog-Sothoth fehlen, selbst das geheimnisvolle Kadath wurde bedacht. Passend dazu trugen die Gitarristen Fischernetze, der Bassist war in eine dunkle (Mönchs?-)Kutte gewandet und der Frontmann hatte kleine Knochen umhängen. Von den traumfängerartigen "Necronomicon"-Symbolen würde ich mir glatt eins zuhause aufhängen wollen. Schon (zu) bald war kurz nach Mitternacht und damit Ende eines gelungenen Abends – und nein, ich habe in dieser Nacht (leider) nicht von unheimlichen Wesen aus der Tiefe geträumt… (Andrea)

Sulphur Aeon

Sulphur Aeon

Jaja, wenn schon einen auf olle Morbid Angel machen, die ja bekanntlich zu ihrer "Gateways To Annihilation"-Phase (die sich die Deutschen wahrscheinlich unzählige Male reingezogen haben),  wie die Dream Theater des Death, nach dem Motto 'Wir verspielen uns nicht, auch wenn ihr darauf hofft' vorgingen, sollte man sich keine Patzer erlauben und pure Souveränität ausstrahlen. Anyway, der Auftritt wurde zunehmens besser.  Und nach dem dritten Song hat die Band mich geknackt. Geile Show. Aber mit solchen Songs ist auch keine schlechte Show möglich. Letztlich hat hier also nichts nach ollem Fisch gemüffelt. Hey, das wäre doch was. So für die ganzheitliche Show. Einfach mal ’nen Eimer stinkige Fischköppe ins Publikum ballern. Cthuluh fänd das bestimmt sau….ähh fischgeil……
Alles in allem, sehr geiler Abend, gute Bands, tolle Location, nächstes Jahr wieder.
Nur ein Kritikpunkt: Die letzten Jahre gab es Festivalshirts, wo waren die dieses Jahr? Schade…(Jens)

Running Order:
17:35 Uhr – 18:15 Uhr Into Coffin
18:30 Uhr – 19:10 Uhr Horresque
19:25 Uhr – 20:10 Uhr Islay
20:25 Uhr – 21:15 Uhr Humiliation
21:35 Uhr – 22:25 Uhr Decapitated Christ
22:45 Uhr – 23:45 Uhr Sulphur Aeon

Über den Autor

Die Horgs (Konzertteam)

Gemeinsame (Konzert-)Reviews von Andrea und Jens

1 Kommentar

  1. Andrea Groh

    Nachtrag: ich hatte nicht mitbekommen, dass Horresque an diesem Abend 50 Demos dabei hatten, die sehr schnell ausverkauft waren. Für alle, denen es ebenso erging, die keine mehr bekamen oder einfach neugierig sind, gibt es nun eine gute Nachricht: Es gibt Nachschub
    siehe https://www.facebook.com/Horresque-1806253222943404/?fref=ts

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