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The Ragtime Rumours / Rag 'N Roll – CD-Review

Eine niederländische Band macht sich auf, um die Welt zu erobern.
Einen Schritt hat die Formation definitiv schon gemacht, denn sie ist der Gewinner der 8. European Blues Challenge, die im norwegischen Hell stattfand.
Der zweite Schritt soll das auf Ruf Records erschienene Debütalbum "Rag ’n Roll" sein. In den Informationen zur vorliegenden Platte steht unter anderem, dass auf der Scheibe »[…] die Geister von Robert Johnson und Django Reinhardt auf die Einflüsse von Tom Waits und Pokey LaFarge treffen […]«.
Kommen The Ragtime Rumours zu Wort, dann liest es sich so: »Wir verbinden unsere Liebe zu Ragtime-Musik mit den Stilrichtungen Blues, Gypsy-Jazz und Rock’n’Roll. Wir nennen das Rag ’n' Roll.«
Das Booklet ist ein mehrfach gefaltetes Blatt, das so etwas wie eine kleine Zeitung mit Kreuzworträtsel, Werbung und Informationen/Liedertexten zu den Songs ergibt. Schmuck, das Teil.
Auf der Digipak-Rückseite steht in großen Lettern unter der Tracklist: »Comic and other songs for smoking concerts«.
Auf dem Cover ist ein Typ abgebildet, der eine Pfeife im Mund hat. Einen Schmök finde ich schon einmal gut.

Von den Instrumenten her können The Ragtime Rumours bezüglich ihres verankerten Stils auftrumpfen. Banjo, Kontrabass, tieftönendes Saxofon und Waschbrett sind Indizien für Authentizität.
Die Urwüchsigkeit wird schon im Opener "Way Too Smart" deutlich. Verdammt flott groovend begibt sich die Formation auf den Weg. Das E-Gitarren-Solo klingt schön Old School und es hat den Anschein, als wenn man mit wenigen Mitteln weit kommen kann. Tom Jansens Gesang hört man sich gerne an. Der hat Pfeffer auf den Stimmbändern und kommt richtig gut.
Das Banjo führt uns in "Faker" ein. Mit etwas gebremst-rhythmischem Schaum bringt die Combo verführerische Klänge an die Ohren des Hörers. Wow! Nach einer Beschleunigung wird es sehr balladesk. Bei einer zunächst zurückhaltenden Begleitung spielt Thimo Gijezen zu einem hinreißenden E-Gitarren-Solo auf. Applaus!
Für den "Hookman" hat sich Willem Veldman klasse Harp-Einlagen einfallen lassen. Symbolisch, abgeleitet vom Songtitel, könnte man sagen, dass die Band mit einem Haken den Blues in seiner Country-Auslage an Land zieht. Da braucht es nicht viel Drumherum – im Prinzip nur die akustische Gitarre – um für Atmosphäre und gute Stimmung zu sorgen. Klasse Nummer! Bei der Musik der Combo nicht ganz einfach, sorgt Sjaak Korsten mit seinen Washboard- beziehungsweise Schlagzeug-Einsätzen immer für das perfekte Fundament.

Aus der Information: »[…] Die Songtexte sind die andere Trumpfkarte des Albums. […]«
So ist es. Das textliche Pendel schwingt zwischen Ernsthaftigkeit und Humor, oder etwas von beidem, hin und her. Da nimmt man die bereits erwähnte Booklet-Zeitung zur Hand und kann lesen. Irgendwie motiviert einen diese Aufmachung auch dazu, sich die Texte anzuschauen.

In "Stop That Train" macht sich Niki van der Schuren mit ihrem Gesang sehr positiv bemerkbar. Sie kann nicht nur klasse Bass zupfen oder Saxofon spielen.
Für das jazzig-traurige "Holly Woedend" ist Niki van der Schuren von Beginn an die Sängerin und wie herrlich ist dann der Klang ihrer Querflöte zur teils auch verführerischen Stimme. Highlight!
Wieder flott kommt "The Cigar" daher. Dynamische Gypsy-Time ist angesagt. Toll! Bei "Humanity" kommen The Ragtime Rumours mit Slide-Gitarre zurück auf den Acker des relaxten Ragtime-Blues. In so ziemlich jedem Track gibt es Überraschungsmomente.
Das Traditional "Wayfaring Strangers" ist das einzige nicht aus der eigenen Ideen-Manufaktur stammende Lied. Niki van der Schuren singt wieder. Super! Den besten Track hat man sich nicht bis zum Schluss aufgehoben. Dafür gab es bis dahin schon zu viele sehr gute Lieder. Die Band stellt man sich jetzt in Zweierreihe aufgestellt vor. Dazu kommen hinten dran noch Posaunist Jeroen Verberne sowie Luc Janssens als Trompeter und schon marschiert diese Formation adäquat durch die Straßen von New Orleans.

So, liebe Leserin/lieber Leser, jetzt bist du gefragt.


Line-up The Ragtime Rumours:

Tom Janssen (lead vocals, acoustic guitar, slide guitar, banjo)
Thimo Gijezen (electric guitar, gypsy guitar, upright bass, accordion, piano, vocals)
Niki van der Schuren (upright bass, baritone saxophone, flute, vocals)
Sjaak Korsten (drums, washboard, vocals)

With:

David Ashford (voice – #1)
Willem Veldman (harmonica – #4)
Jeroen Verberne (trombone – #5,12)
Luc Janssens (trumpet – #12)
Wim Meusen (choir – #2,7)
Reno Jaminysharif (choir – #2,7)
Lisa Tonnser (choir – #2,7)
Jos Loonen (choir – #2,7)
Tineke Verstegen (choir – #2,7)

Tracklist "Rag ' N Roll":

  1. Way Too Smart
  2. Turn Every Dollar
  3. Faker
  4. Hookman
  5. Stop That Train
  6. Holly Woedend
  7. Everywhere I Go
  8. The Cigar
  9. Humanity
  10. Mr Coqburn
  11. Wayfaring Stranger
  12. Rag-Blues Song

Gesamtspielzeit: 44:00, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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