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The Rolling Stones / Ole Ole Ole! A Trip Across Latin America

The Rolling Stones - Ole Ole Ole! A Trip Across Latin America - DVD-Review

Es ist schon erstaunlich, dass eine Band wie die Rolling Stones scheinbar nach wie vor nicht ans Aufhören zu denken scheint. Ist es die tiefe Liebe zur Musik, die Adrenalinschübe auf der Bühne oder was auch immer die beiden Mittsiebziger Mick Jagger und Keith Richards antreibt? Geld kann es kaum sein, denn davon haben sie mehr, als sie in diesem Leben noch ausgeben können. Charlie Watts erzählte schon vor Jahrzehnten von seiner tiefen Zwiespalt, dass er es hasst auf Tour zu gehen, dass er es aber immer noch liebt, Schlagzeug zu spielen. Da er dies zuhause (warum auch immer?) aber nicht könne, müsse er nach wie vor mit seinen Band-Kollegen um den Erdball reisen. Und Ronnie Wood war sowieso schon immer für alles zu haben, wenn er irgendwas anstellen kann. Wie dem auch sei, die Stones unternahmen Anfang 2016 eine Tour durch Südamerika mit dem Highlight, zum ersten Mal in der langen Band-Geschichte auf Kuba zu spielen. So zumindest war es angedacht. Selbst in Argentinien war die Band zum ersten Mal im Jahr 1995 auf den Bühnen aktiv, da ihnen in den Jahrzehnten davor vor allem die politische Lage einen Strich durch die Rechnung gemacht wurde.

"Ole Ole Ole! A Trip Across Latin America" ist kein Konzert-Film, sondern vielmehr eine Dokumentation. Eine Collage aus Interview-Sequenzen, Konzert-Ausschnitten, Backstage-Impressionen und vor allem auch Eindrücken der Fan-Szene in den einzelnen Ländern dieses Kontinents. Sehr cool ist die Einstellung, wo Mick und Keith Backstage alleine eine Version von "Country Honk" zum Besten geben. Die Konzert-Ausschnitte sind lediglich schmückendes Beiwerk, da hier kaum eine Nummer am Stück gezeigt wird. Viel interessanter schon, wenn man Schnipsel davon bekommt, was im Hintergrund abläuft, um das Konzert in Havanna (Kuba) auf die Beine zu stellen. Als – bereits auf Tour – endlich ein perfekter Termin gefunden wurde, erfuhren die Planer, dass sich ausgerechnet für diesen Tag auch US-Präsident Obama angekündigt hatte. Und zwei solche Großereignisse waren für das gerade wieder erstarkende Land organisatorisch einfach nicht zu stemmen. Also, Planung über den Haufen werfen, eine neue erstellen und siehe da: das Konzert fand im März 2016 vor vielen tausenden Fans tatsächlich statt. Aber darüber hatten wir euch in einem anderen Review ja bereits berichtet.

Charlie Watts ist fast ein Geist, da man ihn in dem Streifen so gut wir gar nicht zu sehen bekommt, dafür wird Ronnie Wood begleitet, als er sich zum Ausüben seiner künstlerischen (malerischen) Passion mit einem südamerikanischen Maler trifft, um mit ihm zu arbeiten. Jagger ist üblicherweise… Jagger. Cool ist aber, dass er zwei lokale Musiker in sein Hotelzimmer einlud, um mit ihnen über Musik, Gott und die Welt zu plaudern. Den guten Keith sehen wir Backstage, während er uns erzählt, dass er – von der Crew genötigt – mittlerweile vor jedem Open Air ein Ritual mit seinem Voodoo-Stab vollführen muss, um den Regen fernzuhalten. »Und das Witzige ist, dass es funktioniert, hahaha«, hört man Mr. Richards röcheln. Nächste Szene: Die Band spielt ein Konzert im strömenden Regen… Dazu Keiths' verdatterte Stimme aus dem Off: »Ääh… ja…, Ausnahmen bestätigen die Regel, I guess…«. Herrlich!

Am eindringlichsten sind aber fast die Szenen, die von den Fans in Südamerika gezeigt werden. Diese mussten zwar lange, lange Zeit auf Konzerte ihrer Lieblings-Combo verzichten, aber seit geraumer Zeit hat sich ein regelrechter Kult um die Band gebildet. Rein von der Ekstase vor und während der Shows ist das doch noch mal eine ganz andere Hausnummer wie im konzertverwöhnten Nordamerika oder Europa. Sehr interessant anzuschauen und wahrscheinlich einer der Gründe, warum es den Stones immer noch Spaß macht. Wer will es ihnen verdenken? Und als Bonus gibt es dann tatsächlich noch ein gute Handvoll Jagger/Richards-Nummern am Stück, aufgenommen in verschiedenen Staaten Latein-Amerikas.

Letztendlich ein sehr unterhaltsamer Film, der inklusive Bonus Tracks immerhin auf eine Spielzeit von mehr als zweieinhalb Stunden kommt. Ole Ole Ole, keep on rockin', Los Rolling Stones!


Line-up The Rolling Stones:

Mick Jagger (lead vocals)
Keith Richards (guitars, lead & background vocals)
Ronnie Wood (guitars)
Charlie Watts (drums)

With:
Darryl Jones (bass, background vocals)
Chuck Leavell (keyboards)
Karl Denson (saxophone)
Tom Ries (saxophone, keyboards)
Bernard Fowler (background vocals)
Sasha Allen (background vocals)

Gesamtspielzeit: 155:00, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

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