1989 war "The Silent Jazz Ensemble" das erste Album der deutschen Jazz-Formation The Silent Jazz Ensemble. In der Folge erschienen nur noch drei weitere Tonträger der 1984 gegründeten Band. 1991 kam "Kashina" auf den Markt und 1996 folgte "Birds Of Passage".
Nach vielen Jahren der Pause wurde The Silent Jazz Ensemble von Helmut Engel-Musehold 2015 wiederbelebt und man meldete sich mit "Nightwalker" zurück. Die Gruppe begann als Quintett und schrumpfte mit dem Neubeginn zum Trio. Nichtsdestotrotz hat The Silent Jazz Ensemble nichts an Intensität auf der Strecke gelassen. Mit "Retrospective Images" veröffentlichte man 2014 Stücke der ersten drei Platten.
Die Band hatte sich das Genre Modern Melodic Jazz auf die Fahne geschrieben. Das Kind muss halt einen Namen haben. Die Musik von The Silent Jazz Ensemble ist aber viel mehr als dieser Stempel.
Neben dem instrumentalen gibt es auch den vokalen Modern Melodic Jazz. Dann ist Elena Ledda in von der Partie. So zum Beispiel in "Aili". Nach einem initialen Herzschlagrhythmus wirkt die sardische Sängerin mit elfengleicher Stimme an der schwebenden Stimmung mit. Andächtig lauscht man dem herrlichen Gesang. Dann übernimmt für einen Moment in einem changierenden Ambiente die Querflöte und letztendlich sind Instrument sowie Stimme im Einklang unterwegs. Schließlich wird der bundlose Bass mit einem Solo prominent in den Vordergrund gestellt und zum Hinknien ist dann der Querflöten-Bass-Twin-Sound. Wunderschön!
Die beeindruckende Sängerin ist noch zwei weitere Male im Song-Line-up vertreten. Einerseits ist es "Oriental Pearls For An Occidental Lady", andererseits "Veil Of Desire". Das erstgenannte Stück ist eine fast fünfminütige Reise mit fernöstlichen wie auch okzidentalischen Elementen. Das letzte Stück des Albums schafft aus der musikalischen Entspanntheit heraus und einer sehr interessant-trabenden Rhythmik einen Abstecher in den östlichen Mittelmeerraum. Im Kreieren von unterschiedlichen Stimmungen ist The Silent Jazz Ensemble ein Meister.
Die neun Lieder haben eine magische Anziehungskraft, der man sich nicht entziehen kann. Die Bandmitglieder erschufen Kompositionen, deren Wirkung direkt die Gefühlswelt beeinflussen, die Seele in Schwingungen versetzt. Das Album ist kein musikalischer Trip für Kurzentschlossene. Man bucht immer die all-inclusive-Version von "Estonian Moon" bis "Veil Of Desire".
Schon das gerade erwähnte Eröffnungsstück ist Hingabe pur. The Silent Jazz Ensemble verführt den Hörer mit schwebenden Klängen, die durch herrliche Rhythmuselemente geerdet werden. Das Saxofon geleitet einen in die verträumte Ebene des Modern Melodic Jazz und nach zirka drei Minuten entwickelt sich die perkussive Rhythmik intensiver, wird dynamischer. Dieser Opener ist einfach zum Niederknien.
Mit ihrem zeitlosen Charakter ist "No Hymn" eine Hymne der schwebenden Fantasien, die durch eine kreative Kooperation von Querflöten und Saxofon beeindrucken kann. Die Solo-Einlagen des Holzblasinstruments sind immer wieder ein Highlight. Für "Devotion" sind die Rollen dann vertauscht, denn hier übernimmt die Flute von Helmut Engel den Alleingang. Ulrich Moritz setzt mit seiner Percussion-Vielfalt prägende Akzente und auch hier ist die Atmosphäre von einer schwebenden Stimmung gekennzeichnet. Toll!
Es ist schon bemerkenswert, wie sich Ulrich Moritz mit ganz unterschiedlichen Instrumenten in Szene setzt und damit in jedem Track für den perfekten Song-Background sorgt. In "Russia" spielt Volker Heller ein Saxofonsolo zwischen einem Nebelschwaden-Schleier und flotten Tonfolgen. Klasse!
Zu "Russia" passt der "Russian Dance" und The Silent Jazz Ensemble mischt seinen Modern Melodic Jazz mit einem ordentlichen Schuss Folk. Auch so kommt es zu einem Hörgenuss der besonderen Art. Streicher-ähnliche Klänge verstärken den Eindruck.
Bedächtig zieht die "Caravan" durch den Wüstensand der meterhohen Dünen und hier ist auch Martin Lillich derjenige, der mit seinen anregenden Fretless Bass-Sounds das Tempo vorgibt.
Mit dem Debütalbum hat The Silent Jazz Ensemble etwas Ungewöhnliches geschaffen. »[…] Im Jazz hat es so etwas noch nicht gegeben, […]« Die verschiedenen musikalischen Elemente und geografischen Richtungen hat diese Gruppe seinerzeit perfekt unter einen Hut gebracht.
Line-up Silent Jazz Ensemble:
Volker Heller (flute, soprano saxophone, keyboards)
Gebhard Ullmann (flute, alto flute, bass flute, soprano saxophone, clarinette)
Helmut Engel (flute, piccolo flute, bamboo flute)
Martin Lillich (acoustic bass, fretless bass)
Ulrich Moritz (percussion)
Special Guests:
Elena Ledda (vocals)
Friedemann Witecka (ukulele)
Johannes Wohlleben (overtone singing)
Tracklist "Same":
- Estonian Moon (6:20)
- No Hymn (4:10)
- Aili (6:28)
- Devotion (6:10)
- Fields Of Russia (5:11)
- Caravan (4:48)
- Russian Dance (3:44)
- Oriental Pearls For An Occidental Lady (4:42)
- Veil Of Desire (3:41)
Gesamtspielzeit: 45:08, Erscheinungsjahr: 1989
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