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The Sonic Shamen / Tribute To Lemmy – LP-Review

Hier steckt Musik drin. Siebenundsiebzig Minuten "Tribute To Lemmy"-LP-Vergnügen und beim Kauf dieser Langspielplatte erhält man noch eine "Jam With Dave #1"-CD, die eine Spielzeit von fünfundsiebzig Minuten hat, obendrauf.
Das Album wurde »[…] the one and only […]« Lemmy Kilmister gewidmet und mit Dave ist Dave Anderson (Hawkwind, Groundhogs, Amon Düül II) gemeint.
Das Dr. Space-Projekt The Sonic Shamen ergab sich, weil der Øresund Space Collective-Gründer immer schon Aufnahmen in den Foel Studios, die Dave Anderson gehören, machen wollte. Aus dem Wunsch wurde Realität, denn an einem Wochenende im November 2015 traf sich der Soundtüftler mit »[…] cool people from the UK Space Rock community to do some jamming […]«.
Diese Leute waren Fred und Jon (Earthling Society), Martin (Litmus) sowie Vince (Red Elektra, Alan Davey). Auf der beiliegenden CD spielt wie geschrieben Dave Anderson mit. Diese Scheibe lag der Bemusterung leider nicht bei.

Richten wir die Lenkdüsen der The Sonic Shamen-Raumkapsel doch direkt auf "Freaky R&R", von dem es im Informationsblatt heißt: »[…] that would make Lemmy smile […]«.
Das fünfköpfige Kollektiv rockt in fast keinem anderen Track den Raum so sehr wie hier. Die Gitarren von Fred sowie Vince beherrschen die Szenerie mit ihren Riffs und Fretboard-Fahrten geerdet und doch finden sie den Weg in die Weiten des Weltraums. Da hat Dr. Space quasi alle Hände voll zu tun, um bei dem flotten Treiben mit seinen Synthesizer-Sounds nachzukommen. Bassist Martin und Jon an der Rhythmus-Maschine spielen freudig-schweißtreibend mit dem Gaspedal des Drives. Die Sechssaiter schrauben sich in die Höhe und diese Nummer ist dann nur eines der Highlights von "Tribute To Lemmy".

Dabei gilt für alle Tracks, dass sie »[…] live in the studio with no overdubs […]« eingespielt wurden. Die C-Seite des Albums enthält den Titel "Ravi In Space". Klar, hier kommt es zu fernöstlichen Genüssen. Die Sitar-Klänge fließen gemeinsam mit den Synthesizer-Sounds in einer harmonischen Einheit zusammen und die E-Gitarren liefern dazu gedankenverlorene Fantasien ab. Die hochauflösenden Kameras der Raumkapsel entdecken herrlich funkelnde Sterne in fernen Galaxien und die sind auch farblich sehr anziehend. Herrlich wie die Stimmungen im Laufe der Nummer changieren und so verschiedene Atmosphären reflektieren. Die Gitarren haben natürlich ausgiebig Platz, um sich prächtig solierend zu entfalten.
Wenn die Formation schon im Studio des ehemaligen Hawkwind-Mitglieds Dave Anderson gastierte, dann darf man sich ohne schlechtes Gewissen auch einem Track der Space Rock-Combo nähern. Der Opener "7 Or 7 Or Not" schmeichelt auf ganz geschickte Art und Weise der Nummer "7 By 7". Wenn auf der vorliegenden Scheibe gejammt wird, dann ist es sonnenklar, dass es sich in der fast achtzehnminütigen Session nicht um ein Cover handelt. Individuelle Ideen prägen hier die Orbitale um den blauen Planeten.

"Sam’s Gopal" ist sphärisch-balladeske Hingabe, versehen mit sinnlichen und nachdenklichen Momenten. Der Songtitel lässt es schon erahnen … es geht um eine Art Verneigung vor Sam Gopal, einem der Musiker, die den britischen Psychedelic Rock aufgebaut haben und mit ihm schließt sich der Album-Zyklus, denn in der Band Sam Gopal sang seinerzeit Lemmy Kilmister.
Rockte "Freaky R&R" schon bis die Polizei kam, muss man sich vor dem Hören von "Stoned Dead Your Clever" schon höllisch in Acht nehmen, denn dieses Stück – übrigens ein Achtzehnminüter – bringt den Underground zum Beben. Zügellos-frei wird hier auf die rockende Pauke gehauen und es macht obendrein auch noch mächtig Spaß, dabei zuzuhören. Scharf gewürzte Gitarren treffen auf Bassläufe unterhalb der Grasnarbe und darüber schweben die wabernden Sounds von Dr. Space. Hypnotisch-galaktisch gut! "In The Kitchen" ist dagegen kurz. Fred und Vince improvisieren auf akustischen Sechssaitern in iberischen Gefilden. Klasse!
Schön, wenn Wünsche in Erfüllung gehen und dann daraus ein Album entsteht, das in seiner spacigen Vielfalt dem Hörer auch noch richtig gut gefällt.


Line-up The Sonic Shamen:

Fred (guitar, effects)
Jon (drums, percussion)
Martin (bass, mellotron, synthesizers)
Vince (guitar, effects)
Dr. Space (modular synthesizer, kaossilator, monotron)
Dave Anderson (bass on CD-track)

Tracklist "Tribute To Lemmy":

Side A:

  1. 7 Or 7 Or Not

Side B:

  1. Sam’s Gopal
  2. Freaky R&R

Side C:

  1. Ravi In Space

Side D:

  1. Stoned Dead Your Clever
  2. In The Kitchen

Gesamtspielzeit: 77:32, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. IainHawk

    Nunja, was dui bestimmt nciht weisst, ist dass die Sitar keine ehcte ist sondern auf einem Pedal der US-Firma electro Harmonix basiert das Ravish Sitar und von Fred Laird gespielt wurde bzw wird. Du findest diese sounds auch auf ES Alben, die noch vor der Aufloesung letzten Jahres eingespielt worden sind.
    Liebe Gruesse Iain

    1. Joachim 'Joe' Brookes

      Hallo Iain,

      vielen Dank für den Kommentar und die interessanten Hintergrundinformationen.
      Es ist schon erstaunlich, welche Gitarren-Sounds man mit geschickt eingesetzten Hilfsmitteln erzeugen kann.

      Schöne Grüße

      Joe

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